0706 - Herr der Vulkane
Stern.
Obwohl es ein beruhigendes Gefühl war, jederzeit das Amulett rufen zu können…
»Komm doch näher.«
Diesmal sprach Bador Nicole an. Der Blick seiner dunklen Augen bohrte sich in ihre. Ruhig hielt die Dämonenjägerin ihm stand.
Sie riskierte es, sich telepathisch vorzutasten.
Zum Glück war Nicole den Umgang mit dem Bösen gewöhnt. Sonst wäre sie gewiss zusammengezuckt, als sie den Tyrannen kontaktierte.
Sein Bewusstsein war so schwarz wie die Nacht. Eine krankhafte Herrschsucht, unendliche Grausamkeit und Gemeinheit prägten Badors Charakter.
Momentan gelüstete es den Tyrannen außerdem nach Nicoles Körper. Er konnte sich kaum noch beherrschen.
Die Französin war jetzt ganz ruhig, wie es ihr manchmal in gefährlichen Situation passierte. Sie verließ sich einfach darauf, dass sie richtig reagieren würde.
Langsam ging sie einige Schritte auf den Tyrannen zu. Eine Armeslänge von ihm entfernt blieb sie stehen.
»Wie heißt du?«, verlangte Bador heiser zu wissen.
»Nicole.«
Der Masdo streckte ihr seine rechte Hand entgegen. Er trug eine Art Kaftan mit weiten Ärmeln. Wahrscheinlich ein Hausgewand.
Doch noch bevor seine Hand Nicoles Gesicht berühren konnte, ließ er sie wieder sinken. In seinen Augen flackerte so etwas wie Furcht auf. Wieder tastete sich die Dämonenjägerin telepathisch vor.
Tatsächlich hatte der Masdo plötzlich Angst vor ihr. Doch er ahnte nicht, dass sie nach Zaa gekommen war, um seine Macht zu brechen. Jedenfalls fand Nicole keinen Hinweis darauf. Sie war sich allerdings klar darüber, dass ihre telepathischen Fähigkeiten nicht die größten waren.
Vielleicht täuschte er sie ja?
Plötzlich musste Nicole an den Dhyarra-Kristall denken, der in ihrer Shorts-Tasche ruhte. Vielleicht war es die Nähe des mächtigen Edelsteins, die Bador so nervös machte?
Nicole bedauerte, dass der eine Kristall nicht ausreichen sollte, um die Magie des Schurken zu vernichten. Doch wenn es hart auf hart kam, würde sie es natürlich trotzdem probieren.
Das Lächeln auf den Lippen des Tyrannen gefror.
»Trink' mit mir!«
Die Einladung klang wie ein Befehl - und war es wahrscheinlich auch.
Er ging zu einem Tisch hinüber, auf dem eine Weinkaraffe und zwei Pokale standen. Nicole ging zumindest davon aus, dass sich Wein in dem Gefäß befand. Bador füllte die Pokale höchstpersönlich.
»Wo kommst du her, Nic-Oll?«
»Aus dem Nordland«, behauptete die Dämonenjägerin. Jetzt musste sie bei ihrer Geschichte bleiben. Ob es ihr gefiel oder nicht.
»Woher dort genau?«
Nicole trank einen Schluck, um nicht antworten zu müssen. Dieses Gesöff schmeckte wirklich wie Wein. Wie Supermarkt-Burgunder, genauer gesagt. Aber wenn sie sich jetzt nichts einfallen ließ, würde sie bald andere Probleme bekommen…
»Es ist so heiß hier…«, flötete die Dämonenjägerin. »Stört es dich, wenn ich mein Oberteil ablege…?«
Und bevor Bador etwas erwidern konnte, hatte sie ihr Bustier aufgehakt und zu Boden fallen lassen.
Der Masdo blieb mit offenem Mund stehen, als er ihre Brüste erblickte.
Die Männer sind doch alle gleich, feixte Nicole innerlich. Doch ihr Teilstriptease würde Bador nicht genügen. Sie wusste genau, worauf er aus war.
Und sie wollte nicht länger Nicole Duval heißen, wenn er das von ihr bekommen sollte…!
Sie trank noch einen weiteren Schluck, um Zeit zu gewinnen. Die Frage nach ihrer genauen Herkunft stand immer noch im Raum. Dieser Bador war kein Vollidiot. Er würde sich seinen Reim darauf machen, wenn sie nichts erwiderte.
Und Nicole kannte nicht einen einzigen Ortsnamen in dieser lausigen Welt!
Bador grinste sie an. In seinen Augen glitzerte es.
Plötzlich wurde Nicole schwindlig. Ihre Knie fühlten sich an wie Pudding.
Dieser Dreckskerl hat mir was in den Wein gemischt! Und ich habe nichts gemerkt! Hat Bador überhaupt selbst von dem Gesöff getrunken? Verdammt… kann nicht mehr klar denken…
»Ich- ich muss mich hinlegen…«, lallte Nicole. Ihr kam der Gedanke, Merlins Stern zu rufen. Aber ihr Körper torkelte Richtung Bett, ohne dass sie ihn daran hindern konnte.
Sobald Nicole auf die weiche Matratze fiel, schwand ihr Bewusstsein endgültig. Sie sank in eine tiefe Betäubung.
Bador rieb sich die Hände. Nun, da diese herrliche Frau hilflos vor ihm lag, fühlte er sich schon viel besser.
Der Tyrann wusste nicht, warum sich sein schlechtes Gefühl in ihrer Gegenwart so sehr verstärkt hatte. Aber er würde es herausfinden.
»Nun zu uns!«,
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