071 - Gefangen in den Bleikammern
niederlegen, Coco?"
Das Mädchen schüttelte den Kopf. „Nein, ich bin nicht müde."
„Ich lege mich ein paar Stunden aufs Ohr", brummte Trevor und stand auf. „Sollte sich Sam Lanta melden, dann wecken sie mich bitte!"
Coco löschte das Licht, als Trevor das Zimmer verlassen hatte. Sie blickte auf die Uhr. Es war kurz vor vier. Sie setzte sich Dorian gegenüber, schloß die Augen und dachte über Don Chapmans Verschwinden nach. Zum Unterschied von Dorian war sie nicht der Meinung, daß Hekate dahintersteckte.
Der Dämonenkiller stöhnte im Schlaf. Er bewegte sich unruhig hin und her und schwitzte stark.
Coco wischte ihm den Schweiß von der Stirn.
Einige Minuten nach sieben Uhr läutete das Telefon. Coco hob ab und meldete sich.
„Hier spricht Sam Lanta!" meldete sich eine unangenehm schrille Stimme. „Ich soll Trevor Sullivan anrufen."
„Sullivan schläft, Sam", sagte Coco. „Können Sie zu uns kommen?"
„Worum geht es?" fragte der Freak mißtrauisch.
„Um die Information, die Sie Sullivan gestern gaben. Wir wissen, daß Sie nur sehr ungern Ihre Informanten verraten, aber diesmal müssen Sie eine Ausnahme machen. Don Chapman verschwand spurlos im Haus in der Vincent Road. Es ist, als hätte er sich in Luft aufgelöst."
Sam Lanta schnaubte kurz.
„Gut", sagte er schließlich. „In einer Stunde bin ich bei Ihnen."
Fünf Minuten später läutete das Telefon wieder. Diesmal war Fred Archer am Apparat. Er sagte, daß kein Mensch das Haus betreten hätte und er jetzt abgelöst würde.
Dorian Hunter hatte sich geduscht und rasiert. Sein Gesicht wirkte eingefallen, die Augen waren blutunterlaufen. Er nickte Coco und Trevor flüchtig zu, die um den großen Tisch im Speisezimmer saßen.
Dorian schenkte sich eine Tasse Tee ein und schmierte sich ein Brötchen.
„Sam Lanta muß jeden Augenblick kommen", sagte Trevor. „Hoffentlich kann er uns weiterhelfen." „Lassen wir uns überraschen", meinte Dorian. „Haben Sie irgend etwas über den Besitzer des Hauses erfahren, Trevor?"
„Er ist nicht interessant für uns", antwortete Trevor. „Carl Reynolds, dem das Haus in der Vincent Road gehört, fuhr vor mehr als zwei Monaten nach Südafrika. Er beauftragte eine Maklerfirma mit dem Verkauf der Villa, doch bis jetzt fand sich kein Käufer. Reynolds verlangt einen unverschämt hohen Preis, den bis jetzt niemand zahlen wollte. Die Villa steht seit zwei Monaten leer."
„Da kommen wir also auch nicht weiter", brummte Dorian mißmutig.
Die Tür wurde geöffnet, und Miß Pickford, steckte ihren Kopf ins Zimmer. „Ein Mr. Lanta will Sie sprechen, Mr. Sullivan."
„Schicken Sie ihn rein, Miß Pickford!"
Der Freak trat ins Zimmer. Er war mittelgroß und abscheulich häßlich. Das rotbraune Haar war kurz geschnitten, die Augen waren unregelmäßig groß und verschiedenfarbig; sie sonderten ununterbrochen ein gelbes Sekret ab. Die Nase war angefressen, die Lippen fehlten gänzlich.
Trevor stand auf und begrüßte Sam Lanta herzlich. Dorian schüttelte dem Freak kurz die Hand. „Setzen Sie sich, Sam!" sagte Trevor einladend. „Eine Tasse Tee?"
„Ich will nichts", sagte der Freak mit durchdringender Stimme.„ Ich bin müde, Trevor. Machen wir es kurz."
„Ich habe ein paar Fragen, Sam."
„Raus damit!"
„Von wem haben Sie die Informationen über den Teufelskult in der Vincent Road 55?" „Normalerweise würde ich Ihnen diese Frage nicht beantworten, Trevor", sagte Sam Lanta, „aber diesmal will ich eine Ausnahme machen. Sie kennen den Cat Club in der Old Ford Road?"
Trevor nickte.
„Dort treffen sich allerlei obskure Gestalten", sprach der Freak weiter. „Ich gehe recht oft hin. Vorgestern war ich auch dort. Ich unterhielt mich mit einigen Bekannten und setzte mich dann an die Bar. Kurze Zeit später nahm ein breitschultriger Kerl neben mir Platz. In London laufen ja jede Menge Verrückte herum, und im Cat Club ganz besonders. Aber der Bursche war irgendwie anders. Er trug einen bodenlangen, schwarzen Umhang. Sein Schädel war völlig glatt geschoren, und er hatte eine Tätowierung, die von der Nasenwurzel über die Stirn bis in den Nacken reichte. Die Tätowierung war farbenprächtig ausgeführt und stellte eine sich um eine Hand windende Schlange dar. Ich schenkte dem Burschen weiter keine Beachtung. Einige Zeit später kam ein junges Mädchen, das sich neben den Kerl setzte. Sie unterhielten sich. Griechisch. Ich lebte einige Zeit in Griechenland und verstehe die Sprache recht gut. Was
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