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0706 - Das Galgen-Trio

0706 - Das Galgen-Trio

Titel: 0706 - Das Galgen-Trio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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töten.«
    »Wer hat sie gedungen?«
    »Die Menschen aus Ayamonte. Ich weiß nicht, ob von denen noch einer lebt. Ich glaube ja. Es ist der alte Ramon, der müßte noch wissen, was damals geschehen ist.«
    »Wir werden mit ihm reden. Zuvor aber will ich hier rauskommen. Ich lehne Sherry zwar nicht ab, aber ich habe ihn lieber im Glas als im Faß.«
    Christina lächelte. »Das kann ich verstehen.«
    Wir wußten jetzt, daß man uns beobachtete. Sosehr wir auch schauten, wir sahen ihn nicht.
    Das Gesicht hatte sich in meine Erinnerung eingeprägt. Ich wußte genau, wen ich vor mir gehabt hatte. Noch einmal vergegenwärtigte ich mir den Film, stellte mir die Gruppe der Gehängten vor.
    Der Mensch mit dem grauen Gesicht war der Zwerg oder Liliputaner gewesen, den man aufgehängt hatte.
    Christina hatte den Toten im Faß nicht gesehen. Durch mich war ihr Blickfeld eingeschränkt gewesen. Aber sie würde noch die anderen beiden Toten zu Gesicht bekommen, und ich bereitete sie mit behutsamen Worten darauf vor.
    Sie nahm es gefaßt auf, nickte, bekam einen Schauer und hob dann die Schultern. »Es ist eskaliert, John. Es ist einfach auseinandergeplatzt. Lange genug hat die Gewalt geschlummert, jetzt muß sie sich einfach freie Bahn verschaffen. Was soll man machen? Ich jedenfalls komme dagegen nicht an.«
    »Ja. Versuchen wir, sie in Grenzen zu halten.«
    »Okay.«
    Der Zombie hielt sich zurück. Ich rechnete damit, daß er uns dort erwarten würde, wo die Reihe der Fässer aufhörte und sich der Tisch mit den beiden Bänken befand.
    Der Tote lag noch immer dort.
    Christina blieb für einem Moment stehen, starrte ihn an, verfiel aber nicht in Panik. Auch kurze Zeit später nicht, als sie William, den Butler, sah. Er hockte auf dem Boden, stierte ins Leere und zitterte.
    Sein Gesicht glühte im Fieber. Um seine verletzte Hand war noch immer das Handtuch gewickelt.
    Christina stellte keine Frage. Sie bekam von mir trotzdem eine Erklärung. »Ich habe mich wehren müssen…«
    »Ja«, sagte sie, »ja…« Wahrscheinlich dachte sie daran, wie sie von William entführt worden war, und über ihren Körper kroch wieder ein Schauer.
    Dann drehte sie sich scharf um. »Sinclair!« Der Butler sprach mit trockenen Lippen. »Hast du ihn erwischt?«
    »Nein.«
    Er kicherte. »Dann wird er dich erwischen. Ja, er wird dich erwischen, und ich werde nicht mehr mit dir gehen. Ich will hier hockenbleiben, verstehst du?«
    »Sie brauchen einen Arzt, der sich um Ihre Hand kümmert.«
    »Ich bin erledigt.«
    »Das auch.«
    »Dann laß mich hier allein, verdammt!« schrie er mich an, spie mir sogar ins Gesicht, drehte sich und wollte zur Seite kriechen. Dann fing er an zu lachen. So schrill und wahnsinnig, daß es nicht mehr normal klang.
    »Er macht mir Angst«, flüsterte Christina.
    »Das kann ich verstehen. Wahrscheinlich ist William wahnsinnig geworden. Er hat es nicht mehr gepackt. Es war einfach zu viel für ihn. Außerdem ist er ein Verbrecher.«
    Christina unterbrach mich. »Er drang in unser Haus ein und erklärte, daß er alles am Strand gesehen hätte, was dort passiert ist.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Dann schlug er mich bewußtlos und schaffte mich weg. Meine Großmutter blieb zurück.«
    »Laß uns gehen, Christina.« Wäre ich allein gewesen, hätte ich mich noch auf die Suche nach dem Zombie gemacht. Aber ich wollte die junge Spanierin keiner unnötigen Gefahr aussetzen, wobei sie zwar mitging, draußen aber, wo uns die Hitze umwaberte, ihre Haare zurückstrich und über ihr klebriges, verschmutztes Gesicht rieb.
    »Ich möchte mit dir reden.«
    »Bitte, was ist?«
    »Ich war nicht allein im Haus, John.«
    Ich ahnte, was auf mich zukam und nickte. »Es stimmt, du warst nicht allein.«
    »Dich meine ich nicht, sondern meine Großmutter. Die alte Dame war ebenfalls da.«
    Als sie mein Gesicht sah, griff sie mit spitzen Fingern zu. Sie schüttelte mich durch, und dann schrie sie. »Was ist mit meiner Großmutter, John? Was ist mit ihr? Du mußt es wissen!«
    »Christina, bitte…« Meine Stimme krächzte. »Ich möchte nicht, daß du es…«
    Sie fragte direkt. »Ist sie tot?«
    »Ja!«
    »Nein!« Sie trat einen Schritt zurück. Dann flüsterte sie das Gegenteil. »Also doch. Sie lebt nicht mehr. Sie ist tot, man hat sie… hat man sie umgebracht?«
    Ich nickte.
    »War es der Engländer?«
    Es hatte keinen Sinn, sie zu belügen, aber auch ohne meine Antwort wußte sie Bescheid. Sie wurde so bleich, daß ich mich vor ihr schon

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