0701 - Duell der Amulette
funktioniert, aber dieses Wissen hatten nur Nicole und er. Es war nicht gut für seine Autorität, wenn andere erfuhren, dass er zur Zeit bei weitem nicht so mächtig war, wie er vorgab. Selbst seine Partnerin war eigentlich schon ein Mitwisser zuviel.
»Sie werden ihn im Kampf gegen mich unterstützen«, erkannte er. »Allein kann mich keiner von beiden besiegen, aber gemeinsam…«
Er beendete den Satz nicht. Es war auch so klar, was er sagen wollte.
Nicole hing weiter ihren Gedanken nach, spielte die verschiedenen Möglichkeiten durch und kam schließlich zu dem einzig logischen Ergebnis.
»Das sechste Amulett.«
Zamorra starrte sie an, blieb einen Augenblick reglos sitzen und sprang dann plötzlich auf. Mit drei Schritten hatte er Nicole erreicht, packte sie an den Haaren und presste seine Lippen gegen ihre.
Der Kuss war endlos.
Erst als Nicole glaubte, keine Luft mehr zu kriegen, ließ er sie los und grinste.
»Sie hat meine Idee begriffen und ausformuliert«, sagte er zu den Leibwächtern. »So funktioniert Teamwork. Merkt euch das!«
Niemand wagte es ihn darauf aufmerksam zu machen, dass es Nicoles Idee gewesen war. Sie blieb zurück, als Zamorra aus der Gaststätte stürmte, und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund.
»Arschloch«, murmelte sie.
***
Murat sprang auf.
»Wir werden angegriffen«, sagte er alarmiert.
Der Epsilon nickte, als hätte er mit nichts anderem gerechnet.
Zamorra und Nicole standen ebenfalls auf. Der Raum, in dem sie sich befanden, lag unmittelbar neben dem Hornissen-Hangar, einem wichtigen Ziel. Bei einem Angriff konnte das ganze Deck schnell zu einer Todesfälle werden.
Der Beta schien die gleichen Befürchtungen zu haben. »Kommen Sie mit auf die Brücke. Das ist der sicherste Ort.«
Im Laufschritt bewegten sie sich durch die Korridore, während ihnen die Piloten der Hornissen entgegenkamen. Die Notbeleuchtung flackerte an den Wänden. Sämtliche verfügbare Energie wurde auf Schutzschirme und Waffensysteme umgeleitet.
»Der ERHABENE hat einen Verteidigungsring um die Erde gelegt«, sagte Murat. »Wir dachten eigentlich, wir hätten ihn unbemerkt durchbrochen aber das war wohl ein Irrtum.«
Ein zweiter Schlag ließ das Deck vibrieren.
Der Beta wirkte angespannt. »Die Schirmfelder halten noch.«
»Aber nicht mehr lange«, prophezeite sein Erster Offizier.
Vor ihnen öffnete sich zischend eine Tür. Zamorra betrat die Brücke und sah sich überrascht um. Der Raum war beengt, wirkte viel zu klein für all die Geräte, die sich darin befanden. Die Einrichtung schien aus verschiedenen Raumschiffen zu stammen, denn nichts passte so richtig zusammen. Überall hingen Kabel aus den Wänden und aus der Decke. Der Hauptbildschirm flackerte in unregelmäßigen Abständer und erhellte die Gesichter der Ewiger, die konzentriert an ihren Stationen saßen. Es roch nach Ozon und Metall.
Murat hatte Zamorras Blick anscheinend richtig gedeutet, denn er sagte: »Ich weiß, es sieht nach nichts aus, aber habt ihr Menschen nicht ein Sprichwort, indem es heißt, man soll eine CD nie nach ihrer Hülle beurteilen?«
»Es heißt, man soll ein Buch nicht nach seinem Umschlag beurteilen«, korrigierte Nicole, »aber ich weiß, was Sie meinen.«
Der Beta nickte, als sei damit alles gesagt, und zwängte sich zwischen zwei Schaltpulten zu seinem Sitz durch.
»Statusbericht«, forderte er.
»Wir werden von einem Jagdboot angegriffen«, antwortete ein Omikron. »Schutzschirm im vorderen Bereich bei sechsundachtzig Prozent, beim hinteren bei zweiundneunzig. Waffensysteme…«
Er zählte eine Reihe von Zahlen auf, aber Zamorra hörte bereits nicht mehr zu.
Ein Jagdboot, dachte er mit sinkender Hoffnung. Diese Schiffe der Dynastie hatten einen Durchmesser von mehr als siebenhundert Metern und galten als fliegende Killerkommandos. Er hatte sie in einer düsteren Zukunfts-Welt erlebt, und er konnte sich nicht vorstellen, dass Murat und seine Leute auch nur den Hauch einer Chance gegen das Jagdboot hatten. [2]
»Was ist das hier für ein Schiffstyp«, fragte er den Epsilon, der an seiner Station saß und nicht sonderlich beschäftigt wirkte.
Lodev sah auf. »Ein umgebauter Transporter Wir haben ihn vor einiger Zeit gekapert und modifiziert. Murat hat das Schiff Fackel der Freiheit getauft.«
Er sagte den letzten Satz ohne Ironie, aber in seinen Augen bemerkte Zamorra, dass er dachte, Fackel des Untergangs wäre ein passenderer Name.
»Ausweichmanöver!«, rief der Beta in diesem
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