Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
070 - Der Galgenbaum im Jenseits

070 - Der Galgenbaum im Jenseits

Titel: 070 - Der Galgenbaum im Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
bekam er auch kaum mit, wohin sie ihn führten. Sie zogen, stießen und drängten ihn. Manchmal schlugen sie ihn auch.
    Die Schläge taten seltsamerweise kaum weh. Er hatte so große Schmerzen, daß sie darin einfach untergingen. Irgendwann war der Dschungel zu Ende. Sonnenlicht, heiß und grell, traf ihn. Er kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf, und als er die Lider wieder hob, stellte sich seine Sehschärfe langsam wieder ein. Er war auch nicht mehr so sehr benommen.
    Er sah ein Kreisdorf, eine Ansammlung von Hütten, die wie Erdbeulen wirkten, graubraun und zum Teil mit Gras bewachsen waren.
    Es war der Kral der Grauhäutigen, in den sie ihn brachten. Jetzt erst merkte er, daß er barfuß lief, und sein weißes Hemd hing in Fetzen herunter.
    Kinder und Frauen zogen sich in die Buckelhütten zurück, als die Männer Jesse Higgins brachten. Auch sie hatten keine Nasen und große, spitze Ohren. Auch ihre Gesichter waren von Beulen und Erhebungen entstellt.
    In der Mitte des Kreisdorfs blieben die Krieger mit ihrem Gefangenen stehen. Ein Raunen ging durch die Menge, und der Mann mit dem goldenen Amulett befahl seinen Artgenossen, Higgins loszulassen.
    Die Krieger traten zurück, auch die Kuttenträger machten Platz, und dann bemerkte Jesse Higgins einen anderen Kuttenträger, der sich von jenen, die ihn gefangen hatten, äußerlich nicht unterschied.
    Dennoch schien er etwas Besonderes zu sein, denn selbst der Kerl mit dem Talisman verneigte sich vor ihm.
    »Wen bringt ihr?« fragte er den Wilden mit dem Amulett.
    »Er und sein Begleiter waren auf der verbotenen Insel«, antwortete dieser. »Sein Freund konnte entkommen.«
    Der Kuttenträger trat näher. Er hatte die Kapuze hochgeschlagen, und sein widerliches graues Gesicht befand sich in einem tiefen Schatten.
    »Ich bin Daccab, der Häuptling der Engawas. Wie ist dein Name?«
    »Jesse Higgins.«
    »Ist das wahr, was Pa-nna sagt?« wollte Daccab wissen.
    »Wir haben uns verirrt. Mein Freund und ich gelangten durch ein Dimensionstor auf eure Welt. Wir suchten nach einer Möglichkeit, auf die Erde zurückzukehren«, verteidigte sich Higgins. Er hoffte, daß ihm der Häutung das glaubte.
    »Da baut ihr euch ein Floß und rudert ausgerechnet zum verbotenen Eiland hinüber«, sagte Pa-nna ungläubig. »Ihr wolltet den Zauberdolch stehlen!«
    »Das ist nicht wahr«, widersprach Higgins. »Wir wußten nichts von der Existenz dieses Dolches.«
    »Du lügst.«
    »Ich schwöre es bei allem, was mir heilig ist.«
    »Ihr wart in der Höhle!«
    »Nein. Wir haben die Insel nicht einmal betreten. Als wir erkannten, daß wir den falschen Weg eingeschlagen hatten, kehrten wir gleich wieder um.«
    Pa-nna trat auf Higgins zu. Blitzschnell stieß seine Hand in die Jeanstasche, und als sie wieder zum Vorschein kam, lag der Edelstein in ihr.
    »Das lag vor dem goldenen Dolch. Und du will nicht in der Höhle gewesen sein? Hast nicht einmal deinen Fuß auf die Insel gesetzt?«
    Jesse Higgins überlief es eiskalt. Teufel, es wäre vernünftiger gewesen, bei der Wahrheit zu bleiben. Nun würden ihm die Engawas kein Wort mehr glauben.
    »Na schön, wir haben die Insel betreten. Ich habe gelogen, weil ich Angst hatte. Aber wir gingen nicht auf das verbotene Eiland, um etwas zu stehlen…«
    Der Parapsychologe brach jäh ab. Sein Herz krampfte sich zusammen, und er stöhnte auf. Zum erstenmal hatte er an den Hütten vorbeigesehen und bemerkt, was sich dahinter befand.
    Es war grauenvoll. Er konnte es kaum fassen. Die Engawas waren Kopfjäger!
    Die Schädel ihrer getöteten Feinde steckten auf langen Stangen. Es gab einen ganzen Wald von Stangen, und keine einzige war leer. Der Wissenschaftler schluckte. Er glaubte zu wissen, was für ein grausiges Schicksal ihm bevorstand.
    ***
    Sie erreichten ein Hochplateau. Es war karstig und steinig, und ein heftiger Wind fegte darüber hinweg. Atax zügelte sein Pferd und wandte sich zu Arma um. Sie und Cuca schlossen auf.
    »Gut, daß wir unsere Pferde geschont haben, in wenigen Minuten werden sie nämlich sehr viel Kraft brauchen.«
    Arma schaute den Dämon erstaunt an. »Wofür werden sie die Kraft brauchen?«
    Die beiden Begleiterinnen des Dämons hatten die Schlucht noch nicht entdeckt, die vor. ihnen lag. Es war kein allzu tiefer, und kein allzu breiter Einschnitt. Dennoch konnte ein Absturz verheerende Folgen haben.
    Atax wies nach vorn, und nun fiel Arma der Einschnitt auf. Es sah aus, als hätte ein Riese das Plateau mit einer

Weitere Kostenlose Bücher