070 - Neues vom Hexer
einen Juwelendiebstahl zu bringen – aber wir wußten schon vorher alles.«
»Bringen Sie ihn einmal herein.«
Freddy schlenderte in den Raum und schaute unsicher von einem zum andern.
»Das ist Mr. Bliss vom Yard«, erklärte Stourbridge.
Freddy nickte.
»Hab’ schon von Ihnen gehört«, sagte er mit einer hohen, schrillen Stimme. »Sie sind doch der Teufelskerl, der den Hexer – «
»Wenn wir genau sein wollen, bin ich es nicht«, erwiderte Bliss barsch, »aber Sie können es vielleicht sein.«
»Ich?« Freddys Mund stand offen, und seine vorstehenden Zähne erinnerten Stourbridge an die Maske eines beliebten Komikers. »Ich rühre den Hexer nicht an, wenn Sie gestatten. Wenn Sie Arbeit für mich haben, übernehme ich sie gern. Es ist nun einmal mein Steckenpferd – eigentlich hätte ich zur Polizei gehen müssen. In Manchester können Sie sich nach mir erkundigen. Ich habe Spicy Brown gefunden, als alle Polypen vergeblich nach ihm suchten.«
»Deshalb ist Ihnen der Boden in Manchester wohl auch etwas zu heiß geworden, was?« fragte der Inspektor.
Der Mann trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. »Ja, sie haben mir etwas zugesetzt – die Jungens, meine ich. Deshalb bin ich nach London zurückgekommen. Aber ich muß herumschnüffeln, das ist nun einmal so. Daran kann ich nichts ändern.«
»Sie können ein paar Nachforschungen für mich anstellen«, erwiderte Bliss.
So kam es, daß ein neuer und außerordentlich befähigter Mann den Fremden mit dem roten Bart beobachtete.
Der Mann mit dem roten Bart war auf einem Indiendampfer, der Marseille berührt hatte, in London angekommen. In seinem Paß stand der Name Tennett. Er reiste dritter Klasse und war von Beruf Elektroingenieur. Aber trotz seiner augenscheinlichen Armut hatte er eine kleine, luxuriös eingerichtete Wohnung in Kensington gemietet.
Chefinspektor Bliss wurde zuerst auf ihn aufmerksam, als er ihn eines Abends in Carlton House Terrace sah. Der Ingenieur gab an, daß er mit Mr. Guild über das Projekt eines Wasserkraftwerkes in Indien sprechen wolle.
Am nächsten Tag wurde er beobachtet, als er das Haus von der Parkseite aus besichtigte.
Nun wäre es eine einfache Sache gewesen, ihn festzunehmen und nachzuprüfen, ob seine Angaben auf Wahrheit beruhten. Aber kürzlich hatte es schon mehrere Skandale gegeben, weil zwei Unschuldige verhaftet worden waren, und in Scotland Yard wollte man kein neues Risiko auf sich nehmen.
Tennett wurde bis zu seiner Wohnung verfolgt. Anscheinend war er ein verschwenderischer Mann, denn er benutzte ständig Taxis, auch wenn es unnötig schien.
Freddy hörte Bliss mit wachsendem Unbehagen zu.
»Ich will nichts mit Hexern zu tun haben«, sagte er dann heiser. »Übrigens hat er keinen roten Bart.«
»Halten Sie den Mund!« fuhr in Bliss an. »Er kann sich doch wohl einen wachsen lassen, oder? Sehen Sie zu, was Sie herausbringen können. Vielleicht kommen Sie zufällig in seine Wohnung und sehen ein paar Briefe herumliegen – manchmal findet man auf diese Weise Anhaltspunkte. Ich gebe Ihnen natürlich nicht den Auftrag, das zu tun, aber…«
Freddy nickte verständnisvoll.
Drei Tage später berichtete er dem Detektiv, an den er sich wenden sollte, merkwürdige Dinge. Der Mann mit dem roten Bart war auf dem Flugplatz Croydon gewesen und hatte wegen eines Flugzeugs verhandelt, das ihn nach dem Kontinent bringen sollte. Auch hatte er sich längere Zeit bei einer Firma für elektrische Bedarfsartikel im Osten Londons aufgehalten und eine Reihe geheimnisvoller Einkäufe gemacht, die er in einem Taxi nach Hause brachte.
Bliss sprach mit seinem Vorgesetzten.
»Nehmen Sie ihn fest«, schlug dieser vor. »Sie können einen Haussuchungsbefehl für seine Wohnung bekommen.«
»Sie ist schon durchsucht. Es war aber nicht das geringste dort zu finden, was von Wichtigkeit sein könnte.«
Abends besuchte er Mr. Guild. Miska war kaum wiederzuerkennen. Die letzten drei Monate hatten ihn vollständig zermürbt.
»Nichts Neues?« fragte er furchtsam, als Bliss hereintrat. »Hat dieser Mann auch nichts entdeckt? Der kann es wirklich mit den Leuten von Scotland Yard aufnehmen. Ich habe letzte Nacht mit ihm gesprochen, als er sich draußen mit einem Ihrer Leute unterhielt. Hören Sie, Bliss, ich möchte Ihnen gern die Wahrheit über den Zwischenfall in Paris erzählen – «
»Tun Sie das lieber nicht«, erwiderte Bliss entschieden.
Er wollte nach außen hin auf alle Fälle ein scheinbares Interesse an Mr. Guilds
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