0701 - Sprung in die Freiheit
die Besatzung einsteigen konnte.
Das Innere des „Meteors" war ein absolut perfektes Raumschiff, das sogar über ein Lineartriebwerk verfügte. Die drei Siganesen begaben sich in die einen halben Meter durchmessende Hauptzentrale und setzten sich in die Kontursessel vor den Kontrollen. Auf eine entsprechende Schaltung hin leuchteten die Bildschirme der Panoramagalerie auf. Sie zeigten allerdings vorerst nur das Innere des Schleusenhangars, in dem die VULCAN hing. Die betreffenden elektronischen Sensoren waren in die zerklüftete Außenhülle eingelassen.
Kaddy Gonsten schaltete den Telekom ein und sagte ins Mikrophon: VULCAN an MARDER II! Nun gib uns schon einen Tritt, damit wir frische Luft schnappen können! Gonsten, Ende!"
„MARDER II an VULCAN!" ertönte es aus dem Lautsprecher des Telekoms. „Anfrage! Wie ist der Befehl, Ihnen einen Tritt zu geben, zu verstehen?"
Kaddy Gonsten seufzte.
„Hast du aber eine lange Leitung", erklärte er. „Ich bitte darum, die VULCAN auszuschleusen. Gonsten, Ende!"
„Befehl verstanden", klang es zurück. „Wird ausgeführt.
MARDER II, Ende!"
Kurz darauf war auf den Bildschirmen zu sehen, wie sich das Hangarschott öffnete. Die umgepolten Fesselfelder schleuderten die VULCAN aus dem Hangar und in den freien Raum hinaus.
Kaddy Gonsten aktivierte die Photonenstrahltriebwerke des Spezialraumschiffs, und bald war die MARDER II aus der optischen Bilderfassung verschwunden.
5.
Zwei relativ kurze Linearmanöver hatten die VULCAN mit den drei Siganesen bis auf dreieinhalb Lichtstunden an das Terra-Luna-System herangebracht.
Von da an war die VULCAN, bis auf eine Zieleinsteuerungskorrektur, sich selbst beziehungsweise den von außen auf sie einwirkenden Schwerkrafteinflüssen überlassen worden.
Es wäre undenkbar gewesen, mit Hilfe der Normaltriebwerke bis unmittelbar an Luna heranzufliegen, dort abzubremsen und dann den Absturz eines Meteors vorzutäuschen. Auch ein nur fünf Meter durchmessender Materiebrocken wäre den hochwertigen Ortungssystemen der Erde und ihres Mondes nicht entgangen, und es wäre nur die Frage eines Sekundenbruchteils gewesen, bis die betreffenden Rechner aus der Eigenbewegung des Objekts auf seine Natur als Raumschiff geschlossen hätten.
Deshalb mußte sich die VULCAN sozusagen vom Erdmond einfangen lassen, was natürlich eine genaue Kenntnis aller Schwerkraftlinien des betreffenden Systems voraussetzte, damit die VULCAN nicht auf die Erde stürzte statt auf ihren Mond.
Die drei Siganesen waren sicher, daß sie ihr Schiff in die richtige Einfangposition gebracht hatten. Von diesem Zeitpunkt an mußten sie geduldig abwarten. Sie überbrückten die Wartezeit wieder mit ihrem Tocco-Tan-Spiel.
Endlich aber war es soweit.
Die als Meteor getarnte VULCAN näherte sich unaufhaltsam dem Erdmond. Sie hatte sogar Gesellschaft in Form einiger erheblich kleinerer kosmischer Trümmerstücke bekommen, die ebenfalls von der lunaren Schwerkraft eingefangen worden waren. Das perfektionierte die Tarnung erfreulicherweise.
„Wir kommen genau ins Zielgebiet", sagte Jiffer Springo, der den Mond mit Hilfe eines Elektronenteleskops beobachtete.
Das vorgesehene lunare Zielgebiet war der Krater Harpalus auf dem nordwestlichen Quadranten des Mondes, nördlich des Sinus Iridum. Diese Wahl war von SENECA getroffen worden, und zwar aus gutem Grund. Der Krater Harpalus war 5300 Meter tief, so daß die VULCAN während des Sturzes in seinem Innern abbremsen konnte, während sie der direkten Beobachtung durch lunare Stationen bereits entzogen war - und er besaß keinen Zentralberg, mit dem die VULCAN während des Bremsmanövers eventuell hätte kollidieren können.
Außerdem befand sich in der benachbarten Regenbogenbucht, dem Sinus Iridum, eine Reihe von Terkonitstahlkuppeln, die Zugänge zur Inpotronik NATHAN besaßen. Allerdings gab es dort auch die Mondstadt Rainbow mit ihrer riesigen Kuppel und den Verteidigungsforts, so daß eine Annäherung mit allergrößter Vorsicht erfolgen mußte.
Die drei Siganesen sahen den Dingen, die sie auf dem Mond erwarteten, allerdings mit großem Gleichmut entgegen. Sie spielten erst noch das letzte Tocco-Tan zu Ende, bevor sie sich auf die Landung konzentrierten.
Als der Meteorschwarm, in dem die VULCAN „mitschwamm", die Ausläufer der Mondatmosphäre berührte, glühten die kleinsten Meteore auf und wurden damit zu Meteoriten, denn alle festen Körper, die meteorische Erscheinungen verursachten, bezeichnete man als
Weitere Kostenlose Bücher