0701 - Duell der Amulette

Moment. »Flornissen: Start Formation C. Viel Glück!«
    Die Nase des Schiffes sackte nach unten. Zamorra und Nicole mussten sich an einigen Schaltpulten festhalten, um nicht gegen den Bildschirm geschleudert zu werden. Sitze, auf denen sie sich anschnallen konnten, gab es nicht. Die waren alle mit Ewigen besetzt.
    »Hoffentlich reißen wir nicht versehentlich ein Loch in den Schiffsrumpf«, sagte Nicole.
    Zamorra nickte. Der Gedanke war ihm auch schon gekommen.
    Auf dem Bildschirm tauchte die glatte, graublaue Fläche eines Ozeans auf.
    »Der Atlantik«, vermutete Zamorra.
    Die Fackel der Freiheit stürzte darauf zu, und für eine Sekunde befürchtete der Dämonenjäger, sie würde auf dem Wasser zerschellen. Aber dann wurde das Schiff ruckartig nach oben und zur Seite gezogen.
    Am Rand des Bildschirms tauchte ein blauer Strahl auf. Er schlug unterhalb des Schiffes ins Wasser. Weißer Rauch breitete sich explosionsartig aus, als Tausende Liter innerhalb von Sekunden verdampften.
    Auf dem Schirm war nichts außer einer weißen Wand zu sehen.
    Zamorra fragte sich, ob der Dampf auch die Sensoren beeinträchtigte, die der Navigator zum Steuern des Schiffes benötigte.
    Der nächste Ruck schleuderte ihn und Nicole zur anderen Seite. Wieder schoss ein Strahl haarscharf an ihnen vorbei. Aus dem weißen Dampf schälte sich eine Metallkonstruktion, die blitzschnell an ihnen vorbeiglitt.
    Das Jagdboot.
    Dann tauchten fünf oder sechs Hornissen vor der Fackel der Freiheit auf, schossen auf das Jagdboot zu.
    »Das ist Selbstmord«, sagte Nicole leise.
    Zamorra wollte zustimmen, doch dann sah er, wie die Hornissen abdrehten und auf das Wasser feuerten.
    Ihre Umrisse verschwanden im weißen Nebel.
    Wieder ging ein Ruck durch das Schiff. Es schoss steil nach oben, glitt an zwei Hornissen vorbei und tauchte unerwartet steil nach unten, zurück in die Wolke.
    Zamorra fühlte sich wie jemand, der freihändig auf einer Achterbahn mitfährt.
    »Wir legen die Sensoren des Jagdboots durch den Wasserdampf lahm«, erklärte ihm der Epsilon. »Dann können sich seine Waffensysteme nicht mehr automatisch auf uns ausrichten, und es fällt ihm schwerer, uns zu finden.«
    »Und was ist mit den Scannern dieses Schiffes?,« fragte Zamorra, obwohl er befürchtete, die Antwort bereits zu kennen.
    »Die funktionieren natürlich auch nicht, aber da das Jagdboot wesentlich größer als unser Schiff ist, stehen die Chancen gut, dass wir es zuerst treffen.«
    »Oder daran zerschellen«, sagte der Dämonenjäger.
    Es war, als würde man ›Schiffe versenken‹ im Dunkeln spielen. Beide Gegner wussten nicht, wo der andere war und schossen einfach blindlings in den Nebel.
    Der Ewige hob resignierend die Schultern. »Mir gefällt der Plan auch nicht.«
    Zamorra versuchte sich die Situation plastisch vorzustellen. Irgendwo unter ihnen deckten die Hornissen den Atlantik mit einer ständigen Serie von Schüssen ein, während zwei Raumschiffe einander belauerten. Die Gefahr, mit dem Jagdboot, dem Ozean oder den Hornissen zu kollidieren, stieg mit jedem Manöver, denn er bezweifelte, dass der Navigator in der Lage war, ohne Sensoren und ohne Sicht die Orientierung zu behalten. Die künstliche Schwerkraft an Bord machte es, so angenehm sie auch war, zudem unmöglich, oben und unten voneinander zu unterscheiden.
    Immer wieder zischten blaue Strahlen lautlos in den Nebel. Es wurde vollkommen still auf der Brücke. Alle starrten wie gebannt auf den Bildschirm, warteten auf das Auftauchen des Jagdboots. Zamorra dachte an Berichte, die er über U-Boot-Schlachten gelesen hatte. So ähnlich mussten sich die Besatzungen damals gefühlt haben.
    Plötzlich tauchte die graue Fläche des Atlantiks am oberen Bildschirmrand auf, kam rasend schnell näher. Ohne dass es jemand bemerkte, hatte sich das Schiff gedreht und flog mit dem Rücken zum Wasser.
    »Hochziehen!«, brüllte der Beta.
    Der Steuermann handelte richtig und drückte die Nase des Schiffs nach unten. Zamorra glaubte, ihm würden die Arme aus den Gelenken gerissen, als die Fackel der Freiheit in einem fast unmöglich engen Winkel an der Wasseroberfläche vorbeiraste.
    Neben ihm verlor Nicole den Halt und prallte gegen eine Konsole. Funken sprühten, aber sie krallte sich trotzdem an dem Metall fest, um nicht über die ganze Brücke geschleudert zu werden.
    Ein plötzlicher Schlag drückte das Schiff zur Seite.
    »Sie haben uns entdeckt!«, rief Lodev.
    Der nächste Schlag war so hart, dass Zamorra für einen