0703 - Jagd der Outsider
durch das ineinander verfilzte, dornenbestückte Unterholz.
„Wenn sie uns hier finden...", flüsterte Jermon erschöpft, „dann töten sie uns. Skalter!"
Während Skalter versuchte, durch aufmunternde Worte den anderen abzulenken und die Gefahren zu verharmlosen, dachte Jermon unablässig daran, daß er seine Angst nicht zeigen durfte.
Also schleppte er sich seine Traglast weiter durch die Büsche und hielt unablässig nach Fallen oder Warnanlagen Ausschau. Aber dieses Gebiet schien auch von Polizisten und Suchrobotern gemieden zu werden.
Unterdessen überlegte Skalter Mingus, wie er in die robotische Fabrik eindringen konnte, ohne gleich beim ersten Versuch erschossen zu werden.
*
Crystal Talongh hatte eine Vorahnung, die sie nicht näher begründen konnte.
Aber irgendwie wußte sie, daß diese Jagd nicht so enden würde wie alle anderen Versuche in den zurückliegenden Jahren.
Aus den undeutlichen Bildern, die von den Minispionen übermittelt worden waren, kannte sie die zwei Männer. Sie würde sie auch verkleidet mit ziemlicher Sicherheit identifizieren können.
Auch die Stimmen kannte sie.
Aber je näher der Mittag des neunten August herankam, desto unruhiger wurde der weibliche Outsider. Und auch das Zusammenleben mit Jocelyn verstärkte ihre Unruhe. Als Liebhaber war er fast unübertroffen, aber seine herrische und befehlende Art störte sie immer mehr.
Sämtliche Spuren waren verfolgt worden.
Sie hatten das Ende der Jagd so gründlich vorbereitet wie noch nie zuvor. Und sie wußten, daß auch die zwei Kranken auf die Stunde warteten, in der Beiger die Fabrik besuchen würde.
Unerwartet hingegen waren die beiden Raketen gewesen, die einmal direkt vor Beigers Stadtpalast, das andere Mal mitten in der City ihre Last an Flugzetteln abgeregnet hatten.
Ununterbrochen hörten Jocelyn und Crystal die betreffenden Sender und Funkverbindungen ab.
Nicht ein einziger Zwischenfall in der Nähe der Anlage...
Crystal sah auf die Uhr. Es war früher Vormittag.
„Gehen wir!" sagte sie kurz. „Beiger wird in vier bis fünf Stunden starten."
„Einverstanden. Entweder sind die Kranken in der Fabrik, oder sie verbergen sich im Gelände um diese Anlage", erwiderte Jocelyn. Um das erregende Vergnügen der Jagd zu verstärken, hatten sie beide auf Schutzschirme und schwere Bewaffnung verzichtet. Sie trugen nur einen Strahler, einen leichten Kampfanzug und die unumgänglichen Warngeräte.
„Wir werden sie finden!" versicherte Crystal.
Besonders reizvoll war die Aussicht, daß ein Heer von Polizisten zur Sicherheit Beigers aufgeboten war. Auch sie würden beschossen werden, wenn sie versuchen würden, in die Fabrik einzudringen. Die heraufgesetzte Schwierigkeit dieser Jagd reizte Crystal ebenso wie Jocelyn.
„Und töten!"
Er hatte nicht geblufft, aber sie hatten die fliegenden Kameras nur ein einziges Mal selbst gesehen. Sie waren aber überzeugt, daß auch ihr Aufbruch und der Abflug gefilmt und dokumentiert wurden.
„Wie es der Auftrag vorsieht."
Sie hatten den Gleiter auf der Terrasse abgesetzt. Jocelyn setzte sich ans Steuer, und wenige Minuten später waren sie unterwegs zur robotischen Fabrik. Schon zweitausend Meter nach dem Start sahen sie, daß der Weg Beigers bis zur Fabrik eine Art Spießrutenlaufen für Jeremy Beiger sein würde; ein breiter Korridor von Polizeifahrzeugen zog sich durch die halbe Stadt, über das Land, bis hinaus in die ehemalige Parklandschaft.
9.
Mit unruhigen Augen starrte Jermon Tascho seinen großen Freund an. Der kleine, schwarzhaarige Mann war unrasiert, schwarze Schatten lagen unter den Augen, und das Gesicht war von Insektenstichen verschwollen.
„Ich habe Angst!" wimmerte er.
Es ist ok, Angst zu haben", murmelte Skalter. Vorsichtig richtete er sich auf. Der Gleiter stand mit laufenden Maschinen zwischen ihnen und der rund fünf Kilometer entfernten Anlage. „Die Polizisten sind in unsere Falle gelaufen, Beiger wird keine Chance haben."
Er hatte er es mit Mühe geschafft, den Kleinen zu manipulieren.
Jermon war über die Piste gerannt, kurz bevor ein Polizeigleiter seine Routinekontrolle unternommen hatte. Augenblicklich war die Verfolgung in Gang gekommen. Jermon rannte zurück in den Wald, und als die Polizisten den Fehler machten, auszusteigen und ihm nachzurennen, hatte Skalter einen Mann erschossen und den anderen mit dem Kolben der Waffe erschlagen.
...melden Sie sich. Was ist dort los?" schrie eine aufgeregte Stimme aus dem
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