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071 - Gefangen in den Bleikammern

071 - Gefangen in den Bleikammern

Titel: 071 - Gefangen in den Bleikammern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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wie ich in den Kerker gelangen sollte, doch im Augenblick war es für mich nur wichtig, daß ich den Soldaten entkam.
    Ich gab einem der Soldaten einen Stoß vor die Brust und hetzte auf die Tür zu.
    Da stellte sich mein Vater mir in den Weg. Ich war so überrascht, daß ich stehenblieb. In diesem Augenblick packten mich die Soldaten und drehten mir die Hände auf den Rücken.
    „Ich wußte, daß dich Selva verhext hat", sagte mein Vater leise. „Ich sah es mit eigenen Augen. Sie flüsterte dir etwas zu und küßte dich, aber ich konnte nicht verstehen, was sie zu dir sagte. Ich ahnte, daß sie dir einen Auftrag erteilt hatte. Und ich irrte mich nicht. Du wurdest überwacht, mein Sohn. Ich ließ rund um unser Haus Beobachter aufstellen. Wir konnten dich verfolgen, ohne daß du etwas davon merktest."
    „Euer Sohn hat ein Fläschchen eingesteckt", sagte einer der Soldaten.
    Mein Vater zog es mir aus der Tasche.
    Ein gurgelnder Schrei war zu hören. Sekunden später kam einer der Soldaten in die Halle, der den Alchemisten verfolgt hatte.
    „Der Alte hat Selbstmord begangen", sagte er mürrisch. „Wir konnten ihn nicht daran hindern. Er rammte sich einen Dolch ins Herz."
    „Was ist in diesem Fläschchen, Michele?"
    Ich schwieg.
    „Bevor der Alte floh, rief er Euerm Sohn zu: Selva muß das Lebenselixier regelmäßig trinken, sonst würde sie entarten."
    „Was hat das zu bedeuten, Michele?"
    „Ich weiß es nicht", sagte ich.
    „Ich glaube dir nicht", sagte mein Vater. Er wandte sich den Soldaten zu. „Bringt meinen Sohn in den Dogenpalast! In den Kerker!"

    Selva blickte mich flüchtig an. Ihr Gesicht verriet keine Regung. Sie wandte den Kopf, und ihr Blick fiel auf das kleine Fläschchen, das vor dem Untersuchungsrichter stand. Für einen Augenblick leuchteten ihre Augen gespenstisch auf.
    Der Untersuchungsrichter stand schwerfällig auf. Er war ein dickbauchiger, untersetzter Mann. „Selva Farsetti", sagte er mit dröhnender Stimme, „du wirst beschuldigt, Michele da Mosto verhext zu haben. Auf deine Veranlassung ging er zu Idanno Barsento und holte einen Zaubertrunk, den er dir bringen sollte. Gestehst du deine Untat?" Selva blickte mich überlegend an. Ich hätte viel darum gegeben, wenn ich ihre Gedanken hätte lesen können. Es blieb ihr keine andere Wahl, sie mußte leugnen.
    „Antworte!" brüllte der Richter.
    Das Mädchen schwieg. Das war auch eine Möglichkeit, die ihr aber nicht weiterhalf.
    Der Untersuchungsrichter blickte mich an. Ich wagte nicht zu atmen. Sein Blick wanderte weiter. Er musterte meinen Vater prüfend. Ich ahnte, was er dachte. Er hatte wahrscheinlich gute Lust, mich als Helfer Selvas anzuklagen, doch er wagte es nicht; mein Vater war ein zu einflußreicher Mann. „Leugnen hilft dir nichts, Selva Farsetti", knurrte der Richter. Er wandte sich an einen Henkersknecht. „Holt einen Hund!"
    Der Henkersknecht blickte den Richter verwundert an.
    „Geht!" brüllte der Richter. „Habt Ihr mich nicht verstanden? Ihr sollt einen Hund holen."
    Der Henkersknecht kam nach fünf Minuten zurück und stieß einen verwahrlost aussehenden Köter in die Folterkammer. Der Hund stand mit eingezogenem Schwanz da und winselte leicht.
    „Schüttet in eine Schüssel Wasser!" befahl der Richter.
    Der Henkersknecht gehorchte. Der Richter öffnete das Fläschchen und goß etwas von der dunklen Flüssigkeit hinein. Der Henkersknecht stellte die Schüssel vor dem Hund auf den Boden. Er hob den Kopf und blickte den Henkersknecht mißtrauisch an. Schließlich steckte er die Schnauze in die Schüssel und trank. Wieder hob er den Schädel. Wassertropfen hingen an seiner Schnauze. Dann winselte er kläglich und fiel zu Boden. Mühsam stemmte er sich noch einmal hoch. Seine Augen wurden trübe, sein struppiges Fell sträubte sich. Ein Zittern durchlief seinen Körper. Dann krachte er zu Boden und streckte die Beine von sich. Der Hund war tot.
    „Sie wollte meinen Sohn mit diesem Teufelstrank vergiften!" brüllte mein Vater. „Sie versuchte ihn zu vergiften, als sie bei uns wohnte, doch es gelang ihr nicht. Sie wollte es jetzt nachholen." „Schweigt!" unterbrach der Untersuchungsrichter meinen Vater. „Bringt einen zum Tode Verurteilten!" wandte er sich an den Henkersknecht.
    Mein Blick wanderte immer wieder von Selva zum toten Hund. Der Alchemist hatte gesagt, daß Selva dieses Lebenselixier trinken müßte. Es war aber Gift. Hatte sich der Alchemist geirrt und mir ein falsches Mittel gegeben?
    Ein

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