0706 - Das Galgen-Trio
an.
»Nun?«
Ich schien seinen Widerstand gebrochen zu haben, denn er deutete so etwas wie ein Nicken an.
Die Mündung zog ich aus dem Mund zurück, ging etwas nach hinten und bedrohte den Mann weiterhin aus sicherer Entfernung, der wütend atmete, den Kopf nach vorn bewegte, auf die Tischplatte spie und urplötzlich nach dem Messer griff und es aus dem Holz zerrte.
Er schrie, er warf sich nach hinten, er drehte den Arm und holte zum tödlichen Wurf aus.
Ich wußte nicht, was so plötzlich in ihn gefahren war, vielleicht hatte ich ihn zu sehr gedemütigt, aber ich mußte schneller sein als er.
Und die Kugel war schneller.
Der Schuß hallte überlaut in der Küche wider. Das Echo zerrte in meinen Ohren, dann tanzte plötzlich die Mordklinge aus seiner Hand, denn ich hatte ihn dort erwischt.
Ich wollte ihn nicht töten, denn dieser Mann sollte vor ein Gericht gestellt und abgeurteilt werden.
Deshalb hatte ich auf den Arm gehalten und das Glück gehabt, ihn dort zu treffen, wo ich wollte.
Und zwar an der rechten Hand.
Aus seiner Wunde sprudelte das Blut. Die Kugel hatte eine tiefe Furche in seinen Handballen gerissen. Er war durch die heftige Bewegung zu Boden gefallen, lag dort verkrümmt, fluchte und hielt sich gleichzeitig die getroffene Hand.
Vor seinen Lippen sprühte heller Speichel. Er bewegte seinen Kopf und schabte damit über den Boden. Aus der Wunde sprudelte das helle Blut und bildete schon eine Lache.
Ich fand neben dem emaillierten Waschbecken ein Handtuch, das sich auch gut als Verband eignete.
Das wickelte ich um seine rechte Hand, knotete es fest und riß den Mörder hart auf die Beine.
»Hör zu, du komischer Butler. Du hast gnadenlos eine alte Frau umgebracht. Jetzt glaube nur nicht, daß ich auf dich große Rücksichten nehmen werde.«
»Fahr zur Hölle.«
Ich packte ihn mit der freien Hand im Nacken und schüttelte ihn durch. »Du wirst mich jetzt zu Christina bringen. Ist das klar?«
»Ja.«
»Gut. Wo steckt sie?«
»Nicht weit. In… in einem Weinkeller. Er gehört den Aragons. Ich habe sie dort zurückgelassen.«
»Allein?«
Ich merkte, daß er bei der Antwort lügen wollte und preßte ihm die Mündung in den Nacken. »Überlege es dir genau, Killer. Überlege es dir ganz genau.«
»Nicht allein!« preßte er hervor. »Es… es sind noch zwei Männer bei ihr. Vertraute von Aragon.«
»Dann werden sie uns ja einlassen, wenn sie deine Stimme hören, William.«
Er hielt seine rechte Hand mit der linken fest. Die Finger waren wie Würste um das Handtuch gewickelt, das durch den Blutstrom bereits eine rote Färbung bekommen hatte. Er stand gebückt da, bestimmt peinigten ihn irre Schmerzen, doch ich konnte darauf keine Rücksicht nehmen. Er hatte sie bei der hilflosen, alten Frau auch nicht gekannt und war so brutal vorgegangen.
»Wo müssen wir hin?« fragte ich ihn.
Er preßte die Antwort hervor. »Okay, ich… ich führe Sie…«
»Noch eines«, sagte ich leise, aber sehr bestimmt, als er sich in Bewegung setzen wollte. »Sollten Sie versuchen, mir, eine Falle zu stellen, sind Sie der erste, der stirbt…«
Er schwieg und ging voran.
***
Zwischen den Häusern und in den schmalen Gassen war es kühler, als ich angenommen hatte. Es gab kein Fenster, vor dem nicht ein geschlossener Laden hing. Dennoch wurde ich das Gefühl nicht los, beobachtet zu werden, aber das war mir egal.
Ich führte diesen hundsgemeinen Verbrecher ab wie im Mittelalter der Henker den Delinquenten.
Der Butler stolperte vor mir her. Der Untergrund war nie eben. Wenn das Kopfsteinpflaster an gewissen Stellen fehlte, dann wies der Boden Löcher auf oder bildete Rillen und Rinnen.
Mauern, die mit Blumen bewachsen waren, wechselten sich mit den hellen Hausfassaden ab. Treppen führten hoch zu schmalen Türen, die meist mit schmiedeeisernen Kunstwerken verziert waren.
Und über allem stand die grelle Sonne, die es trotzdem nicht schaffte, die engen Gassen mit ihrer heißen Lichtfülle auszuleuchten, denn hier überwogen die Schatten und dunklen Plätze, die zumindest das Gefühl von Kühle vermittelten.
Wir bewegten uns auf den Ausgang des Dorfes zu, und an der rechten Seite verschwanden die Hausfassaden, um einer großen, grauen Steinmauer Platz zu schaffen, die die zum Dorf hin liegende künstliche Grenze einer ansonsten hohen Felswand bildete.
Ich wußte es nicht genau, aber diese Form sah mir aus wie die Außenwand eines Weinkellers.
An der anderen Seite bildeten Pinien einen breiten
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