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0706 - Das Galgen-Trio

0706 - Das Galgen-Trio

Titel: 0706 - Das Galgen-Trio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hier rauskam. Zusammen mit dem Mädchen und möglichst unverletzt.
    Etwa eine Minute verstrich. Nichts tat sich.
    Ich hörte auch keine fremden Geräusche. Das leise Knacken war schon immer da gewesen. Das Holz der Fässer arbeitete immer. Es bewegte sich, es knackte, als wollte es uns mitteilen, daß mit ihm noch zu rechnen war.
    Ewig konnten wir nicht hierbleiben. Mein knappes Nicken ließ Christina aufatmen. Sie war bereits zum Rand des Fasses vorgekrochen und schaute hinaus.
    »Sollen wir?«
    »Ja, aber sei vorsichtig.«
    Während Christina sich vordrückte, ging ich einen kleinen Schritt auf das Faß zu.
    Christina zitterte noch immer. Ein Träger ihres Kleides war verrutscht. Mit einer mechanischen Bewegung drückte sie ihn zurecht und nickte mir zu.
    »Halte dich immer dicht bei mir!« flüsterte ich ihr zu. »Nur so können wir etwas erreichen.«
    »Aber ich brauche eine Waffe.« Sie deutete auf meine Pistole. »Hast du noch eine zweite?«
    »Nein.«
    »Das ist schlecht. Ich habe auch nichts gesehen«, flüsterte sie. »Ich weiß nicht, wer hier lauert. Hast du vielleicht eine Idee?«
    »Kaum.«
    Sie schaute prüfend gegen mein Gesicht. »Aber du hast eine Idee, nicht wahr?«
    Ich lächelte kantig. »Wie kommst du darauf?«
    »Das sehe ich dir an. Du willst darüber nicht reden, weil die Idee zu unwahrscheinlich ist. Du hast von Claus von Aragon einen Auftrag bekommen, den du durchführen willst. Und du rechnest damit, daß alles stimmt, was er gesagt hat.«
    »So ungefähr.«
    »Dann ist der Mörder ein Toter!« stellte sie fest und sagte es so, daß Widerspruch erst gar nicht aufkam.
    Ich schwieg. Sie hatte ja recht. Es bestand die Gefahr, daß hier ein Zombie lauerte, einer der drei Untoten, die eigentlich hätten in der Schlinge hängen müssen. Aber diese Tatsache hatte ich ihr lieber verschweigen wollen.
    Ich spürte ihre Hand an meinem Arm. »Du brauchst auf mich keine Rücksicht mehr zu nehmen, John. Ich habe mich mit den Tatsachen abgefunden. Es gibt eben Dinge, denen man einfach nicht entgehen kann. Da müssen wir beide durch.«
    »Wahrscheinlich hast du recht.«
    Wir nahmen denselben Weg, den ich gekommen war. Beide waren wir unwahrscheinlich auf der Hut, hatten unsere Ohren gespitzt, aber es waren keine fremden Geräusche zu hören.
    Christina arbeitete gut mit. Sie schaute immer wieder über die Schulter zurück, aber der Gang hinter uns zwischen den Fässern verschwamm im Dämmer.
    Uns umgab eine bedrückende Atmosphäre. Die Luft schien sich verdichtet zu haben. Für meinen Geschmack roch sie noch intensiver nach Sherry als zuvor. Sie kam mir schwül vor, als würde im nächsten Moment innerhalb des Gewölbes ein Gewitter losbrechen.
    Es tat sich nichts.
    Wir kamen unangefochten weiter, und Christina beruhigte sich auch wieder. Ihre Nerven glätteten sich. Der Blick war wachsamer geworden, weniger von der Angst diktiert.
    Sie war es auch, die den Killer entdeckte.
    Ihr leiser Ruf warnte mich. Gleichzeitig blieb sie stehen. Der rechte Arm schnellte hoch, sie streckte den Finger aus, deutete nach vorn und gleichzeitig nach rechts.
    Auch ich sah den Kopf.
    Ziemlich groß, mit blonden Haaren, die wie Stroh wirkten. Darunter zeichnete sich ein graubleiches Gesicht ab, das hölzern wirkte, als wären die Nase, die Ohren und der Mund hineingeschnitzt worden. Tote, leere Augen glotzten auf uns nieder, und ich zögerte damit, die Waffe- hochzureißen und zu schießen.
    Den Ausdruck des Gesichts kannte ich. Diese Leere, dieses nicht Vorhandensein eines Gefühls. So etwas hatte ich schon unzählige Male gesehen, und zwar bei bestimmten Wesen.
    Bei Zombies!
    Und der auf dem Faß über uns war ein lebender Toter. Daran gab es für mich nichts zu rütteln.
    Auch Christina dachte ähnlich. Sie fragte mich aber. »Ist das einer von diesen…?«
    »Ja.«
    Dann verschwand es. Blitzschnell. Ich hatte mich durch die Antwort ablenken lassen, reagierte deshalb zu spät und ließ die Waffe sinken. Es kam zu keinem Schuß.
    Christina ächzte auf. Sie drückte ihre Stirn gegen meine Schulter. »Mein Gott«, hauchte sie. »Es ist tatsächlich wahr. Ich habe ihn gesehen, es gibt ihn.«
    »Wie meinst du das?«
    »Man hat doch darüber gesprochen. Meine Großmutter kennt die Geschichte auch. Von Aragon hat die Männer hängen lassen. Das heißt, einer seiner Vorfahren. Ich weiß nicht, ob es der Vater oder der Großvater gewesen ist, aber so ungefähr muß es gelaufen sein. Drei gedungene Killer wollten ihn

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