0710 - Der Freund des Satans
noch nicht angerufen, die Leiche lag auch noch in der Tiefgarage, wir mußten erst abwarten, was die nächste Zeit brachte. Es würde sich irgendwie herumsprechen, daß Suko und ich überlebt hatten, und wahrscheinlich versuchten es unsere Gegner ein zweites Mal.
Suko lehnte sich zurück. Die Sitzfläche war für ihn jetzt zu breit. Seine Füße erreichten nicht einmal den Boden. Und es waren genau diese Kleinigkeiten, die mir einen Schauer über den Rücken fließen ließen. Diese so alltäglichen Dinge, die sich plötzlich verändert hatten und die mich fast irrsinnig machten.
»Wo ist das Zurück?« fragte ich und schaute Suko dabei sehr genau an.
»Weiß ich nicht.«
»Und was ist mit dir, Shao?«
Sie hob die Schultern. Ihr Gesicht wirkte angespannt, und sie sprach vom Teufel, der hier die Regie führte. »Wenn du ihn findest, hast du auch das Schwert.«
»Würde es dann auch ein Zurück für Suko geben?«
»Das weiß ich nicht!«
Ich schaute ins Leere und murmelte dabei. »Alles, was wir vorhaben, ist mit einem großen Risiko verbunden. Wir haben einstecken müssen, aber wir können nicht austeilen. Ich würde mich gern an den Teufel halten, wenn ich wüßte, wo ich ihn finden kann. Es ist ja so, daß seine Auftrittsplätze wechseln. Ich kann doch nicht sagen, so, jetzt gehe ich in die Hölle und hole ihn dort heraus, um ihm das Messer an die Kehle zu setzen, damit er tut, was ich sage.«
»Nein, das geht nicht.«
»Aber wir müssen irgendwo ansetzen.«
Shao lächelte knapp. Sie hatte noch immer das glatte Gesicht, auch die Haare waren lang, aber diesmal fielen sie nicht bis über die Schultern, weil Shao sie hochgesteckt hatte. »Das können wir auch, John, davon bin ich überzeugt.«
»Dann weißt du mehr als ich.«
»Nein, das glaube ich nicht. Dieser Mann, der euch vernichten wollte, ist der wirklich von Asmodis geschickt worden oder von einer anderen Person?«
Ich runzelte die Stirn. Je länger ich über die Frage nachdachte, um so mehr gefiel sie mir. Shao konnte durchaus recht haben. Die menschliche Mordmaschine brauchte nicht unbedingt im Dienste der Hölle gestanden zu haben, denn in diesem Fall gab es schließlich Verbindungen zwischen Asmodis und einem chinesischen Triaden-Clan, dem Tommy Lis Vater vorstand.
»Du denkst an einen anderen Weg - oder?«
»Ist der so falsch?«
»Ich glaube nicht.«
»Dann sollten wir ihn gehen, John.«
»Und unser Leben verlieren«, erwiderte ich spontan.
Shao zeigte sich irritiert. Sie schüttelte den Kopf und wollte wissen, wie ich darauf käme.
»Ganz einfach, Shao. Diese Triaden sind ein Club für sich. Jeder, der sich ihnen nähert und nicht zu ihnen gehört, muß damit rechnen, zu sterben. Ich kann mir vorstellen, daß sich der alte Li Choung in die Enge getrieben sieht und keinen Ausweg mehr weiß, als zu töten, als alles um sich herum zu vernichten.«
Sie stieß hart die Luft aus. »Daran habe ich im Moment nicht gedacht. Es würde also schwer für dich werden.«
»Ja. Es sei denn, wir erscheinen dort mit einer großen Mannschaft und umstellen seinen Bau.«
Sie schüttelte den Kopf. »Das wäre nicht gut. Oder bist du anderer Meinung?«
»Nein.«
»Aber Bescheid wissen müssen wir.«
»Das sehe ich ein.«
Shao stand auf. »Dann werde ich zu ihm gehen. Du bist Europäer, ich Chinesin. Sie werden mich nicht abweisen. Außerdem habe ich andere Möglichkeiten als ihr.«
Das sah ich ein.
»Du und Suko wartet hier in der Wohnung am besten. Hier seid ihr einigermaßen sicher.«
Ich lachte sie scharf an. »Nein, Shao, das werde ich nicht tun. Das habe ich noch nie getan. Ich will da mitmischen. Ich muß es einfach, verstehst du?«
»Und das Kind?«
»Ich werde schon auf Suko achtgeben, zudem kann ich mir nicht vorstellen, daß er so hilflos ist. Gut, er wird sich nicht wehren können wie sonst, aber ich gehe nach wie vor davon aus, daß er noch ein großes Wissen besitzt.«
»Worüber?« fragte sie zurecht.
»Über einen Vorgang, mit dem alles begonnen hat, Shao. Erinnere dich an unser Gespräch vorhin.«
Sie runzelte die Stirn, dachte nach und kam auf die geheimnisvolle Truhe zu sprechen.
»Genau das meine ich.«
»Aber du hast es noch nicht probiert. Du wirst…«
»Ich hatte vor, ihr Magie zu benutzen. Sie ist möglicherweise der Weg, mit ihr hat alles begonnen. Aus ihr drang der Geist der Joanna, der die jungen Männer während ihrer Träume beeinflußte. Diese Truhe ist ein Stück des Teufels. Sie gehört ihm ebenso wie das
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