0708 - Verliebt in eine Tote
also - der Höllenfürst, Asmodis. Er hatte hier seine Fallen ausgelegt.- »Ich ahnte es«, sagte Suko. »Nein, das konntest du nicht.«
Wie ein böses Omen geisterte ihm die Stimme entgegen. »Das war überhaupt nicht möglich. Ich habe meine Spuren verwischt.«
»Und wann?«
»Vor sehr langer Zeit.«
»Und das Mädchen? Was ist mit der Gestalt, die du angenommen hast? Was war mit ihr?«
»Sie hat sich in mich verliebt. Damals schon, und die Menschen heute tun es wieder. Es hat sich nichts geändert. Ich habe sie nur dazwischengeschaltet. Es gab zwei Tote, ihre Seelen gehören mir, dafür hat Joanna schon gesorgt. Ich ahnte nicht, daß ich dich hier treffen würde. Leider bin ich nicht allwissend, aber jetzt freue ich mich auf dich, Suko. Dir wird klar sein, daß du mein Gebiet nicht mehr verlassen kannst, ohne daß ich meinen Segen dazu gebe.«
»Auf den kann ich wohl verzichten.«
»Sicher.« Sie bewegte sich. Es war ein Gleiten, und dann schwebte sie über der offenen Luke. Einen Moment später war sie verschwunden, als Andenken noch einen leicht nach Schwefelgas stinkenden Geruch hinterlassend.
Suko hörte Tommy Li keuchen. Er war wie vor den Kopf geschlagen.
Suko wußte nicht einmal, ob er den fremden Klang der Stimme mitbekommen hatte, denn der junge Mann machte auf ihn einen entrückten Eindruck. Er durchmaß den Raum mit kleinen Schritten, den Kopf dabei zurückgedrückt. Schaute gegen die Decke, wobei auf seinen Lippen noch das Lächeln der Erinnerung lag.
Er schaute nicht, wohin er ging. Noch zwei Schritte, dann würde er in die Luke fallen.
Suko war schneller. Er hielt ihn fest und zerrte ihn zurück. »Laß mich!« keuchte Tommy. »Nein, du bleibst.«
»Ich werde zu ihr gehen. Sie ist gekommen, um mich einzuladen. Sie ist wunderbar.«
»Tatsächlich, Tommy? Ist der Teufel für dich wunderbar? Kann er das überhaupt sein?«
»Wieso der Teufel?«
»Du hast soeben mit dem Teufel gesprochen oder hast ihm gegenübergestanden, Junge.«
»Nein, das war sie.«
»Unsinn. Es war der Teufel in Verkleidung. Er hat die Gestalt deiner geliebten Joanna angenommen. Deine so innige, platonische Liebe gehört nicht dir, du hast sie an den Höllenherrscher verschwendet. Begreife das endlich! Der Teufel will deine Seele haben, nicht mehr und nicht weniger. Das Spiel ist seit Jahrhunderten gleich geblieben, nur die Regeln haben sich, etwas verändert oder angepaßt. Soll ich dir noch mehr sagen? Willst du mehr darüber wissen?«
»Nein, ich hasse dich. Ich hasse deine Lügen!« Suko blieb ruhig. »Es sind keine Lügen, Tommy. Es ist die reine Wahrheit.«
Tommy sah aus, als wollte er Suko ins Gesicht schlagen. Doch er beherrschte sich, senkte den Kopf und hauchte: »Ihr alle wollt sie mir, nicht gönnen. Aber sie hat sich an mich gewandt. Ich bin ihr nächster Geliebter. So ist es geschrieben worden, und so wird es immer bleiben,, darauf kannst du dich verlassen. Ich lasse nicht von ihr, verstehst du das? Niemals werde ich von ihr lassen.«
»Tut mir leid, aber…«
»Nein, niemals!«
Er wollte sich losreißen und den Raum verlassen, doch Suko hielt ihn eisern fest.
»Wir gehen gemeinsam«, sagte er, drückte ihn vor und damit auch auf den Rand der Luke zu.
Er ließ ihn die Stiege als ersten hinabsteigen, blieb ihm aber dicht auf den Fersen, und als Tommy die letzte Stufe hinter sich gelassen hatte, spürte er wieder die Hand des Inspektors auf seiner linken Schulter. Der Druck reichte aus, um ihn ruhig werden zu lassen.
»Sie ist stärker als du, viel stärker. Du heißt Suko, nicht wahr? So hat sie dich angesprochen.«
»Stimmt.«
»Es ist schade, daß du auf der anderen Seite stehst, aber du wirst mich von meinem Weg nicht abbringen können. Was so tief gewachsen ist, kann man nicht einfach zur Seite legen. Es ist die einmalige, die große Liebe, die es sonst nicht mehr gibt. Das mußt du verstehen, auch wenn es dir sehr schwerfällt.«
Suko hatte beschlossen, einen moderaten Tonfall anzuschlagen. »Was hast du denn jetzt vor?«
Tommy Li überlegte. Er ging in die Nähe eines Fensters und schaute hinaus.
Die Sonne füllte das Viereck nicht mehr aus, es lag einfach in einem falschen Winkel. »Ich werde mich bald auf den Weg machen und ihr einen Besuch abstatten.«
»Wo mußt du denn hin?«
»Sie wartet in ihrem Sarg auf mich. Er hat einen besonderen Platz bekommen, nicht weit von hier.«
»Ein Sarg für einen Geist?«
Hastig drehte Tommy den Kopf. »Ja, es ist ein besonderer Sarg, kein
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