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0709 - Märchenfluch

0709 - Märchenfluch

Titel: 0709 - Märchenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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Amory Stagg in Gedanken nicht zu verwünschen!
    Zweifelsohne war diese »Hexe« auf dessen Mist gewachsen. Somit war diese Figur offenbar eine der Konstanten in dieser Welt, ein unabänderlicher Fixpunkt in jeglicher Vorstellungsvariante des Dornröschen-Märchens.
    Zwei Mankos machten Zamorra zu schaffen. Zum einen war er natürlich waffenlos gekommen, da Stagg nur ihn hatte zeichnen können, nicht aber Dinge wie das Amulett, einen Dhyarra-Kristall oder Ähnliches. Eine solche »Duplizierung« hätte vermutlich ohnehin nicht funktioniert. Und zum anderen durfte er in seiner Konzentration nicht nachlassen, wollte er nicht, dass sich seine Umgebung schlagartig auflöste und er sonst wo landete. Sicher, er hätte einen zweiten Versuch wagen können, aber auch dann wäre er auf diese »böse Fee« getroffen, die Dornröschen bei der Tauffeier den Tod gewünscht hatte, ein Fluch, der dann von einer der weisen Frauen in hundertjährigen Schlaf abgemildert worden war. Ihm sollte die Königstochter an ihrem fünfzehnten Geburtstag anheim fallen, nachdem sie sich an einer Spindel gestochen haben würde.
    Diese Spindel nebst Spinnrad sah Zamorra vor sich, fast zum Greifen nah.
    Ihretwegen war er hier.
    Aber die so garstige wie mörderisch gefährliche Alte kam ihm buchstäblich in die Quere!
    Riesengroß schienen ihm ihre Krallenhände, als sie auf ihn zuschossen. So schnell, dass er ihnen kaum ausweichen konnte. Er schaffte es nur, das Gesicht abzuwenden.
    Wie glühende Eisen fuhren ihm die Nägel über die Wange und hinterließen blutige Striemen.
    Der Anprall der Alten brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Er ließ sich fallen, rollte ab, kam wieder hoch.
    Die Hexenkreatur wirbelte herum, fauchte und blies ihm stinkenden Atem entgegen.
    Wieder hob sie die Klauen, und wieder wollte sie sich auf Zamorra werfen.
    Schweiß lief ihm von der Stirn, brannte in seinen Augen. Weniger vor körperlicher Anstrengung als vor Konzentration. Er versuchte, auf zwei Ebenen zu denken. Auf der einen hielt er sein Gedankenbild regelrecht fest, von der anderen aus trachtete er seinen Körper zu steuern.
    Ein fast unmögliches Unterfangen.
    Das Turmzimmer wirkte nicht mehr ganz so real wie vorhin noch. Aber noch verlor es seine Stabilität nicht ganz. Noch nicht…
    Zamorra kämpfte nicht mehr nur gegen die Hexe, sondern auch gegen die Zeit.
    Als das Biest wieder auf ihn zujagte, warf er sich zur Seite, der Zimmermitte zu. Dort prallte er gegen das Spinnrad, riss es um. Mit der linken Hand umklammerte er das Bündel feuchten Papiers, mit der rechten schnappte er nach der Spindel, die über den Boden davon klapperte. Eine halbe Fingerlänge noch, dann…
    Der Schatten der Alten fiel über ihn. Ohne hinzusehen, zog Zamorra die Beine an und ließ sie ruckartig vorschnellen. Seine Füße trafen die Hexe in der Leibesmitte und stießen sie zwei, drei Schritte zurück.
    Das musste reichen, verdammt!
    Er dehnte sich, streckte den rechten Arm, die Finger, und endlich schlossen sie sich um die Spindel. Ihre Spitze bestand, ganz untypisch für einen solchen Gegenstand, aus Kristall, aber so hatte Zamorra sich diese Spindel als Kind vorgestellt. Mit einem hölzernen Ende, wie es eigentlich üblich und das noch nicht einmal wirklich spitz war, hätte sich doch kein noch so dummer Mensch je in den Finger gestochen.
    Die hässliche Alte warf sich abermals auf ihn.
    Zamorra erwartete sie, die Spindel mit der kristallenen Spitze nach oben gerichtet.
    Tief bohrte sie sich in den Leib der Hexe, als sie auf Zamorra herabstürzte. Ihre Augen quollen so weit aus den Höhlen, dass er schon fürchtete, sie würden ihm ins Gesicht springen.
    Zamorra spürte, wie ihm feuchte Wärme über die Hand lief. Aus der Wunde der Alten quoll Blut, nicht etwa jene pappmacheartige Masse, zu der der Wolf und sein erstes Opfer geworden waren. Das musste daran liegen, dass er hier, in der Heimatwelt dieser Geschöpfe, gegen die Hexe gekämpft hatte.
    Zamorra wälzte sich unter dem schlaff gewordenen Körper der Alten hervor.
    Es fiel ihm unsagbar schwer, und noch viel schwerer war es, auf die Beine zu kommen. Er fühlte sich todmüde, gerade so, als könnte er auf der Stelle und am Stück hundert Jahre schlafen.
    »Verflucht!«, kam es ihm lahm von der Zunge.
    Noch etwas, das ihm entgangen war. Nicht nur Dornröschen war eingeschlafen, nachdem sie sich an der Spindel gestochen hatte, sondern alle im Königsschloss mit ihr!
    Und eben dort befand sich gerade in diesem Moment auch

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