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0700 - Para-Hölle Spiegelwelt

0700 - Para-Hölle Spiegelwelt

Titel: 0700 - Para-Hölle Spiegelwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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metallicgrauen 740i fuhr. Weil er den eleganter fand als einheimische Produkte.
    Und auch Lady Patricias Renault Twingo fehlte. Stattdessen stand da ein mit Spoilern, Schwellern, Kotflügelverbreiterungen und Superbreitreifen aufgemotzter schwarzer Golf GTI.
    »Scheiße! Welcher Krawallo-Teeny fährt denn diese Karre?«, ächzte Nicole. »Nee… alles, aber nicht dasl«
    Sie wandte sich wieder um. Starrte den schwarzen Sportwagen an, der sich in der Dunkelheit neben dem Ziehbrunnen duckte, die Fahrertür hochgeklappt.
    »Sollten die Unterschiede nicht nur im Schlafzimmer und im fiesen Charakter, sondern auch bei den Autos liegen?«, überlegte sie. »Dann ist der da meiner ! Komm!«
    Sie rannte schon hinüber. Warf ihren Mantel in den Wagen und sich selbst auf den Fahrersitz. Zamorra zögerte einen Moment. Sah zum Golf, sah zur Tür des Hauptgebäudes… »Komm schon!«, schrie Nicole. »Der Schlüssel steckt! Weg hier, ehe die Zugbrücke hochgeschaltet wird!«
    Die ließ sich per Knopfdruck tatsächlich hochfahren, auch wenn das in den letzten zehn Jahren nicht mehr geschehen war und sowohl Ketten als auch Elektromotoren vermutlich längst eingerostet waren.
    Zu Hause…
    Zamorra hetzte frierend zum Wagen, hatte einen Moment lang Probleme, die Beifahrertür zu öffnen, schmiss dann seine Klamotten in den Fußraum und stieg ein. Die Türen surrten herunter, der Motor sprang an.
    »Ein Lamborghini Diablo«, keuchte Nicole begeistert. »So was kann nur mir gehören!«
    Der totale Auto-Fan sprach aus ihr. Aber Kritik war auch dabei: »Für Stadtfahrten kaum brauchbar, weil die Kupplung zu straff ist. Eigentlich solltest eher du den fahren!«
    »Hat das Ding auch ’ne Heizung?« Zamorra fror immer noch.
    »Keine Ahnung… wenn wir den gleich richtig fahren, heizt der von allein! Der Motor ist direkt hinter dir!«
    Da brüllten 12 Zylinder ihre unbändige Kraft hinaus in die Welt. Wie ein Geschoss jagte der Mittelmotor-Sportwagen los. Sekundenlang schien es, als würde Nicole mit Mauerwerk kollidieren, aber dann riss sie das Lenkrad brutal herum, benutzte die Handbremse als zusätzliche Lenkhilfe, und der Diablo kreiselte in Gegenrichtung, schoss auf das Tor in der Mauer zu.
    Dröhnte über das Holz der Zugbrücke und war draußen.
    Licht an!
    Erste Kurve! Nicole kannte die Serpentinenstraße im Schlaf.
    »Scheiß-Kupplung… wenn ich den noch zehn Minuten hier fahren muss, krieg' ich nen Wadenkrampf!«
    Zamorra befürchtete eher, dass der Wagen lange vorher aus der Kurve flog. Aber Nicole lenkte ihn souverän wie ein Rallye-Pilot.
    »Hier stinkt's nach Zigarettenqualm! Mein anderes Ich wird doch wohl nicht die Lunge teeren?«
    Zamorra hielt sich krampfhaft lest, während die Fliehkraft ihn in jeder Kurve nach rechts oder links vom Sitz drängen wollte. »Alkohol und Nikotin rafft die halbe Menschheit hin, ohne Schnaps und ohne Rauch stirbt die andere Hälfte auch«, spöttelte er, der sich das Laster schon vor gut zwanzig Jahren abgewöhnt hatte. Tabaksteuer und Lungenkrebs waren nicht sein Wunschtraum.
    »Und Nichtrauchen ist Steuerhinterziehung«, kommentierte Nicole auch prompt.
    »Der Spruch könnte von Carsten oder Micha kommen«, ächzte Zamorra.
    »Die verpesten doch beide auch nicht die Luft! Festhalten!«
    Aber wo? Am Armaturenbrett? Oder an den Sitzkanten? Angeschnallt hatten beide sich noch nicht, weil sie nicht genug Zeit dafür gefunden hatten. Das Ende der Privatstraße war erreicht. Links ging's ins Dorf, rechts nach Feurs, geradeaus lag ein paar hundert Meter weiter hinter freiem Kartoffelacker die Loire.
    Nicole stieg voll in die Eisen, hatte in der Einmündung trotzdem fast noch zuviel Tempo drauf und benutzte wieder die Handbremse als Lenkhilfe. Der Diablo radierte fast durch einen rechten Winkel, hinterließ ein paar Pfund Reifengummi auf dem Asphalt, und dann trat Nicole das Gaspedal schon wieder durch und rührte in der Sechsgangschaltung, um den Wagen nach Feurs zu treiben.
    »Warum nicht ins Dorf?«, fragte Zamorra atemlos.
    »Weil wir Zamorra und Duval sind! Die halten uns da doch für unsere Doppelgänger!«
    »Eben drum…«
    »Und da werden unsere Doppelgänger uns auch zuerst suchen!« Der Wagen war für Zamorras Begriffe schon wieder viel zu schnell. Nicole zog ihn durch die Kurven, hatte Fernlicht und Nebelscheinwerfer zugeschaltet, um die Streckenführung, die sie durchaus kannte, noch besser sehen zu können, weil sie die Straße in diesem Tempo noch nie durchrast hatte. Fast schien es

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