0705 - Flucht aus Imperium-Alpha
einen Ort binden können. Es gibt immer freie Wege. Das zu kontrollierende Gebiet ist zu groß. Außerdem beeinträchtigen wir mit diesen Sperren die Bewegungsfreiheit der Suchmannschaften. Jede einzelne Sperre wird von hier aus geschaltet. Das bedeutet, daß jede Mannschaft erst um eine Öffnung nachsuchen muß, wenn sie in einer bestimmten Richtung weitersuchen will. Das ist äußerst umständlich."
„Die Sperren bleiben trotzdem eingeschaltet!" rief Gatholtiden.
„Ich will, daß Bull nervös wird. Er muß ständig merken, daß wir hinter ihm her sind. Wir hetzen ihn."
Gatholtiden merkte, daß seine Stimme schriller wurde, und schwieg.
Er fragte sich, wer nun Bulls Nachfolge antreten und Regierungschef werden würde. Sicher gab es eine Reihe von Männer und Frauen, die Anspruch auf dieses Amt erheben würden. Es wurde zu Machtkämpfen In der Regierung kommen.
Gatholtiden nahm sich vor, die bevorstehende Entwicklung aufmerksam zu verfolgen. Er mußte sich rechtzeitig für die richtige Seite entscheiden, dann konnte er seinen Aufstieg weiter fortsetzen.
Alles würde allerdings davon abhängen, wie die Jagd auf Reginald Bull ausging. Kein Regierungschef konnte einen Mann unterstützen, der Bull hatte entkommen lassen.
*
Breslauer war zurückgeblieben, um die immer näher kommenden Roboter der SolAb irrezuführen. Inzwischen hatten Bull und Rondrogen die große Kläranlage erreicht. Bull wußte nicht genau, wie groß diese Anlage war, aber er schätzte, daß sie vier Quadratkilometer bedeckte. Hier wurden alle Abwässer von Terrania-City gereinigt und in Form klaren Wassers wieder in das Versorgungssystem zurückgeführt. Zu der Anlage gehörte ferner ein Lufterneuerungssystem und die zentrale Klimasteuerung von Imperium-Alpha. Die Steuerung wurde von einer Positronik vorgenommen, die ihrerseits von der Zentrale überwacht wurde.
Bull konnte sich nicht erinnern, daß dieses System jemals versagt hatte.
Alles lief automatisch und mit einer solchen Selbstverständlichkeit ab, daß die Menschheit die Existenz dieser Anlage so gut wie vergessen hatte.
Rondrogen deutete in einen Reparaturschacht.
„Ich war noch nie in einem dieser Schächte!"
„Gibt es andere Zugänge?" erkundigte sich Bull.
Der Immune verneinte.
Bull sagte: „Wenn wir in das System eindringen können, finden wir auch Wege, um wieder nach oben zu gelangen. Theoretisch müßte es möglich sein, bis an die Oberfläche vorzustoßen."
„Aber alle Wege führen nur an die Oberfläche von Imperium-Alpha", wandte Rondrogen ein. „Imperium-Alpha aber wird von Terrania-City abgeschirmt. Wir würden nur einen gefährlichen Platz mit dem anderen tauschen."
Bull wollte antworten, doch in diesem Augenblick tauchte Breslauer wieder auf.
„Ich glaube, daß sie uns entdeckt haben", meldete er. „Sie bilden einen Ring um diesen Sektor. Einen Durchbruch können wir nicht schaffen."
„Das macht uns die Wahl leicht", meinte Bully.
Er beugte sich nach vorn und kroch in eine Röhre der großen Kläranlage.
6.
Der alte Mann, der von Bord gegangen war, hatte mit Roi Danton nicht mehr viel gemeinsam. Er hieß Grown teer Nagel, hatte ein faltiges Gesicht, lichtes graues Haar und zittrige Hände.
Er ging vornübergebeugt, seine Blicke waren scheu und unstet.
Grown teer Nagel sprach mit leiser Stimme und war feige.
Er war tatsächlich feige, denn im Umgang mit den Aphilikern konnte man sich nicht auf schauspielerische Fähigkeiten verlassen.
Im Grunde genommen hatte Grown teer Nagel mit Roi Danton nur noch eines gemeinsam: Das Ziel des alten Feiglings teer Nagel war auch Dantons Ziel: Bull finden und ihn befreien. Gwandrion kam über den Strand, seine schweren Stiefel ließen den Sand knirschen. Der Himmel war wolkenverhangen. Es war Nacht. Das gleichmäßige Rauschen der Wellen wirkte einschläfernd.
Gwandrion blieb neben teer Nagel stehen und warf einen Blick auf sein Armbandvielzweckgerät.
„Sie müßten längst hier sein!" sagte er ungeduldig. „Hoffentlich hatten sie keinen Zusammenstoß mit den Aphilikern."
„Gehen Sie jetzt zurück in das U-Boot!" befahl teer Nagel. „Ich warte allein auf sie."
Gwandrion zögerte.
Der Greis kicherte.
„Sie wollen mich nicht allein lassen!" stellte er fest. „Denken Sie, daß ich mit dieser Situation nicht fertig werde?"
„Nun", meinte Gwandrion gedehnt „Sie sind nicht mehr der, der Sie einmal waren. In jeder Beziehung."
„Gehen Sie!" wiederholte teer Nagel.
Der große Mann
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