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0703 - Stunden der Angst

0703 - Stunden der Angst

Titel: 0703 - Stunden der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa und Claudia Kern
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flüsternden Stimmen nach ihm zu rufen und mit scharfen Klauen über seinen Geist zu kratzen.
    Es war ein düsterer, unheimlicher Ort, dessen Aura nur Zamorra nicht zu stören schien. Im Gegenteil, denn manchmal hatte Pierre den Eindruck, dass er sich nur hier richtig zuhause fühlte.
    Auch die drei Katzen schienen die dunkle Atmosphäre zu spüren. Sie kauerten sich zitternd aneinander und starrten den nackten Magier durch das Gitter des Korbes an.
    Sie wissen , dass er ihnen den Tod bringen wird, dachte Pierre. So ist es immer.
    Er hatte kein schlechtes Gewissen dabei, Zamorra mit Blutopfern zu versorgen. So lange er sich mit ein paar Katzen oder Hunden begnügte, verloren wenigstens keine Menschen ihr Leben. Pierre hoffte, dass das so bleiben würde, aber nach der Folterung des Gefangenen befürchtete er das Schlimmste. Der Professor hatte eine Ebene der Gewaltbereitschaft erreicht, die ihn verstörte. Natürlich waren Verhöre im Château noch nie angenehm gewesen, doch was sich eben abgespielt hatte, übertraf Pierres düsterste Erwartungen. Wenn sich so etwas wiederholte, war es nur eine Frage der Zeit, bis die Männer rebellierten.
    Zamorra schnippte mit den Fingern.
    »Bring mir den Dolch«, befahl er.
    Pierre nickte und ging zu einem der Regale. Vorsichtig streckte er die Hand nach dem reich verzierten Griff der Opferwaffe aus. Die Klinge zitterte, als könne sie seine Annäherung spüren. Er zögerte einen Moment und griff dann blitzschnell zu, so wie man eine gefährliche Schlange hinter dem Kopf packt, um nicht gebissen zu werden. Nur zu gut erinnerte er sich noch an den Tag, an dem einer seiner Männer bei einem ähnlichen Versuch drei Finger verloren hatte.
    Der Griff schlug gegen Pierres Handfläche, aber er ließ nicht los, sondern reichte den Dolch an Zamorra.
    Der nahm ihm die Waffe mühelos aus der Hand und stand auf.
    »Willst du zusehen?«, fragte er mit einem Blick auf den Katzenkorb.
    Pierre schüttelte den Kopf und ging zur Tür. »Nein, Professor. Ich habe noch zu tun.«
    Zamorras Grinsen sagte ihm, dass er genau mit dieser Antwort gerechnet hatte. Der Leibwächter reagierte nicht darauf, sondern trat auf den Korridor und zog hastig die Tür zu. Es war eine Sache, die Tiere für das Opfer zu besorgen, aber eine ganz andere, bei der Tötung zuzusehen. Pierre hatte es nur an einziges Mal beobachtet. Das reichte ihm für den Rest seines Lebens.
    Hinter ihm drang das schrille Kreischen der Katzen durch die schwere Holztür.
    Dann wurde es still.
    ***
    Duval ließ sich erschöpft auf das breite Bett fallen und schloss die Augen. Ein langer, ereignisreicher Tag lag hinter ihr. Folter, Mord und die Auspeitschung der beiden Leibwächter, die es gewagt hatten, Zamorra vor dem Gefangenen zu widersprechen.
    Kein Wunder, dass ich müde bin, dachte sie.
    Trotzdem wehrte sie sich gegen den Schlaf. Es gab so viel, über das sie nachdenken musste. Eine neue Welt stand ihnen am anderen Ende der Regenbogenblumen offen, nicht mehr als einen Schritt entfernt. Doch solange ihre Doppelgänger lebten, war es zu gefährlich, diesen Schritt zu gehen. Das wusste auch Zamorra. Er hatte sich im »Zauberzimmer« eingeschlossen, um herauszufinden, ob Zarra ihren Auftrag ausgeführt und zumindest eines ihrer Probleme erledigt hatte.
    Die Doppelgänger machten Duval nervös. Auf der einen Seite erschienen sie ihr so vertraut wie ein Spiegelbild, auf der anderen wirkten sie wie Fremde, deren Reaktionen sie nicht einschätzen konnte. Sie spürte ein starkes Band zwischen den beiden, ein gegenseitiges Vertrauen, wie sie es noch nie erlebt hatte.
    Vertrauen ist Dummheit, dachte sie schläfrig und drehte sich auf die Seite. Der Griff der Peitsche drückte gegen ihre Hüfte, aber sie legte die Waffe nicht ab.
    Gegenständen kann man vertrauen, setzte sie den Gedankengang fort, aber niemals Menschen. Das ist die Schwäche der Doppelgänger, die wir ausnützen müssen.
    Ohne es zu bemerken, fiel Nicole in einen unruhigen Halbschlaf. Hier an der Grenze zwischen Wachen und Träumen gestand sie sich ein, dass sie noch etwas anderes als Verachtung fühlte, wenn sie an die Doppelgänger dachte.
    Sie fühlte Neid.
    Mit einem Knall flog die Tür zum Schlafzimmer auf. Duval fuhr erschrocken hoch und hätte beinahe laut geschrieen, als sie die blutüberströmte Gestalt im Türrahmen sah. Doch dann erkannte sie Zamorra.
    »Man sollte dieses ganze verdammte Dämonenpack aufhängen!«, brüllte er und schlug die Tür hinter sich zu. »Das Maul

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