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071 - Gefangen in den Bleikammern

071 - Gefangen in den Bleikammern

Titel: 071 - Gefangen in den Bleikammern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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verschwand im Gebäude. Es wurde langsam dunkel, und ich zündete eine Kerze an und setze mich wieder.
    Ich mußte lange warten, bis mein Bruder zurückkam. Er blieb breitbeinig in der Tür stehen. Sein grünes Hemd war über der Brust offen. Er trug dunkelblaue Hosen. Langsam kam er näher, setzte sich auf einen Stuhl und zog sich die Stiefel aus. Er trug keine Strümpfe. Die Hose bedeckte knapp seine Knie. Er griff nach einem Pokal, schenkte Wein ein, trank einen Schluck und blickte zum Fenster, das offenstand.
    „Eine herrliche Nacht!" sagte Jacopo. Seine Stimme klang gepreßt. „Wolkenlos. Sieh dir den Mond an!"
    Gehorsam wandte ich den Kopf um. Der Vollmond hing wie ein glühender Lampion am dunkelblauen Himmel.
    „Der Mond war schon immer mein Freund", sprach Jacopo weiter. „Ich liebe ihn, jetzt mehr als je zuvor. Er gibt mir Kraft. Unwahrscheinliche Kraft."
    Seine Worte ergaben keinen Sinn.
    „Bald wird der Mond auch dein liebster Freund sein, mein Bruder", flüsterte er. „Du wirst auch seine Kraft spüren. Bald, sehr bald ist es soweit."
    Jacopo griff nach der Kerze und blies sie aus. Im Zimmer war es fast taghell. Der Mond verbreitete ein silbriges Licht.
    Ich starrte meinen Bruder an. Sein Gesicht veränderte sich. Haare sprossen aus seiner Stirn. Sein Mund Weitete sich, und seine Nasenflügel wurden breiter. Innerhalb weniger Augenblicke war sein Gesicht dicht behaart. Er öffnete die wulstigen Lippen, und scharfe Zähne waren zu sehen. Aber nicht nur sein Gesicht veränderte sich, auch sein Körper war von der Umwandlung betroffen. Seine Hände wurden zu Pranken.
    „Jetzt ist es soweit", knurrte er. „Die Saat des Schwarzen Blutes wird auf dich übergehen. Vergangene Vollmondnacht war ich noch nicht bereit dazu. Jetzt erfüllt sich Mephistos Rache."
    „Du bist ein Werwolf!" schrie ich und sprang auf.
    Ich wollte zum Fenster, doch mein Bruder versperrte mir den Weg. Er stand mit gefletschten Zähnen geduckt vor mir, bereit mich anzuspringen.
    „Ich werde dich jetzt beißen, Bruder", fauchte er. „Du wirst ein Wolfsmensch werden - so wie ich." Meine Hand tastete nach dem Kerzenständer.
    „Keine Bewegung!" knurrte Jacopo. „Du kannst mir nicht entkommen."
    „Seit wann bist du ein Wolfsmensch?" fragte ich leise.
    „Das Sklavenschiff, das ich überfiel, war ein Köder", zischte er. „Mephisto hatte ihn ausgelegt. Ich wurde zu einem Werwolf, und bekam einen Auftrag, den ich jetzt erfülle."
    Er sprang mich an. Sein heißer Atem strich über mein Gesicht, und seine Pranken verkrallten sich schmerzhaft in meinen Armen. Ich trat ihn mit dem rechten Knie in den Unterleib, doch er ließ mich nicht los.
    „Hilfe!" brüllte ich.
    Doch niemand hörte mich. Die Bediensteten hatten das Haus verlassen. Jacopo und ich waren allein. Ich konnte keine Hilfe erwarten.
    Ich ließ mich fallen, doch auch das nützte nicht; die Pranken hielten mich zu fest. Die scharfen Zähne näherten sich meinem Gesicht. Ich wandte den Kopf ab. Alles drehte sich vor mir, dann wurde ich ohnmächtig.

    „Wie üblich unterbrechen Sie Ihre Erzählungen an den spannendsten Stellen, Dorian", brummte Trevor Sullivan.
    Der Dämonenkiller wischte sich müde über die schweißbedeckte Stirn.
    „Erzähle weiter!" bat Coco.
    „Später", sagte Dorian und schlug die Augen auf. Dunkle Ringe zeichneten sich darunter ab. „Ich bin müde."
    Er griff nach den Zigaretten und steckte sich eine an, während Coco aufstand und ihm einen neuen Drink einschenkte. Dorian nickte ihr dankbar zu. Er trank einen Schluck und lehnte sich zurück. „Wurden Sie damals von Ihrem Bruder gebissen, Dorian?" fragte Trevor. Er haßte es, wenn seine Neugierde nicht befriedigt wurde.
    „Ich will ein paar Stunden schlafen, Trevor", sagte Dorian. „Ich fühle mich wie gerädert. Dann erzähle ich Ihnen den Rest."
    „Eine Frage nur, Dorian: War Selva Farsetti Alraune, die sich jetzt Hekate nennt?"
    „Stimmt", sagte Dorian. „Zu diesem Zeitpunkt wußte ich es aber noch nicht. Ich wußte auch nichts von meinen früheren Leben."
    „Du hast uns versprochen, zu erzählen, weshalb Hekate dich so haßt", warf Coco ein. „Davon hörten wir aber nichts."
    „Das kommt noch." Der Dämonenkiller lächelte, trank sein Glas leer, lehnte sich zurück und war augenblicklich eingeschlafen.
    „Sollen wir ihn ins Schlafzimmer bringen, Coco?" fragte Trevor leise.
    „Nein." Coco winkte ab. „Lassen wir ihn ruhig auf der Couch schlafen."
    „Wollen Sie sich nicht auch

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