0705 - Flucht aus Imperium-Alpha
gelebt hatte. Äußerlich hatte sich nicht viel geändert, wenn auch die farbenfrohen Fassaden der Gebäude einem eintönigen Grau gewichen waren. Die nüchternen Aphiliker benötigten keine Farben.
Tausende von Menschen bewegten sich auf den Transferstraßen, auf den freien Plätzen und in der Nähe der Häuser.
Die Stille der Menschen war belastend. Teer Nagel sah nur wenige Frauen und Männer beisammen stehen und miteinander sprechen. Die Aphilie hatte auch diese Form der zwischenmenschlichen Beziehungen fast völlig ausgelöscht.
Es war eine andere, eine fremde Stadt.
Es war keine menschliche Stadt.
Überall patrouillierten Polizeiroboter.
Teer Nagel ging ziellos davon, um nicht die Aufmerksamkeit einiger Passanten oder gar der Roboter zu erregen.
Die Stadt hatte etwas Erdrückendes. Teer Nagel hatte das Gefühl, ersticken zu müssen, wenn er noch länger hierblieb. Er kämpfte dagegen an. Wenn er sich nicht an diese Umgebung gewöhnen konnte, würde seine Mission scheitern.
Teer Nagel überquerte den freien Platz und ging am Gebäude der Administratoren vorbei in die Wega-Allee. Er stellte fest, daß die meisten Geschäfte geschlossen waren. Die Menschen wurden von zentralen Stellen aus mit den notwendigen Gebrauchsgegenständen versorgt.
Er wechselte auf ein schneller dahingleitendes Transferband.
Die Howalgoniumsäule, die früher auf einem Hügel am Ende der Allee gestanden hatte, war verschwunden. In ihrer unmittelbaren Umgebung hatte es früher zahlreiche Tanzlokale gegeben, die jetzt ebenfalls geschlossen waren. Teer Nagel registrierte, daß nirgends Musik gespielt wurde.
Als teer Nagel am Ende der Wega-Allee das Transferband verließ, wurde er von einem jungen schwarzhaarigen Mann angehalten. Der Unbekannte trug einen fleckigen Regenumhang und hochhackige Stiefel.
„Warte einen Augenblick, Alter!" sagte er.
Die Stimme klang gleichgültig.
Teer Nagel blieb stehen und blickte den anderen furchtsam an.
„Schon eine Versicherung abgeschlossen?" erkundigte sich der Fremde.
Teer Nagel wußte nicht genau, worum es ging. Aus Angst, einen Fehler zu machen, gab er keine Antwort, sondern wandte sich ab. Der junge Mann hielt ihn am Arm fest.
Teer Nagel wollte sich losreißen, aber er bekam sich rechtzeitig unter Kontrolle.
„Eine Versicherung", sagte der Schwarzhaarige, „ist immer noch der beste Schutz gegen die Zwangseinlieferung in die Stummhäuser."
„Mir ist gleichgültig, was mit mir geschieht", erwiderte teer Nagel.
„Hast du Arbeit?" Die Stimme klang lauernd.
„Nein!"
„So? Und wovon lebst du dann?"
Das Gespräch bewegte sich in Bahnen, die Gefahr verhießen.
Der Fremde grinste breit.
„Ersparnisse, wie?"
„Ein wenig", sagte teer Nagel.
Der andere hielt ihm eine gelbe Karte aus Kunststoff unter das Gesicht.
„Dreißig Solar! Eine einmalige Prämie. Sobald sie dich auffordern, in das zuständige Stummhaus zu kommen, rufst du deinen Agenten an. Er kümmert sich dann um alles."
Teer Nagel hatte einhundertfünfzig Solar bei sich. Diese Summe galt als unverdächtig, auch bei einem alten Mann.
Um den Fremden loszuwerden, griff teer Nagel in die Tasche und holte das Geld hervor. Er zählte dreißig Solar ab und gab sie dem Schwarzhaarigen. Er erhielt dafür die gelbe Karte.
„Wo lebst du eigentlich?" wurde er gefragt.
„Trizano-Sektor", sagte er. „Zwölfter Straßenkorridor."
Atlas Cimarron hatte ihm diese Adresse genannt. Bei der Polizei war unter dieser Adresse ein Grown teer Nagel registriert.
Teer Nagel hatte gehofft, daß der junge Mann sich nun zurückziehen würde, doch er sah sich getäuscht.
„Trizano-Sektor?" wiederholte er. „Dort soll ein Outsider leben."
„Ich weiß es nicht", sagte teer Nagel. „Ich muß jetzt weiter."
Er setzte sich in Bewegung. Der Fremde blieb an seiner Seite.
„Mit dir stimmt irgend etwas nicht, Alter", sagte er gedehnt. „Ich habe ein Gefühl für so etwas.
..Verschwinden Sie endlich!" sagte teer Nagel verzweifelt. „Ich habe Ihnen eine Karte abgekauft und möchte meine Ruhe haben."
„Vielleicht bist du registriert", fuhr der Mann im Regenumhang fort. „Die Regierung zahlt zwanzig Solar für die Ergreifung eines Registrierten. Es gibt genügend alte Spinner, die nicht in Stummhäusern leben wollen."
„Zum Teufel!" sagte teer Nagel. Er sah sich um, ob sich keine Fluchtmöglichkeit bot.
„Wir machen einen kleinen Spaziergang", sagte der Mann.
„Sobald ich dich bei der nächsten Polizeistation abgeliefert habe,
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