0710 - Der Freund des Satans
können, denn sie ist verflucht. Und ich allein trage die Schuld daran.« Er schaute auf das Schwert, hob seine Stimme an und schrie: »Ich will es nicht mehr haben, verdammt! Nein, ich will das Schwert nicht mehr haben. Es hat alles zerstört, es hat nur Unglück gebracht, nur Unglück!«
»Aber du lebst!« hielt ihm der Teufel entgegen. »Hätte ich nicht eingegriffen, wärst du von deinem Vater getötet worden, und es hätte dem Alten nichts ausgemacht, den Sohn zu killen. Du warst es, der sich nicht an die Spielregeln halten wollte. Du bist zu mir gekommen…«
»Nein, Satan, nicht zu dir. Ich bin zu einer Person gegangen, die meine Träume durchweht hat…«
»Joanna oder ich. Was spielt das für eine Rolle? Sie war mein Geschöpf, denn ich habe sie dazu ausersehen, mir die Seelen der jungen Männer zu bringen. Du gehörtest dazu. Du hast dich damals schon für mich entschieden. Und du wirst diesen Weg weitergehen. Solltest du dich allerdings weigern, so werde ich dir keinen Schutz mehr geben können. Das gleiche gilt auch für das Monstrum.«
Er ging schnell zur Seite, damit Tommy einen Blick auf die Gestalt des Schreckens werfen konnte.
Tommy hielt die Waffe mit beiden Händen fest. Er hatte die Spitze in den Boden gedrückt, damit er sich auf dem Griff abstützen konnte. Einerseits war er froh darüber, daß ihm Asmodis genau erklärt hatte, wo es langging. Auf der anderen Seite aber konnte er es nicht nachvollziehen, denn es überstieg einfach seine Kräfte. Schließlich war er ein Mensch und kein Monstrum.
»Was hast du?«
»Nichts weiter. Ich habe nur überlegt, was ich jetzt tun soll. Ich weiß mir keinen Rat mehr.«
Asmodis lächelte und breitete seine Arme aus. »Wenn Menschen keinen Rat mehr wissen, dann haben sie eine Chance, doch nicht weiterzumachen, denn sie können sich an ihren großen Helfer wenden, an mich! Und auf mich solltest du vertrauen. Ja, vertraue auf den Teufel, schenke der Hölle dein Vertrauen, denn wer sie als Partner an seiner Seite hat, der wird nicht enttäuscht.«
Der Teufel hatte die Worte in einem relativ harmlosen Tonfall gesprochen, zwar sehr deutlich, aber er hatte nichts von seiner wahren Boshaftigkeit erkennen lassen.
Für Tommy Li war das Seelenschwert mehr als ein Fremdkörper. Er hätte es dem Satan am liebsten zurückgegeben und wollte dies auch tun, als Asmodis anfing zu reden und ihm genau das Gegenteil von dem erklärte.
»Dieses Schwert werde ich dir übergeben, mein Freund. Behalte es, lege es nicht aus der Hand, denn es ist für dich nicht nur ein Schutz, es garantiert dir auch ein neues und sehr langes Leben. Verlaß dich auf das Wort des Teufels.«
Tommy Li konnte nichts sagen. Die Ereignisse hatten ihn nicht nur überrascht, sondern regelrecht erschlagen, und er kam mit der neuen Lage nicht zurecht.
Aber er spürte hinter sich den Gestank des Monstrums, der ihn wie eine Glocke umwehte. Er konnte kaum Luft holen. Wenn er es tat, hatte er das Gefühl, seinen Mund in einem widerlichen Abfall auszuspülen.
Es kostete ihn eine gewaltige Überwindung, die nächste Frage zu stellen. »Was… was soll ich denn tun? Ich kann doch nicht…«
»Was möchtest du denn? Nachfolger deines Vaters werden? So wie er es sich vorgestellt hat?«
»Nein, das schaffe ich nicht. Diese Zeiten sind vorbei. Ich kann nicht so handeln wie er.«
Der Teufel nickte. Er gab sich jovial. »Damit habe ich auch gerechnet, Tommy Li, und ich bin dir wirklich nicht gram, wenn du den Weg nicht einschlagen willst. So mächtig dein Vater und seine Organisation auch gewesen sein mag, dein Weg führt jetzt woanders hin, denn du besitzt ab heute eine andere Macht, eine Macht, die viel größer und auch anders ist als die deines Vaters. Denn du besitzt jetzt das Seelenschwert, eine mächtige Waffe, die im Feuer der, Hölle geschmiedet wurde. Sie ist alt, sehr alt sogar. Ich habe mich wieder an sie erinnert und fand die Gelegenheit günstig, sie einem Menschen, wie du es bist, zu geben. Ich habe dich gerettet, du bist mir etwas schuldig. Deshalb wirst du hingehen und das Seelenschwert auch einsetzen. Du wirst all diejenigen damit vernichten, die sich dir und damit auch mir in den Weg stellen. Das Schwert ist jetzt das wichtigste in deinem Leben.«
Tommy Li atmete einige Male tief ein. Er hatte begriffen, aber er wollte noch mehr wissen. »Was tust du? Warum nimmst du es nicht wieder an dich? Ich brauche es nicht.«
»0 doch, du wirst es brauchen. Ich werde mich nur zurückziehen, denn
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