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0707 - Im Schatten des Vampirs

0707 - Im Schatten des Vampirs

Titel: 0707 - Im Schatten des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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mehr Tote geben wird. Also muss unser unbekannter Tätowierer wissen, weshalb diese Männer getötet wurden, richtig?«
    Li-Wen nickte. »Das heißt, wenn wir ihn finden, finden wir auch das Motiv für die Morde.«
    »Wenn nicht sogar den Mörder«, fügte Zamorra hinzu. »Es wäre…«
    Seine Worte gingen im ohrenbetäubenden Heulen einer Sirene unter.
    »Feueralarm!«, schrie Li-Wen darüber hinweg. »Wir müssen auf die Plattform.«
    Sie verriegelte sorgfältig die Tür, bevor sie zu Zamorra aufschloss, der bereits ungeduldig im Gang wartete. Der Ausbruch eines Feuers war die schlimmste Katastrophe, die er sich auf einer Bohrinsel vorstellen konnte. Er schluckte bei dem Gedanken an die ungeheuren Mengen von Öl und Petroleum, die überall um ihn herum gelagert wurden. Ein Funke genügte, um alles in die Luft zu jagen.
    Es lag erst wenige Wochen zurück, dass vor Brasilien die bisher größte Ölförderplattform der Welt, die »P-36« der brasilianischen Firma Petrobras, zerstört und gesunken war, rund 120 Kilometer vor Macae. Expertenmeinungen zufolge war die Explosion, die für den Tod mehrerer Arbeiter und schlußendlich auch für das Sinken der Station verantwortlich war, durch eine Gasfackel ausgelöst worden.
    Unter normalen Umständen hätte so etwas nicht passieren dürfen. Dass bei Ölförderungen - egal ob auf See oder auf dem Festland - das zwangsläufig mit freigesetzte Gas kontrolliert abgebrannt wurde, war normal. Aber hier musste etwas schiefgegangen sein, und hinzu kam, dass auf der »P-36« nachträglich Installationen vorgenommen worden waren, welche das Gewicht der Konstruktion erhöhten und die Statik beeinträchtigten.
    Zamorra stieß die Tür zur Plattform auf und fing sich im letzten Moment, als er auf dichtem weißen Löschschaum ausrutschte. Neben ihm standen einige Arbeiter, die aufgeregt miteinander diskutierten. Sie sprachen so schnell, dass er kaum etwas verstehen konnte, aber der Grund ihrer Aufregung war auch so klar genug.
    Es war der Hubschrauber, oder vielmehr das qualmende Metallgerippe, das davon übrig geblieben war. Die Gefahr, die von der brennenden Maschine ausging, schien bereits gebannt zu sein, denn die Arbeiter rollten die Schläuche zusammen und begannen den glitschigen Schaum mit langen Holzschiebern ins Meer zu kehren. Irgendwie erinnerte es Zamorra an das Schneeschieben zu Hause, wenn es mal einen richtigen Winter gab. Die Routine, die die Männer dabei zeigten, ließ ihn vermuten, dass plötzliche Feuer nichts Ungewöhnliches auf der Plattform waren.
    »Kommt wohl häufiger vor«, sagte er zu Li-Wen, doch bevor sie antworten konnte, lief ein junger Arbeiter auf sie zu.
    »Ich habe gesehen, was passiert ist«, sagte er atemlos in einem schwer verständlichen Dialekt. »Dort hinten habe ich die runden Dampfdrücker gut gemacht. Dann habe ich einen weißen Nebel vor dem fliegenden Traktor gesehen. Dann hat der Nebel den fliegenden Traktor berührt. Dann ist er Feuer geworden. Dann ist der Nebel weggegangen.«
    Zumindest waren das die Worte, die Zamorra verstand, auch wenn er bezweifelte, dass der Mann sich ganz so einfach ausgedrückt hatte und vermutlich auch nicht die Worte »fliegender Traktor« verwendet hatte. Er sah Li-Wen auffordernd an, wartete auf ihre Übersetzung, damit er den Arbeiter nach dem Nebel fragen konnte.
    »Er sagt«, erklärte sie, »dass er dort hinten die Überdruckventile repariert hat, als der Hubschrauber plötzlich explodiert ist. Er hat niemanden gesehen.«
    Zamorra war für einen Moment sprachlos. Er hatte zwar nicht alles verstanden, was der Mann gesagt hatte, aber den Nebel hatte der drei Mal erwähnt. Es war unmöglich, dass er sich verhört hatte.
    Warum lügt sie mich an?, dachte er irritiert. Das ist die erste richtige Spur ; die wir in diesem Fall haben.
    »Möchten Sie ihn noch etwas fragen?«, sagte Li-Wen.
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Nein, wenn er niemanden gesehen hat, kann er uns nicht weiterhelfen.«
    Er wandte sich ab und ging nachdenklich im Strom der Arbeiter zur Tür. Als er den Gang betrat, spürte er eine flüchtige Berührung an der Hand. Seine Finger schlossen sich im Reflex um ein kleines Stück Papier.
    Er wartete, bis Li-Wen vor ihm um eine Ecke gebogen war, dann faltete er es auseinander.
    BOHRERKOPF IN EINS STUNDE, stand in Englisch darauf. HABE INFORMATION
    ***
    Dr. Kordanopoulus - O'Neill hatte es dieses Mal geschafft, sich den Namen zu merken - rieb sich müde über die Augen. Vor ihm lag Nicole reglos

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