0707 - Der Arenakämpfer
wollte ich es darauf ankommen lassen, daß meine Wohnungseinrichtung demoliert wurde.
Ungefähr drei Sekunden vor Ablauf der Frist trat ich aus dem Haus.
Drei Überschwere standen in der Nähe der Tür. Sie richteten Paralysatoren auf mich. Hinter ihnen schwebte ein Prallfeldgleiter dicht über der Straße.
„Einsteigen!" befahl einer der Überschweren.
Ich wollte die Kerle nicht noch mehr reizen, deshalb verzichtete ich darauf, mich nach dem Grund für die freundliche Einladung zu erkundigen. Wahrscheinlich waren die drei Überschweren verärgert, weil sie so früh am Tage bereits einen Einsatzbefehl erhalten hatten. Sie würden ihren Arger beim geringsten Anlaß handgreiflich an mir auslassen - und ich brauchte meine Kräfte für den Arenakampf, der heute nachmittag stattfinden sollte.
Also gehorchte ich schweigend, was mich allerdings nicht davor bewahrte, mit einem kraftvollen Stoß in den Gleiter befördert zu werden, sobald ich den Überschweren den Rücken gekehrt hatte.
Sie lachten, als ich mich mühsam wieder aufrappelte. Ich starrte sie nur an und bemühte mich, keine Gefühlsregung zu zeigen.
Doch irgend etwas an meinen Augen schien sie zu beunruhigen. Sie wurden plötzlich still, kletterten in den Gleiter und starteten.
Nach einiger Zeit verließen wir das Jassich-Viertel und fuhren durch die von Überschweren, Springern, Arkoniden und Akonen bewohnten Viertel von Marsport City.
Etwa eine halbe Stunde später kam mir eine Ahnung, wohin die Überschweren mich zu bringen gedachten. Der Gleiter fuhr nämlich genau die Strecke, auf der man aus der Stadt hinaus und zur Colderan-Arena gelangte.
Offenbar war das Abholkommando so früh zu mir geschickt worden, damit ich es mir nicht im Laufe des Vormittags anders überlegte und doch noch das Weite suchte.
Nicht, daß mir das auf die Dauer geholfen hätte. Aber Vermallon wollte bestimmt sichergehen, daß ihm sein angeblich sicherer Wettgewinn nicht entging, weil ich nicht gegen das Killerpärchen antrat.
Ich atmete erst einmal auf.
Zwar sah ich dem Kampf mit ziemlich gemischten Gefühlen entgegen, aber es wäre schlimmer gewesen, wenn die Überschweren mich einer ungesetzlichen Handlung beschuldigt hätten.
Meine Ahnung bestätigte sich. Der Gleiter verließ tatsächlich die City und hielt vor dem Verwaltungsgebäude der Arena, die in der Zeit vor der Okkupation ein Fußballstadion gewesen war. Die Überschweren hatten praktisch nur den Grundriß beibehalten, alles andere jedoch umbauen lassen.
Die drei Überschweren stiegen aus und befahlen mir, in den Trainingsraum für die Arenakämpfer zu gehen.
Eigentlich war es kein Raum, sondern eine große Halle, in der diejenigen Arenakämpf er trainieren durften, die ihre Kämpfe freiwillig und für gutes Geld antraten, also Profis wie Orlanda und Harun Griffith.
Zu dieser frühen Stunde war allerdings noch nichts los. Nur der Arenameister und ein hünenhafter Springer in der Trainingskleidung der Berufskämpfer befanden sich in der Halle.
Trantor Zharim, der Arenameister, ein Überschwerer wie die Burschen, die mich hergebracht hatten, lächelte, als er mich erblickte.
„Auf dich habe ich gewartet, Kalteen!"rief er. Dann wandte er sich an meine Eskorte und fuhr sie an: „Ihr könnt verschwinden!"
Grollend trollten sich die Burschen, denen es ganz offensichtlich nicht schmeckte, daß sie so angefahren wurden, wie sie sonst nur Sklaven anfuhren.
Der Arenameister blickte mich nachdenklich an.
„Mynra Buccuon hat mir erzählt, daß ihr befreundet seid", erklärte er. „Er bat mich, dir zu helfen, wenn es in meiner Macht steht."
Das Lächeln schwand aus seinem Gesicht, und in grimmigem Ton fuhr er fort: „Ich glaube, der kamashitische Bastard denkt tatsächlich, ich würde einem Sklaven helfen, sich vor einem Kampf in der Arena zu drücken!"
Ich lächelte kalt und erwiderte: „Vielleicht denkt mein kamashitischer Freund, ich wäre gegenüber dem Killerpärchen in der gleichen hoffnungslosen Lage wie ein Überschwerer gegenüber einem riesigen tobsüchtigen Rhuorg-Vogel."
Das Gesicht Tharims verfärbte sich. Er ballte die Fäuste, und es sah so aus, als wollte er sich auf mich stürzen.
Wahrscheinlich hätte er das auch getan, wenn der hünenhafte Springer ihn nicht zurückgehalten hätte, indem er sagte: „Laß mich das machen Trantor. Ich werde dem Kerl eine Lektion erteilen, die er bis zu seinem baldigen Tode nicht vergessen wird."
Trantor Zharim beruhigte sich schnaufend.
„Also gut!"
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