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0706 - Das Galgen-Trio

0706 - Das Galgen-Trio

Titel: 0706 - Das Galgen-Trio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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an.
    »Sorry, aber jetzt wird es weh tun.«
    Dann riß ich es weg.
    Sie zuckte zusammen. Ihre Lippen bluteten an mehreren Stellen, aber sie war das verdammte Pflaster endlich los und konnte tief Luft holen.
    Man hatte ihre Arme gefesselt und auch die Füße. Die Stricke waren dünn, aber hart, und ich hatte Mühe, sie mit meinem Taschenmesser durchzuschneiden.
    Christina trug nicht mehr ihren Badeanzug. Sie hatte sich umgezogen. Das schwarze Kleid aus dünnem Stoff lag wie eine zweite Haut auf ihrem Körper, nur in Höhe der Oberschenkel war es etwas breiter geschnitten, um ihr mehr Bewegungsfreiheit zu ermöglichen.
    Gehalten wurde es von zwei dünnen Trägern, die am Rücken gekreuzt waren.
    Sie schaute mich an, sie wollte etwas sagen, konnte aber nicht sprechen, keuchte nur. Dann streckte sie die Arme aus und umklammerte meinen Nacken. Sie preßte sich an mich, ich hörte, daß sie vor Erleichterung weinte, sprach mit ihr und schaute nur auf die Öffnung des Fasses, denn der Killer lauerte noch immer.
    Ich hätte gern sofort auf ihn Jagd gemacht. Aus Rücksicht auf Christina ließ ich mir Zeit damit, denn sie brauchte diesen Trost jetzt, was ich gut nachfühlen konnte.
    »Sorry, John«, sagte sie, »aber…«
    »Ist schon gut, Christina. Ich möchte aber, daß du hier im Faß vorerst bleibst.«
    »Warum?«
    Es hatte keinen Sinn, ihr die Wahrheit zu verschweigen. Ich sprach von einem Killer, dessen Waffe ich nur um Haaresbreite entgangen war. »Ich habe ihn nicht erwischt, er wird also noch hier lauern, und er hat bereits zwei Menschen auf dem Gewissen.« Vom Tod der Großmutter sagte ich kein Wort.
    »Wieso denn?«
    »Ich weiß es auch nicht. Es waren die beiden Männer, die auf dich aufpassen sollten.«
    »Nicht der Engländer?«
    »Nein.«
    »Aber der hat mich geholt.«
    »Ich weiß.«
    »Woher denn?«
    »Das ist jetzt unwichtig, Christina. Ich muß den dritten haben. Auf ihn kommt es an.«
    »Dann gehört er nicht zu dem Engländer?«
    »Nein.«
    Sie wollte noch etwas fragen, aber ich legte einen Finger auf den Mund. Christina verstand.
    Ich bewegte mich kriechend auf den Ausgang des Fasses zu, der wie ein riesiges Loch wirkte. Meine Nerven waren angespannt, ich hielt die Beretta in der Hand. Einem Angriff mit der zweckentfremdeten ›Lanze‹ war ich entgangen. Ob ich bei einem zweiten Glück hatte, konnte ich nicht sagen. Es war mein Glück, daß ich mich so laut wie möglich über das Innenholz des Fasses bewegte, denn so hörte ich direkt über mir das Geräusch.
    Sehr leise, schleifend und kratzend…
    War er das?
    Ich hielt inne, schaute hoch und dachte daran, einfach in die Höhe zu schießen. Wenn der Killer auf dem Faß hockte und die Silberkugeln durchschlugen es, hatte ich vielleicht Glück. Aber das Holz war ziemlich dick. Außerdem wußte ich nicht hundertprozentig, ob es sich auch um den Mörder handelte.
    Ich verhielt mich ruhig.
    Das Schleifen verstummte.
    Hockte er noch immer dort oben, oder hatte er seinen Platz noch wechseln können?
    Ich ging das Risiko ein und bewegte mich weiter auf den runden Ausgang zu.
    Davor hielt ich ein.
    Ich atmete ein, konzentrierte mich, hechtete aus dem Faß und hatte meinen Schwung genau berechnet, denn ich wollte nicht an der anderen Gangseite zu hart gegen das Faß prallen.
    Ich rollte mich ab, stieß trotzdem gegen das Hindernis, sprang hoch und lief zur Seite, wobei ich mit der Waffe schräg in die Höhe zielte und als Fixierpunkt den oberen Rand des Fasses nahm, aus dem ich vor einigen Sekunden entwischt war.
    Nichts zu sehen.
    Ich atmete auf, ließ die Waffe aber nicht sinken, da ich mit jedem Trick rechnete.
    »Siehst du etwas?« erreichte mich Christinas flüsternde Stimme. Sie hockte im offenen Faß und zitterte vor Spannung.
    »Noch nicht.«
    »Ich könnte rauskommen und…«
    Mein heftiges Kopfschütteln unterbrach sie. »Nein, bleib dort, wo du bist.« Ich hatte mich zurückgedrückt und berührte mit dem Rücken ein Faß hinter mir. Noch hatte ich von meinem Gegner nichts gesehen. Keine Hand, kein Gesicht, keinen Zipfel. Er mußte sich irgendwo verborgen halten, möglicherweise steckte er zwischen den Fässern, denn an ihren Ober- und Unterseiten gab es noch genügend Lücken, durch die jemand schauen konnte. Die Fässer berührten sich eigentlich nur in der Mitte, wo sie besonders bauchig waren.
    Ich grinste Christina kurz zu, auch mehr aus Verlegenheit, weil ich im Moment nicht wußte, was ich unternehmen sollte. Für mich war wichtig, daß ich

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