0708 - Zwischenspiel auf Saturn
Ferron Kalter mit erstaunlicher Geschwindigkeit vor und entriß dem überraschten zweiten Überschweren die Waffe. Er mußte seinen Gravo-Absorber auf höchste Leistung geschaltet und sich so mehr Bewegungsfreiheit geschaffen haben. Kaltblütig tötete er seinen Gegner und kam dann auf Kalteen zu, der sich aus der Mulde erhob.
„Danke, Kalteen. Das war eine gute Leistung. Für diese beiden Touristen ist die Reise beendet. Sie wollten uns töten."
„Mach dir keine Gedanken darüber, Ferron. Uns blieb keine andere Wahl." Er sah sich um. „Wo stecken die anderen...? Ah, da kommen sie ja schon."
Als sie in der Kabine saßen und die Helme geöffnet hatten, sagte Ferron zu Kalteen: „Was schlägst du jetzt vor? Wir können schließlich mit dem Ding nicht zum Mars fliegen. Wir würden nicht weit kommen.
Abgesehen von den Sicherungsschiffen hält der Gleiter das nicht aus."
„Es gibt nur zwei Möglichkeiten, Ferron, und Shmitten deutete die erste schon an: wir warten hier, bis das Arbeitskommando morgen wieder eintrifft und kehren mit ihm abends ins Lager zurück. Die zweite ist: wir versuchen, mit dem Gleiter die Ringe zu erreichen."
Shmitten schüttelte den Kopf.
„Was sollen wir in den Ringen? Dort treiben sich gerade die wagemutigsten der Touristen herum und setzen ihr Leben für eine Wette aufs Spiel. Keiner von ihnen würde auch nur eine Sekunde zögern, uns zu töten."
„Ich weiß, was du sagen willst", Kalteen", warf Ferron ein. „Wir haben es soeben selbst erlebt: Wo es Touristen gibt, da sind auch Gleiter und vielleicht sogar Raumjachten. Wenn wir eine Jacht kapern könnten, bestünde die Möglichkeit zur Flucht. Sie sind alle registriert und besitzen eine Rückflugerlaubnis. Aber mit einem Gleiter würde kein Überschwerer das Saturnsystem verlassen, wenn er noch bei Verstand ist."
„Richtig", bestätigte Kalteen. „Genau das war mein Plan."
„Die Saturnringe also! Wann starten wir?"
„Ich nicht!" rief Coresan. „Ich bleibe hier! Lieber zurück ins Lager, als in den Ringen getötet zu werden.
Was ist mit dir, Siral? Bist du vielleicht so verrückt, mit ihnen gehen zu wollen?"
Siral wirkte unschlüssig, dann schüttelte er den Kopf.
„Ich habe zwar keine Angst, jedoch gibt es persönliche Gründe, die mich zwingen, im Lager zu bleiben. Ich habe noch zwei Jahre, dann darf ich in die Siedlung. Dort wartet eine Frau auf mich."
Ferron Kalter nickte.
„Gut, dafür haben wir wohl alle Verständnis. Und was ist mit dir, Shmitten?"
„Ich begleite euch." Er lächelte zaghaft. „Ohne mich kommt ihr ja doch nicht zurecht, nicht wahr..
Kalteen klopfte ihm auf die Schulter.
„Jedenfalls sind wir froh, einen erfahrenen Mann bei uns zu haben. Siral, Coresan, wir können euch nur viel Glück wünschen."
„Wir euch auch", sagte Siral ernst. „Wann wollt ihr starten?"
„Sobald ihr euch aufgewärmt und ausgeruht habt. Außerdem halte ich es für besser, wenn wir die beiden toten Überschweren in eine Schlucht rollen. Man darf sie nicht entdecken."
„Das besorgen wir dann schon", versicherte Siral.
Ferron Kalter öffnete die Siegel der Notverpflegung und verteilte Delikatessen. Zum ersten Mal seit langer Zeit konnten sich die Männer wieder einmal richtig satt essen und die Behaglichkeit eines gut geheizten Raumes genießen. Während alle schliefen, kümmerte sich Kalteen um den Kurs, der wegen der ständigen Sicherheit der Ringe keine Schwierigkeiten bereitete. Besonders dankbar war er für die Tatsache, daß der Gleiter eine winzige Toilette und einen Duschraum besaß. Erst später, wieder mit dem Raumanzug bekleidet und ungemein erfrischt, nahm er hinter den Kontrollen Platz, klappte die Lehne zurück und schloß die Augen.
Er war sicher, daß seine Flucht schon jetzt so gut wie geglückt war.
*
Grammlond hatte sich ins Heckteil des Gleiters zurückgezogen und konzentrierte sich auf die einströmenden Gedankenimpulse.
Tigentor hatte behauptet, daß sie nun das fragliche Gebiet überflögen, dessen Koordinaten mehrfach über den Informationssender durchgegeben worden waren.
Natürlich bestand nun die Gefahr, daß auch andere Touristen in dieses Gebiet kamen, um Jagd auf die Gefangenen zu machen.
Ihnen mußte man zuvorkommen, ehe sie ein Blutbad anrichten konnten.
Barratill überwachte wieder den Funk.
Sie überflogen eine Kuppelsiedlung, von der aus unzählige Raupenspuren durch den Schnee nach Nordwesten führten, die vor einem Gebirge endeten. Dort standen auf der
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