Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0700 - Aphilie

Titel: 0700 - Aphilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Schritt, den man getan haben mußte, bevor man das endgültige Ziel anvisierte. Darüber aber, welches denn nun das endgültige Ziel sei, wollte sich niemand äußern. Insgeheim, tief im Innern seines Herzens, wußte jeder, was er wollte. Aber er hielt sich für einen sentimentalen Narren, der seinen geheimen Wunsch nicht aussprechen durfte, um sich nicht bloßzustellen. Er wollte zurück - dorthin, wo die Erde, wo die Menschen hergekommen waren, unter den goldenen Schimmer von Sol.
    Aber wie sollte sich eine solche Sehnsucht verwirklichen lassen?
    Die Position der heimatlichen Galaxis war seit geraumer Zeit bekannt. Man wußte, daß sie Jahrmillionen von Lichtjahren weit entfernt war. Das Experiment, die Erde mit Hilfe eines Sternentransmitters zu transportieren, stak noch jedem, der mit dabei gewesen war, in den Knochen. Sollte man Ähnliches ein zweites Mal wagen?
    Die Sehnsucht also blieb vorerst geheim. Aber die Männer und Frauen in Terrania-City, die die Regierung bildeten, schienen die Stimmung im Volk gewittert zu haben. Wie anders war es zu erklären, daß sie als erstes Projekt, nachdem die Verhältnisse auf der Erde sich endlich wieder normalisiert hatten, ein Super-Raumschiff in Angriff nahmen, das ehrgeizigste Vorhaben, das die Menschheit sich jemals vorgelegt hatte? Wie anders konnte man sich erklären, daß das neue Raumschiff, schon als es auf den Tischen der computergesteuerten Zeichner zum ersten Mal Form annahm, auf den Namen SOL getauft wurde?
    Die Menschen waren begeistert. Das Schiff bestand aus zwei Kugelzellen, wie sie für die Schlachtschiffe der Universum-Klasse verwendet wurden: Jede 2500 Meter im Durchmesser.
    Zusammengehalten wurden die beiden Kugeln durch einen zylindrischen Mittelrumpf, der ebenso lang wie dick war, nämlich 1500 Meter. Das Zyklopenschiff hatte das Aussehen einer Hantel: In der Mitte der dicke Zylinder, zu beiden Seiten je eine Kugel.
    Die SOL wurde mit den modernsten Triebwerken ausgestattet.
    Ihre Energiequelle war eine Serie von Kraftwerken, die nach dem inzwischen ausgereiften Nugas-Schwarzschild-Prinzip arbeiteten.
    Die SOL war in der Lage, intergalaktische Entfernungen mit Hilfe ihrer Sextadim-Triebwerke mühelos und in kürzester Zeit zu überbrücken. Im Innern der Galaxien operierte sie mit Hilfe eines Lineartriebwerks, dessen Reichweite für alle praktischen Überlegungen nahezu unbegrenzt war.
    Noch eine Besonderheit hatte die SOL auf zuweisen: Ihre Bestandteile, die beiden Kugeln und der Zylinder in der Mitte, ließen sich voneinander trennen und konnten selbständig operieren. Die Bewaffnung eines jeden Teilstückes war ausreichend, um alle bekannten Gefahren abzuwehren. Die SOL würde die heimatliche Galaxis mühelos erreichen und sich selbst gegen eine ganze Flotte von larischen SVE-Raumschiffen erfolgreich zur Wehr setzen können.
    Die SOL war die Gestalt gewordene Hoffnung der Menschheit, von der heimatlichen Sonne nicht für immer getrennt zu sein.
    Die SOL war nahezu fertiggestellt, als sich unerwartet ein Schatten über die Erde und die Menschen senkte. Es sah zunächst so aus, als zerstörte eben der Umstand, daß das Raumschiff, in dem sich alle Hoffnungen vereinten, so gut wie fertiggestellt war, den Zusammenhang der Menschen untereinander. Sie schienen - von Tag zu Tag deutlicher - einer des anderen Feind zu werden, jeder darauf bedacht, nur den eigenen Vorteil zu wahren. Erst mit der Zeit wurde offenbar, daß die SOL nicht wirklich etwas mit der seltsamen Veränderung der Menschen zu tun hatte. Etwas anderes war da wirksam geworden, ein übler Geist, der wie eine Krankheit die Menschen beschlich und sie übermannte. Und ehe es diejenigen, die von ihrer Berufung her über das Wohl der Menschheit zu wachen hatten, es sich versahen, hatte die Gefahr Ausmaße angenommen, die den Erfolg alles bisher Erreichten in Frage stellten.
    Das war die Lage in jenem denkwürdigen Juli 3540, in dem der Aufstand gegen den Großadministrator schon längst eingeleitet war.
     
    *
     
    Von Vater Ironside wußte niemand, woher er kam. Im Laufe der vergangenen Wochen hatte er begonnen, sich in Terrania-City einen Namen zu machen. Er hielt Predigten unter freiem Himmel, die sich auf Anhieb nicht viel anders anhörten als die Reden vieler anderer, die im Gefolge der Ereignisse des letzten Jahrhunderts das unmittelbar bevorstehende Ende der Welt verkündigten. Aber irgend etwas war an seinen Predigten, das den Menschen mehr einleuchtete als die pathetischen Worte der

Weitere Kostenlose Bücher