0704 - Der Pestbringer
Wolkentupfen. Auch die Wärme ließ mich hier aushalten. Es war nicht so wie in Rumänien, wo wir vor kurzer Zeit die Hexe Assunga gejagt hatten, und ich dem echten Grafen Dracula begegnet war.
Aber die Gefahr konnte nicht wegdiskutiert werden. Sie war hier, sie lauerte, sie würden sich mit dem Ende des Tages verdichten und in der Nacht zuschlagen.
Mir ging es weniger um die von einer magischen Pest befallenen Menschen.: Ich wollte an die Kräfte heran, die hinter ihnen steckten. Und ich befürchtete da Schlimmes, denn im Hintergrund standen wie eine finstere Drohung die vier Horror-Reiter.
Sie würden das Erbe ihres Knappen sicherlich beschützen wollen. Als Carter Eastland noch normal gewesen war, hatte er uns von dem Überfall auf sich erzählt. Er war von etwas berührt worden, das sich wie ein Schwamm angefühlt hatte. Und ich fragte mich, wer derjenige gewesen war, der im Dunkeln gelauert hatte. Dann hatte ich das Gefühl, diese geheimnisvolle Person zu kennen.
Hinter mir hörte ich das leise Knarren der Tür. Beth und ihre Großmutter verließen die Werkstatt.
Greta nickte mir beruhigend zu, ein Zeichen, daß es wieder okay war, wobei mir Beth nicht den Eindruck machte, denn sie wirkte wie jemand, dem der Wille genommen worden war, als sie neben ihrer Großmutter herging.
Ich schloß den Wagen auf und ließ die beiden Frauen einsteigen. Schweigend fuhren wir davon…
***
Father Ignatius konnte nicht reden, er hätte am liebsten auch die Augen geschlossen, als er die Veränderten erblickte.
Sie alle waren gezeichnet. Ihre Gesichter bestanden nur mehr aus einem Abklatsch dessen, was sie einmal gewesen waren. Ob Mann oder Frau, diese magische Pest hatte vor keiner Person Halt gemacht. Aber es war nicht nur die Krankheit, die sie zu Außenseitern machte, auch ihre Psyche hatte eine Veränderung durchgemacht. Sie fühlte sich nicht mehr zur menschlichen Gemeinschaft hingezogen, sie dienten jetzt den Kräften oder der Kreatur, die für ihre Veränderung gesorgt hatte.
Es war schlimm…
Zuerst hatten sie die beiden Männer nicht bemerkt, dann aber legten sie die Köpfe in die Nacken und schauten hoch zum Rand der Grube, wo die beiden Männer standen.
Sie fluchten mit schrecklichen Worten, sie ballten die Hände, sie reckten ihnen die Fäuste entgegen.
In ihren Augen lag ein wilder, entschlossener Glanz. Sie waren darauf erpicht, die beiden Männer zu vernichten. Hätten sie Waffen bei sich getragen, hätten sie auch geschossen.
»Es ist furchtbar, nicht wahr?« fragte Kirk.
Der Mönch nickte.
»Nur gut, daß die Grube tief genug ist. Ich habe sie noch hineindrücken können, bevor es schlimm wurde. Jetzt sind wir kräftemäßig überlegen, fürchte ich.«
Sie versuchten es immer wieder. Sie sprangen am Rand der Grube hoch. Weit hatten sie dabei ihre Arme ausgestreckt, aber sie konnten es nicht schaffen, ihre Finger um den Rand zu schlagen, er war einfach zu weit entfern.
Und noch etwas fiel den beiden Zuschauern auf. Drei Verseuchte blieben stets in der Mitte der Grube und deckten mit ihren Körpern irgendeinen Gegenstand ab.
Pfarrer Kirk nickte nachdenklich. »Es wird nicht mehr lange dauern, dann können sie es schaffen, die Grube zu verlassen. Ich sage das nicht nur daher, ich weiß es. Mir ist, als hätte mir jemand das Gedächtnis für die Zukunft geöffnet.«
»Ich werde meine Freunde herholen müssen.«
»Was wollen die machen?«
»Einiges, schätze ich. John Sinclair ist der Sohn des Lichts. Er ist praktisch dazu verurteilt, gegen das Böse zu kämpfen. Er besitzt das Kreuz. Vielleicht kann er es einsetzen, um diese Menschen zu heilen. Aber das weiß ich alles nicht genau.«
Kirk wirkte so, als hätte er nicht zugehört. Plötzlich umfaßte er den rechten Arm des Mönchs. »Da, schau genau hin, Bruder. Die drei in der Mitte bewegen sich zur Seite.«
Sie taten es wie auf Kommando. Beide Männer konnten jetzt sehen, was ihnen bisher durch die Körper verborgen geblieben war.
Es war ein Schädel.
Blank und beinern, sehr alt, so stand er wie ein makabrer Altar in der Mitte der Grube. Es sah zwar aus wie ein normaler Totenschädel, dennoch überkam jeden Betrachter der Eindruck, als würde gerade von ihm etwas ungemein Böses abgestrahlt, das auch ihn erwischt, und er schüttelte sich unwillkürlich.
»Sie haben ihn gestohlen!« flüsterte Pfarrer Kirk mit rauher Stimme. »Sie müssen ihn geholt haben. Sie… sie sind einfach wahnsinnig. Sie sind verrückt…«
»Was meinst du
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