0710 - Der Freund des Satans
uns gelang, sie zu lösen. Auch wenn sich Shao im Hintergrund aufhielt und uns gewissermaßen den Rücken deckte.
Freiwillig schob Suko seine kleine Hand in die meine. Wie Vater und Sohn verließen wir den Raum.
In der freien Hand hielt Suko den Stab. Zum Glück hatte der Teufel seine Kraft nicht zerstören können. Durch ihn hielten Suko und ich Kontakt, und nur durch ihn gelang es ihm, so zu denken wie ein Erwachsener.
Wir fuhren hinab in die Tiefgarage, die eigentlich unser Grab hätte werden sollen.
Als ich daran dachte, überkam mich ein Frösteln…
***
Tommy Li hatte zugeschlagen und erwartet, das Blut seines Vaters spritzen zu sehen, aber das trat nicht ein.
Das Schwert durchfuhr seinen Körper, als wäre dieser nicht vorhanden, und die Klinge leuchtete dabei auf, kaum das sie es geschafft hatte, den Kopf zu spalten.
Es war unwahrscheinlich, für Tommy Li kaum zu fassen, und als er die Waffe wieder anhob, da endlich geschah ein Teil von dem, mit dem er gerechnet hatte.
Sein Vater kippte ihm entgegen.
Li Choung fiel sehr langsam und intervallartig, als hätte er mehrere Stöße in den Rücken bekommen. Kein Blut, keine Wunde, aber trotzdem lebte der Greis nicht mehr.
Schwer fiel er auf den Schreibtisch. Seine Arme schleuderten noch nach vorn, die Hände hingen über, aber in seinem Körper war kein Funken Leben mehr.
Tommy Li trat zurück.
Er hatte das Schwert sinken lassen, sein Blick überflog die Klinge, doch auch auf dieser glatten, ziemlich dunklen Fläche schimmerte kein Tropfen Blut. Die Waffe sah so aus, als wäre sie nicht benutzt worden. Tommy Li begriff nichts mehr.
Aus dem Hintergrund des Zimmers löste sich die Gestalt des Teufels. Gemächlich schlenderte er heran, leise lachend und seinem neuen Helfer dabei zunickend.
»Gut hast du das gemacht, Tommy Li, sehr gut.«
Der junge Mann zitterte. Er war totenbleich geworden und flüsterte: »Warum habe ich das gut gemacht?«
»Du hast meine Befehle befolgt.«
»Ja, das habe ich«, erwiderte er tonlos.
»Das ist sehr gut«, lobte der Teufel. »Sogar ausgezeichnet. Ich darf dir gratulieren.«
»Und… und mein Vater?«
Der Teufel lachte. »Dein Vater ist nicht von einer normalen Waffe getötet worden, sondern von meinem Seelenschwert, und diese Klinge ist etwas Besonderes. Sie ist sogar einmalig, wie ich behaupten möchte.«
»Ja, er ist tot, er wurde getroffen, und doch konnte ich keinen Tropfen Blut sehen.«
»Richtig.«
»Aber was ist mit ihm? Mit meinem Vater?«
»Schau genau hin, Tommy. Denn du sollst selbst sehen und erleben, was du geleistet hast.«
Er hatte ihn zwar getötet, aber jetzt auf die Leiche zu schauen und sie zu beobachten, fiel ihm doch schwer, und es kostete ihn eine wahnsinnige Überwindung.
Er trat langsam näher heran.
Der Tote lag da wie hingeworfen. Als hätte ihn jemand über den Schreibtisch hinweggeschleudert und dabei im letzten Augenblick die Bremse eingeschaltet. Er traute sich nicht näher heran, doch der Teufel verlangte eine Berührung.
»Los, faß ihn an!«
»Warum, ich…?«
»Tu es!«
Einen dritten Befehl brauchte der Teufel nicht zu geben, da streckte Tommy Li seinen Arm aus und strich über den Nacken des Toten hinweg.
Er spürte so etwas wie einen leichten Stromschlag an seinen Fingerkuppen, zuckte zurück und sah einen Moment später, daß er mit dieser Berührung etwas in Bewegung gesetzt hatte, das über seinen Verstand hinausging.
Es entstanden zwei geisterhafte Gestalten!
Und sie schienen aus dem Boden gestiegen und gleichzeitig von der Decke gefallen zu sein, denn woher sonst hätten sie schon erscheinen können? Sie rahmten Tommy Li in einer gewissen Entfernung ein, und er konnte zuerst nicht begreifen, was da passiert war.
Aus dem Hintergrund meldete sich wieder der Teufel. »Du hast mit dem Seelenschwert zugeschlagen, mein Freund. Wie heißt es noch bei den Menschen? Zwei Seelen wohnen ach in meiner Brust. Und dieses Schwert hat die Seelen hervorgeholt. Auf der einen Seite die helle, auf der anderen die dunkle. Beide kannst du sehen.«
Er schaute nach links.
Sehr deutlich erkannte er die grauenhafte Seele, das schreckliche Ich seines Vaters.
Sie hatte sich manifestieren können und war zu einem furchtbaren Monster geworden.
Ein zottiges Etwas, rund und trotzdem gestreckt. Mit glühenden Augen und weit aufgerissenem Maul, so daß dieses Wesen entfernt an einen Werwolf erinnerte. Es strömte einen widerlichen Geruch aus, und die auf dem Körper wachsenden Haare
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