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070 - Der Galgenbaum im Jenseits

070 - Der Galgenbaum im Jenseits

Titel: 070 - Der Galgenbaum im Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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dem gefährlichen Gegner den Todesstoß zu versetzen. Aber Atax wartete nicht darauf, bis es soweit war.
    Die Luft, die ihn umgab, begann auf einmal zu flimmern. Mr. Silver stach zwar noch zu, aber das Höllenschwert traf keinen Körper mehr. Die Klinge sauste ins Leere.
    Atax hatte sich rechtzeitig aufgelöst.
    ***
    Die erste Beule brach auf. Jubilee spürte es. Wo blieben Tuvvana und Cruv mit den Räucherstäbchen? Wie lange waren sie schon fort? Boram hockte in Jubilees Nähe auf dem Boden, stumm, reglos. Eine Nebelstatue.
    Jubilee konnte kaum noch klar denken. Sie wußte aber, daß für die Freunde vieles leichter sein würde, wenn sie sich von ihnen trennte.
    Dann brauchten, sie sich keine Sorgen mehr um sie zu machen. Eine schwere Last würde von ihnen genommen werden.
    Es gibt keine Hilfe… sagte sich Jubilee immer wieder. Es fiel ihr sehr schwer, den Kopf zu heben. Noch schwerer würde es sein, aufzustehen und fortzugehen.
    Aber sie durfte nicht bleiben. Wenn sich jemand an ihr ansteckte… Oder wenn Tony Ballard sie auf die Erde mitnahm… Sie würde eine Seuche mitbringen, die vielleicht viele Menschen dahinraffte. Das wäre unverantwortlich gewesen.
    Nein, der Weg zurück war ihr versperrt. Sie mußte auf Coor bleiben - und sterben.
    »Hast du irgendeinen Wunsch?« fragte Boram.
    Ja, sie hatte einen. Sie wollte tot sein.
    »Nein«, sagte sie. »Keinen Wunsch, Boram…«
    Der Nessel-Vampir erhob sich und verließ die Höhle. War das die Gelegenheit? Konnte sie sich jetzt von den Freunden trennen?
    Jubilee sammelte die wenigen Kräfte, die ihr noch geblieben waren. Weit würde sie wohl nicht kommen. Irgendwo dort draußen würde sie zusammenbrechen, und da sie sich überanstrengt hatte, würde sie der Tod schneller ereilen.
    Es machte ihr schon fast nichts mehr aus. Anfangs, als sie die Krankheit in sich entdeckte, war sie erschrocken, und dann war sie verzweifelt und unglücklich gewesen. Doch nun fand sie sich mit dem unvermeidlichen Schicksal ab.
    Wenn sie bei Cantacca - dem Dämon, der sie vor dreizehn Jahren entführt hatte und nun zu seiner Gefährtin machen wollte - geblieben wäre, wäre ihr dieses Ende erspart geblieben. Dafür wäre aber ein anderes Ende auf sie zugekommen.
    Die Dämonenweihe! Sie war froh, daß ihr wenigstens das erspart geblieben war.
    Es war ihr lieber, zu sterben, denn als Dämonin an Cantaccas Seite zu leben.
    Jubilee bereute nicht, geflohen zu sein. Es tat ihr lediglich leid, nicht mit Tony Ballard auf die Erde zurückkehren zu können. Schade. Es wäre herrlich gewesen.
    Fort von Coor… Nach dreizehn Jahren wieder bei den Eltern… Ein Traum, der sich nun nie erfüllen würde.
    Jubilee richtete sich auf. Sie zitterte vor Anstrengung, aber sie zwang sich, es durchzustehen. Beulen bedeckten auch ihre Hände. Jubilee ekelte sich vor sich selbst.
    Endlich stand sie, aber sie hatte nicht die Kraft, einen Schritt zu tun.
    Schwankend wie ein Halm im Wind stand sie da. Mehrmals mußte sie sich an der Wand abstützen, um nicht umzufallen.
    Gehen! dachte sie trotzig. Ich will gehen! Ich muß gehen!
    Sie wußte nicht, wo Boram im Moment war. Hoffentlich hatte er sich ein Stück von der Höhle entfernt. Er würde sich bittere Vorwürfe machen, wenn er zurückkehrte und sie nicht mehr an ihrem Platz vorfand, aber das konnte sie ihm nicht ersparen.
    Es gab keine andere Lösung.
    Die Höhlenöffnung war so nah, und doch auch so fern. Wie sollten ihre Kräfte reichen, die Höhle zu verlassen und sich auch noch so weit zu entfernen, daß man sie nicht mehr fand?
    Stimmen… Jubilee blieb stehen, lehnte sich an die Höhlenwand. Tuvvana und Cruv kehrten zurück, und Boram sprach mit ihnen. Wenn sie jetzt weiterging, lief sie den Freunden direkt in die Arme.
    Die Schatten der Gnome näherten sich der Höhle. Gleich darauf erschienen Tuvvana und Cruv. Tuvvana riß die großen Augen erschrocken auf, als sie Jubilee erblickte.
    »Jubilee, wo willst du hin?«
    »Fort«, sagte das junge Mädchen leise und stieß sich von der Höhlenwand ab. Sie wankte weiter.
    »Wir haben mehr als ein Dutzend Räucherstäbchen gefunden«, sagte Cruv und zeigte sie her. Schwarz wie Kohlenstifte waren sie, und so dünn, daß der Gnom sie alle mit seiner kleinen Hand umfassen konnte.
    »Ihr hättet euch die Mühe sparen können«, sagte Jubilee schleppend. »Ich… will… nicht mehr…«
    »Kindchen, ich schätze, wir werden dich nicht fragen«, sagte Cruv energisch. »Wir bleiben beisammen, bis Tony Ballard und die

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