0703 - Die Insel des Kopfjägers
Wahnsinn!«
»Wieso?«
»Weil Sie Ihre Meinung so geändert haben. Hängt das mit dem Versuch zusammen, Sie töten zu wollen?«
»So ist es.«
Er stand auf und holte sich einen Whisky von der Theke, wo ein Barkeeper herumlungerte. Mit dem Glas in der Hand kehrte er zurück. Er drehte es, so daß sich die darin befindlichen Eiswürfel berührten und eine helle Melodie spielen konnten. »Ist es zuviel verlangt, wenn Sie mich genauer aufklären würden?«
»Nein, das ist es nicht. Zudem glaube ich daran, daß es auch mit Ihnen zusammenhängt.« Ich nahm in den nächsten Minuten kein Blatt vor den Mund und berichtete alles haargenau.
Er hörte mir zu, schüttelte hin und wieder den Kopf, wodurch ich mich nicht beeinflussen ließ, denn ich wollte wissen, ob ihm eine solche oder ähnliche Gestalt bekannt war.
»Bestimmt nicht.«
»Sind Sie sicher?«
Er nickte heftig. »Sogar hundertprozentig sicher. Oder glauben Sie, daß Sie von meiner Schwägerin angegriffen worden sind?«
»Nein, eine Frau war es nicht. Das hätte ich gemerkt, auch wenn ich von dem Angreifer nicht viel gesehen habe. Es muß sich um einen Mann gehandelt haben. Aber wer, so frage ich Sie, könnte Ihnen denn auf der Spur sein?«
»Der Mörder meines Bruders.«
»Dafür halten Sie doch Ihre Schwägerin.«
»Stimmt auch wieder. Und eine Frau ist es ja wohl nicht gewesen, wie Sie sagten.«
»Er trug eine Machete.«
Travis trank und schaute mich aus schmalen Augen an. Seine Mundwinkel hatte er dabei verzogen.
»Eine Machete«, murmelte er, »das kann alles und nichts bedeuten.«
»Mehr alles.«
Er atmete durch die Nase. »Wie kommen Sie darauf?«
»Nun ja, es ist vielleicht weit hergeholt, aber haben Sie mir nicht erzählt, daß sich Ihre Schwägerin mit diesen südamerikanischen Totenkulten beschäftigt?«
»Klar, sie war drei Jahre in Peru. Dort gibt es auch noch Dschungel. Um ihn zu durchqueren, benötigt man Macheten.«
»Daran dachte ich auch.«
»Also doch meine Schwägerin.«
»Nicht unbedingt«, erwiderte ich.
»Aber sie könnte davon etwas wissen. Es ist natürlich klar, daß ich auf die Insel sehr gespannt bin. Ich werde dort sein.«
Er trank sein Glas leer. »Das freut mich. Verdammt, das freut mich wirklich, John.«
»Wie kommen Sie dorthin?«
»Mit einem Hubschrauber. Zurück wollen wir mit einem Boot fahren, das dort in einem kleinen Hafen liegt. Vorausgesetzt, die See läßt es zu. Wenn nicht, lassen wir uns wieder abholen. Es gibt Funk auf der Insel.«
Ich trank noch einen Schluck Bier und stand auf. »Vor der Abreise werden wir noch voneinander hören. Und wenn wir uns begegnen, dann schauspielern Sie. Nicht daß Ihre Schwägerin Verdacht schöpft.«
»Darauf können Sie sich verlassen, John. Aber was ist, wenn sie fragt, was Sie auf der Insel zu suchen haben?«
Ich winkte ab. »Keine Sorge, mir wird schon eine passende Ausrede einfallen.«
»Sie kennen die Person nicht«, gab Dick Travis zu bedenken. »Die ist sehr mißtrauisch, außerdem gehört ihr die Insel. Wenn sie Fremde dort entdeckt, die nicht eingeladen sind, wird sie sauer.«
»Wen hat sie denn zur Unterstützung dort?« wollte ich wissen.
Der Schauspieler hob die Schultern. »Wenn ich das wüßte, wäre mir wohler, aber ich habe keine Ahnung. Ich weiß es einfach nicht, tut mir leid. Sie hat immer nur von einigen Freunden gesprochen, die aufpassen. Das ist ein weiter Begriff, aber das Haus dort muß sehr schön sein, wie mir mein Bruder mal berichtete. Aus Holz gebaut und mit viel Steinen dazu, ein Landhaus der Luxusklasse.«
»Wie dem auch sei, Dick, wir werden voneinander hören und uns auf der Insel wiedertreffen. Zudem möchte ich Sie um einen Gefallen bitten. Sollte sich etwas ändern, rufen Sie mich bitte sofort an. Ich möchte mich auf die neue Lage einstellen können.«
»Das werde ich.«
Er begleitete mich noch zum Ausgang. Der Knabe dort trank eine weitere Dose leer. Er hatte schon einen leicht glasigen Blick, stierte mich an und fragte, während er mit dem rechten Arm ausholte, als wollte er mich schlagen. »Kommen Sie noch mal wieder, Mr. Polizist?«
»Heute nicht mehr.«
»Wie schön für uns.« Er sank auf seinem Stuhl nieder und trank die Dose leer.
Travis verabschiedete sich an der Tür. Sein Blick war wieder ängstlich. »Wissen Sie, was ich beschissen finde, John?«
»Nein.«
»Daß dies hier kein Film ist, sondern das echte Leben und ich nicht so handeln kann, wie es im Drehbuch steht.«
»Stimmt, Dick, aber das Problem
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