0708 - Verliebt in eine Tote
Zug schien sie sich noch nicht zu befinden, dann hätte sie bestimmt schon Kontakt aufgenommen.
Und so wartete ich ab.
Natürlich hatte sich bei uns alles um Suko gedreht, aber wir liefen da vor eine Mauer. In den Kreis der Triaden konnten wir nicht einbrechen, diese Mauer war einfach zu dicht.
Und dennoch hatte sich eine Lücke von der anderen Seite her auf getan, denn mein Informant konnte nur aus dem inneren Kreis dieser Organisation stammen.
Der Zug rollte in eine Station ein und hielt. Ich wußte nicht einmal, in welcher, weil ich zu sehr in Gedanken versunken war.
Fahrgäste stiegen aus, andere stiegen ein. Es war ein normales Kommen und Gehen, nichts Verdächtiges, das mich persönlich gestört hätte. Ich achtete natürlich sehr auf einen Chinesen und entdeckte den Mann im letzten Augenblick, bevor sich die Türen schlössen. Er war klein, fast zierlich, drängte sich durch die Lücke, blieb stehen, dann fuhr der Zug an.
Den plötzlichen Ruck konnte der Neuankömmling nicht ausgleichen. Er prallte gegen einen schwitzenden Mann, der ziemlich sauer reagierte und den Chinesen ausschimpfte.
Seine Worte waren kaum wiederholbar. Der Neuankömmling duckte sich, als hätte er Prügel bekommen, aber in seinen Augen leuchtete eine Kälte und Härte, die den Kerl eigentlich hätte warnen müssen.
Bevor ich eingreifen und schlichten konnte, reagierte der Chinese. Er benutzte nur seinen Finger, um den schwergewichtigen Kerl ruhig zu bekommen. Aber dieser Finger mußte wie eine Lanze wirken, der dem Mann die Luft raubte.
Er röchelte noch einmal, dann war er still und krümmte sich. Zum Glück konnte er sich anlehnen, sonst wäre er noch gefallen.
Als wäre nichts geschehen, wandte sich der kleine Mann an mich. Sein Haar trug er gescheitelt, sein Lächeln wirkte freundlich, und er deutete sogar eine kurze Verbeugung an.
»Mr. Sinclair?«
»Ja.«
»Es ist gut, daß ich Sie gefunden habe. Leider ist meine Zeit knapp, ich muß deshalb gleich zur Sache kommen.«
»Bitte tun Sie das.«
»Sie wissen, was mit Suko geschehen ist.«
»Ja.«
»Man hat ihn entführt, damit er eine Aufgabe löst. Er soll Tommy Li zurückbringen. Er ist Li Choungs Sohn, der nicht auf seinen Vater hörte, sondern einen eigenen Weg ging. Wir wissen auch, wo er sich befindet, aber wir sind zu schwach, ihn zu befreien, denn er verläßt sich auf geheimnisvolle Kräfte, die wir nicht unterschätzen dürfen. Suko könnte es schaffen, er ist einer von uns, er ist stark, aber ich frage mich; ob er stark genug ist. Was ich hier tue. Mr. Sinclair, ist ein Alleingang. Niemand weiß etwas davon, niemand darf etwas davon wissen, deshalb auch dieser Treffpunkt. Ich mache mir Sorgen um Vater und Sohn und möchte Sie bitten, uns zu unterstützen.«
Mein Grinsen fiel schief aus. »Sie, die Triaden?«
»Wie immer Sie auch zu uns stehen, es geht nicht allein um Tommy. Suko ist auch daran beteiligt.«
»Das weiß ich.«
»Sind Sie einverstanden?« Er war raffiniert, denn er hielt seine Information zurück.
»Was bleibt mir für eine andere Möglichkeit?«
»Sie können aussteigen.« Er sagte es, als wir in eine Station einliefen.
Der Kerl, der meinen Gesprächspartner angesprochen hatte, stieg aus.
Er schwankte noch immer, und war blaß im Gesicht.
Die Türen hatten sich kaum geschlossen, da sprach mich der Unbekannte wieder an. »Ich warte auf Ihre Antwort, Mr. Sinclair.«
»Ich mache mit.«
Er war erleichtert, was er durch ein Luftholen dokumentierte. »Ich weiß, daß ich mich auf Ihr Wort verlassen kann. Ich will nichts mehr zurückhalten, denn die Zeit drängt.«
»In London finde ich sie nicht?«
»Nein, sie müssen auf das Land fahren, in Richtung Ipswich. Südlich davon in Richtung Küste ist ein Camp errichtet worden, dort können Sie die beiden finden.«
»Was für ein Camp?«
»Wir wissen nicht, wer die Häuser gebaut hat und für wen sie bestimmt sind. Möglicherweise eine Sekte oder eine ähnliche Gruppe. Es können aber auch die gewesen sein, die jetzt darin leben. Nur wenige Häuser stehen in der Landschaft, Sie werden sie, wenn Sie hinfahren, nicht übersehen können. Wir haben Ihren Freund dort in der Nähe abgesetzt, und ich werde Ihnen jetzt eine Karte geben, die ich selbst angefertigt habe.« Er griff in die Tasche, holte ein normal großes Blatt Papier hervor und faltete es auseinander. »Damit kommen Sie zurecht, Mr. Sinclair.«
Ich gönnte der Karte nur einen flüchtigen Blick, dann steckte ich sie ein.
»Noch
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