0701 - Duell der Amulette
selbst zu erschaffen. Dann hätten wir zwei Teufel im Dorf.«
Pater Ralph schüttelte den Kopf.
»Dann hätte er die beiden wohl kaum verfolgen müssen«, widersprach er. »Da steckt etwas anderes hinter.«
»Aber was?«
Der Geistliche lehnte sich zurück. Die Geschichte, die Mostache erzählt hatte, klang selbst für jemanden, der oft Übersinnliches erlebt hatte, abenteuerlich. In zwei UFOs waren die Doppelgänger angeblich verschwunden und hatten damit Zamorras Wutanfall ausgelöst.
Pater Ralph dachte daran, dass der Professor vor kurzem seine Beine in Holz verwandelt hatte und beschloss, in diesem Dorf nichts mehr für unmöglich zu halten.
»Vielleicht«, riss Charles ihn aus seinen Gedanken, »sollten wir das so sehen: Die Doppelgänger sind die Feinde des Professors, richtig? Damit sind sie doch unsere Freunde.«
Ein paar Männer nickten zustimmend. Den Pater begeisterte die Logik allerdings nicht besonders.
»Wir wissen nichts über die beiden«, sagte er. »Es wäre falsch, sie jetzt bereits als Freunde oder Feinde zu betrachten. Vielmehr müssen wir versuchen, mehr über sie herauszufinden, bevor wir den Teufel mit dem Beelzebub austreiben.«
Er machte eine Pause, um zu sehen, ob seine Worte angekommen war. Niemand widersprach.
»Mostache«, sprach er den Wirt an, der erschrocken zusammenzuckte. Er schien noch unter Schock zu stehen. »Antoine und seine Männer kommen doch öfter nach Feierabend hierher, um noch was zu trinken.«
»Und zahlen nie«, murrte Mostache.
Pater Ralph nickte. »Ich weiß. Aber wenn sie das nächste Mal hier sind, reibe ihnen das nicht wieder unter die Nase, sondern horche sie ein wenig aus. Irgendwas werden sie dir schon erzählen.«
»Ich werd's versuchen.«
Das war besser als nichts.
Dass die beiden Doppelgänger tatsächlich auf ihrer Seite standen, so wie Charles vermutete, glaubte der Geistliche jedoch nicht. Er hatte keinen konkreten Grund dafür, nur die in langen Jahren gewonnene Erkenntnis, dass seit der Ankunft des Professors nichts Gutes mehr in diesem Dorf geschehen war. Und ein zweiter Professor würde die Dinge wohl eher noch verschlimmern, das zeigte schon der Zustand von Mostaches Kneipe.
Es war, sinnierte der Pater, nun einmal wie in jedem Krieg. Die Zivilbevölkerung litt am meisten.
Doch die Menschen in seinem Dorf hatten schon mehr gelitten als die meisten anderen. Für sie würde er kämpfen - egal, gegen wen.
***
Die Hornisse verließ den Hangar und tauchte in den weißen Nebel ein. Zamorra hatte Nicole die Steuerung überlassen und beschäftigte sich mit der Navigation. Im Moment hatte er jedoch kaum etwas zu tun, denn die Ortungs-Sensoren ließen sich von den enormen Dampfmengen irritieren und behaupteten, sie flögen gerade durch feste Materie.
»Wenn du aus dem Fenster siehst, erkennst du mehr als die Sensoren«, sagte er ins Helmmikrofon. »Bis wir hier raus sind, wird das wohl ein Blindflug.«
»Sieht so aus«, bestätigte Nicole. Das aus druckfestem, transparenten Material bestehende Fenster des zylindrischen Flugobjekts war recht klein gehalten und bot alles andere als einen Panoramablick. »Ich halte die Maschine gerade. So weit kann sich das Feld ja nicht ausdehnen. Wir…«
Plötzlich stieß sie die Hornisse nach unten. Zamorra verrenkte sich ein wenig, um nach oben sehen zu können. Ein dunkler Schatten glitt dicht über sie hinweg. Er wusste nicht, ob es sich dabei um das Jagdboot oder die Fackel der Freiheit handelte.
In der nächsten Sekunde schossen blaue, leicht gefächerte Strahlen auf sie zu.
Nicole riss die Maschine zur Seite, fing sie ab, bevor sie ins Trudeln geraten konnte und brachte sie zurück auf Kurs. Die Lichtblitze bohrten sich harmlos in den Nebel.
»Sie scheinen uns lebend haben zu wollen«, vermutete Zamorra. »Das waren keine Vernichtungsstrahlen. Es sei denn, sie haben eine neue Waffenart entwickelt, die wir noch nicht kennen…«
»Ich schätzte, Letzteres«, gab Nicole zurück. »Sie müssen uns doch für Rebellen halten. Welchen Grund sollten sie haben, uns zu schonen? Sie können doch kaum wissen, dass keine Ewigen, sondern wir hier drin sitzen.«
Und dann waren sie auch schon über dem offenen Meer, jagten unter sternenklarem Himmel auf die amerikanische Küste zu. Hinter ihnen wirkte die weiße Nebelwand wie das Tor zur einer anderen Welt.
»Meinst du, sie schaffen es?«, fragte Nicole.
Zamorra hob die Schultern. »Ich hoffe es.«
Er wandte sich den Instrumenten zu, die jetzt wieder normal
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