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0704 - Vampir-Zyklopen

0704 - Vampir-Zyklopen

Titel: 0704 - Vampir-Zyklopen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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schrie auf vor Angst.
    Zamorra biss- die Zähne zusammen. Er wollte nicht einfach in die Menschenmenge fahren. Was war bloß mit diesen Leuten los? Weder er noch seine Begleiter hatten ihnen etwas getan. Sollten sie jetzt eine Abreibung bekommen, nur weil sie Franzosen waren?
    Das war der Moment, als Nicole Duval aktiv wurde.
    Bevor Zamorra es verhindern konnte, kurbelte sie ihr Fenster herunter, löste den Sicherheitsgurt und stemmte ihren Oberkörper hoch. Mit Kopf und Schultern lehnte sie sich aus dem Fenster. Mit gellender Stimme rief sie:
    »SO CORSU NE SO FIERU!«
    Die Demonstranten in der Nähe keuchten verblüfft auf. Doch dann grinsten sie plötzlich freundlich.
    Nicole setzte noch einen drauf.
    Sie schob mit der linken Hand ihren Pulli hoch. Darunter trug sie ein T-Shirt mit dem schwarzen Kopf, dem Emblem der FLNC.
    Nun klatschten die Korsen in die Hände.
    Vor dem Citroën bildete sich eine Gasse. Zamorra ließ den Wagen langsam vorrollen. Es gab keine Behinderungen mehr.
    Die Korsen schlugen nur mit den flachen Händen auf das Wagendach. Aber an diesen Gesten war nichts Aggressives mehr.
    Einige Minuten voller Spannung vergingen. Dann hatten sie den Demonstrationszug hinter sich gelassen.
    »Du erstaunst mich immer wieder, Cherie!«, sagte Zamorra, als kein einziger Korse mehr in Hörweite war. »Was hast du da gebrüllt?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Nicole. »Ich weiß nur, dass es so eine Parole der FLNC ist. Und das T-Shirt habe ich mir irgendwann als Kuriosität gekauft. Hätte nie gedacht, dass ich es mal einem sinnvollen Zweck zuführen könnte…«
    »Du bist jedenfalls einmalig!«
    Zamorra drehte sich zur Seite und gab Nicole einen Kuss auf die Wange.
    Denise Mercier platzte fast vor Eifersucht…
    ***
    Die Häuser waren grau und schmal. Sie erinnerten an Zähne aus Granit im unregelmäßigen Gebiss des Bergkamms.
    Nur eine schmale Straße führte zu dem einsamen Dorf in der Castagniccia empor.
    Jetzt, nach Mitternacht, lagen viele Häuser im Dunklen. Das war auch kein Wunder, denn der Ort Noretto war bereits zu zwei Dritteln unbewohnt. Die Fensterläden der leer stehenden Häuser klapperten im Wind.
    Die Signadora hatte bereits wieder den Dorfrand erreicht. Zufrieden verzog sie ihren verschrumpelten Mund zu einem Lächeln.
    Zwar lebten nur noch 72 Menschen in Noretto, sie selbst eingeschlossen. Doch immerhin hatte das Dorf noch einen Pfarrer. Obwohl Der Priester auch noch drei andere halbverlassene Dörfer seelsorgerisch betreuen musste…
    Ein grässliches Geräusch zerriss die Stille der Nacht.
    Doch die Zauberin ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Das war nur ein Esel gewesen, der wahrscheinlich einen dummen Esel-Albtraum gehabt hatte.
    Die Signadora spürte das Böse, doch es war noch nicht in unmittelbarer Nähe. Sie würde genügend Zeit haben, um Den Priester zu warnen…
    Entschlossen bewegte sich die alte Frau auf die kleine Kirche zu. Dann donnerte sie mit ihrem Knotenstock gegen die Pfarrhaus-Tür. Es waren zwar nur noch wenige Stunden bis Sonnenaufgang, doch so lange konnte sie nicht mehr warten.
    Es dauerte ungefähr fünf Minuten, bis der Geistliche persönlich öffnete. Normalerweise hatte er eine Haushälterin, die ihm das Alltagsgeschäft abnahm. Doch Zia hatte sich vorige Woche den Fußknöchel gebrochen und war nach Ajaccio ins Krankenhaus geschafft worden.
    »Du?«, fragte der Priester erstaunt und hob seine buschigen Augenbrauen.
    Er war gut zehn Jahre jünger als die Signadora. Also auch nicht mehr der Jüngste. Die Kirchenleitung war froh, dass er seine längst überfällige Pensionierung einfach nicht beachtete und weiter arbeitete. Es gab nämlich absolut keine jungen Geistlichen, die freiwillig in die verödenden Bergdörfer gegangen wären…
    »Es ist wichtig«, sagte die Signadora. »Sonst hätte ich Sie nicht geweckt!«
    Der Priester machte eine einladende Handbewegung und ging voraus in sein Arbeitszimmer. Er hatte schnell seine Soutane übergeworfen, war aber natürlich noch nicht rasiert.
    Die Signadora knickste und schlug das Kreuzzeichen, als sie die riesige Madonnenfigur im Arbeitszimmer erblickte.
    Der Geistliche musterte seine nächtliche Besucherin neugierig. Er hatte ein gespaltenes Verhältnis zu der Signadora.
    Einerseits heilte sie die Menschen mit ihren Kräutertränken. Das war ein großer Vorteil in einem abgelegenen Dorf wie Noretto, in das sich niemals ein Arzt verirrte.
    Doch andererseits waren viele ihrer Praktiken heidnisch und

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