0702 - Das dunkle Ich
sprang auf, versuchte sich zur Wehr zu setzen.
Aber er schien nicht einmal zu wissen, mit wem er es zu tun hatte.
Das war gut.
So konnte Zarra ihn niederkämpfen!
***
Entgeistert starrte Zamorra das unglaubliche Wesen an, das über Tendyke's Home flog. Ein Schmetterling… nein, mehr als das. Nur die Flügel glichen einem ins Gigantische vergrößerten Falter, in ihrer Buntheit und Leichtigkeit, die der Gewalt Hohn sprach, welche von der Kreatur ausging.
Von dieser Frauengestalt mit rötlicher Haut, die einen düsteren Schädel besaß, wie Zamorra ihn von Käfern her kannte.
Irgendwie ahnte er, wer dieses Wesen war, aber er wollte es nicht glauben. Selbst in der Spiegelwelt erschien ihm diese Verkörperung als unnatürlich, unglaubhaft.
T'Carra?
Die Corr, die anfangs die von ihrer Sippe verhasste Urform gezeigt hatte, um später zu einem elfenhaften oder feengleichen Wesen mit Schmetterlingsflügeln zu metaphormieren… Jetzt, wenn Zamorra sich recht entsann, lebte T'Carra fernab aller höllischen und irdischen Probleme auf dem Silbermond.
Diese Kreatur konnte nicht ihr Gegenstück sein…
Und doch - sie setzte Corr-Magie ein!
Von einem Moment zum anderen erhöhte sich die Schwerkraft!
Zamorra wog plötzlich das Doppelte, das Drei-, Vierfache! Seine Muskeln verweigerten ihm den Dienst, konnten den Körper nicht mehr aufrecht halten. Er knickte ein, stürzte, und die Luft wurde ihm aus den Lungen gepresst.
Nicole, dachte er. Was ist mit ihr? Wie erträgt sie das?
Er brauchte bereits alle Körperkraft, um seine Lungen zum Atmen zu zwingen. Vcr seinen Augen tanzten bunte Flecken. Er war kaum noch in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen.
So etwa mussten sich Astronauten fühlen, wenn sie in ihren Raketen mit ungeheurer Beschleunigung ins Weltall geschossen wurden. Etwas, was Zamorra selbst nie erlebt hatte, obgleich er schon häufig draußen zwischen den Sternen gewesen war. Aber in Raumschiffen der Ewigen, der Chibb oder sogar der Meeghs… und die wussten, wie man der Schwerkraft und den Beharrungskräften ein Schnippchen schlug. Solche Andruck-Verhältnisse gab es in ihren Raumschiffen nicht. Alles wurde ausgeglichen, neutralisiert.
Auf welche Weise, wusste Zamorra nicht. Er war Parapsychologe, kein Physiker.
Die Schwerkraft-Beeinflussung war typisch für die Corr-Dämonen. Zamorra kannte keine andere Dämonensippe, die dieses Kunststück fertig brachte. Damit erwies sich seine erste Befürchtung leider als begründet, dass er weder mit dem Amulett, zumal »nur« dem 6., und auch mit dem Dhyarra-Kristall nichts ausrichten konnte. Gegen einen Corr halfen diese Mittel nicht.
Und T'Carra - war sie es wirklich?
- war eine Corr!
Zamorra hörte Nicole keuchen. Auch sie unterlag der Attacke, natürlich! Und die Mädchen um Natasha -auch sie mussten betroffen sein. Zamorra hoffte, dass nicht gerade eine von ihnen in den Pool geflüchtet war. Wasser schuf zwar Auftrieb, aber gegen Schwerkrafteinflüsse half es auch nicht.
Was war mit Tendyke und dem Personal?
Und - nur quälend langsam konnte Zamorra sich mit diesem Gedanken befassen - wieso war T'Carra überhaupt in der Lage, Tendyke's Home anzugreifen? Gab es hier keine magischen Sperren? War das Anwesen in dieser Spiegelwelt etwa nicht gegen schwarzmagische Attacken abgesichert?
Leichtsinn…
Aber… Seneca stand hier auf der negativen Seite. Was hatte er von der Schwarzen Familie zu befürchten?
Sicher nicht sehr viel…
Erst, als das Schmetterlingswesen direkt vor Zamorra stand und die spitzen Vampirzähne bleckte, begriff er, dass die Überschwerkraft seine Denkfähigkeit viel zu sehr hemmte. Er hatte sich in Nebensächlichkeiten verzettelt, er dachte zu langsam. Statt eine Abwehrstrategie zu entwerfen, hatte er gegrübelt!
Das wäre ihm unter anderen Umständen nicht passiert.
Jetzt stand sie vor ihm, eine schlanke Gestalt mit rötlicher Haut.
»Kennst du mich?«, hörte er ihre Frage.
»Ich… weiß es… nicht…«, keuchte er.
»Sagt dir den Name Zorak etwas, Menschenwurm?«
Natürlich. Aber das brachte er nicht über die Lippen. Die Corr hatte die Schwerkraft noch weiter verstärkt, und Zamorra schaffte es nicht mehr, zu sprechen. Dafür benötigte er Luft, aber die stand ihm nicht zur Verfügung, weil die Lungen nicht mehr gegen den Gewichtsdruck ankamen. Was sie noch hereinpumpen konnten, brauchte er zum Leben, zur Sauerstoffversorgung. Er schaffte es nicht, Atmen und Sprechen miteinander in Einklang zu bringen. Denn auch sein
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