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warum. Selbst jetzt noch konnte sie nicht darüber sprechen, dass sie bei uns gewesen war. Sie war ebenso eine Gefangene wie Nick. „Niemals."
„Und was beabsichtigt ihr nun?"
„Du musst dafür bezahlen, was du getan hast", sagte Jane.
„Mit dem Tode bezahlen? Ich habe euch nicht getötet, ich habe euch nicht zu Vampiren gewandelt und euch hungern lassen - ich habe versucht, euch zu helfen. Wisst ihr, was euer Problem ist? Der, an dem ihr euch wirklich rächen wollt, ist tot. Nostro ist für euch unerreichbar, und das macht euch scheißwütend."
„Gesprochen wie ein Diplomat", ätzte Nick.
„Ruhe, du da auf dem Stuhl. Also, ich entschuldige mich noch einmal, okay?"
„Nein", sagte Happy.
„Was wollt ihr denn dann? Wollt ihr die Zeit zurückdrehen?
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Weil das nämlich der einzige Weg wäre, um ... Moment mal." Ich dachte einen Augenblick nach. Und dann noch einen.
Ich dachte an Jessica und wie sehr sie Nick liebte. Ich dachte an diese Biester und an das Leben, das sie führten, bevor sie meine Untertanen wurden - ja, richtig, meine Untertanen. Und selbst wenn es der alte König Nostro gewesen war, der ihnen das angetan hatte, war ich doch immer noch verantwortlich für sie.
Was würde also eine Königin für ihre Untertanen tun? Was für eine Art von Königin wollte ich sein?
„Okay. Lasst Nick gehen und ich bleibe und ihr könnt mit mir machen, was ihr wollt."
Die drei Biester sahen sich an.
„Verstümmeln, töten, hauen, stechen, entstellen. Was ihr wollt. Nur lasst Nick gehen."
„Du bietest dich selbst im Tausch für ihn an?" Stephanie/Clara schien von dem Angebot echt schockiert zu sein.
„Jawoll."
„Das ist kein Trick?"
„Äh, nein, ich glaube nicht."
„Und keine Falle?"
Ich hob die Hände und zeigte meine Handflächen. „Wenn dies eine Falle wäre, wäre sie doch schon längst zugeschnappt, oder? Ich bin allein gekommen. Und das nicht, um euch auszutricksen. Ich will euch nicht töten.
Ich will, dass ihr euch besser fühlt. Wenn das nur möglich ist, indem ihr allein mit mir seid, dann ist das jetzt eure Chance. Worauf, zum Teufel, wartet ihr noch?"
Happy kam näher heran und schnüffelte. „Meinst du das ernst?"
Ich unterdrückte den Drang, von ihm abzurücken. Jesses, der stank, der Typ!
„Ja."
„Es wird vielleicht wehtun."
„Vielleicht." Ich versuchte, nicht zu zittern. Ich versuchte tap 98
fer zu klingen. Aber anscheinend gelang mir das nicht, denn er zeigte die Andeutung eines Lächelns.
„Wir geben dir keine Garantien", warnte er mich. „Vielleicht holen wir uns deinen Freund hier, wenn du tot bist."
Ich dachte an Sinclair. „Mein Freund", seufzte ich, „wird die geringste eurer Sorgen sein, wenn ihr mich tötet."
„Wir haben vor niemandem Angst. Nicht einmal vor unserer Königin."
Ich zuckte mit den Achseln. „Ganz offensichtlich."
Happy warf den anderen beiden einen Blick über seine gebeugte Schulter zu.
Sie zeigten keine Regung, aber er schien sie dennoch zu verstehen.
„Wir akzeptieren dein Angebot. Dein Freund kann gehen."
„Auf gar keinen Fall!"
Wir vier starrten Nick an.
„Das könnte dir so passen!", brüllte er, blass von dem Blutverlust. „Du wirst mich nicht retten, auf keinen Fall, nein, nein. Wenn sie mich umbringen, fühlst du dich schuldig - wie lange? Tausend Jahre? So war das eigentlich gedacht!
Ich will, dass du damit leben musst, versagt zu haben. Du sollst dich nicht als Heldin aufspielen, hörst du? Du bist keine Heldin, Betsy Taylor! Also, verpiss dich! Hau ab! Kriech zurück in deinen Keller und versteck dich!"
„Er will nicht gehen", stellte Happy nach einem Moment der Stille fest.
„Tja, sieht ganz so aus."
„Bist du sicher, dass du dich für ihn anbieten willst?"
„Mir kommen Zweifel", gestand ich grimmig.
„Vielleicht ist er kein so guter Freund, wie wir gedacht haben", sagte Stephanie zu den anderen.
„Das stimmt, verdammt noch mal, wir sind keine Freunde!", brüllte Nick.
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„Wirst du wohl aufhören, so herumzuschreien? Und, nein", seufzte ich, „wir waren mal Freunde, wenn man so will, doch jetzt sind wir es nicht mehr. Aber das Angebot steht immer noch. Lasst ihn gehen und ich bleibe und dann sehen wir, was sich ergibt."
„Ich habe Zweifel", sagte Stephanie zu ihren Kameraden. Aha! Im Stillen beglückwünschte ich mich, dass ich Sinclair und Tina daran gehindert hatte, sie zu töten.
„Was meinst du?", fragte Jane. Happy sah aus, als würde er sich dieselbe Frage stellen. In ihren
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