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0710 - Der Freund des Satans

0710 - Der Freund des Satans

Titel: 0710 - Der Freund des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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glänzten feucht wie naß gebürstetes Fell. Das Monster bewegte sich zuckend. Er öffnete sein Maul, schloß es wieder, und die schmatzenden Geräusche gingen dem einsamen Zuschauer unter die Haut.
    Das war der eine Teil der Seele, der durch die Kraft des Schwertes materialisiert worden war.
    Rechts von Tommy Li befand sich der zweite Teil. Die andere, die gute Seite.
    Sie zeigte eine engelhafte, helle Gestalt, deren Konturen stets ineinanderflossen.
    Tommy versuchte, sich auf das Gesicht zu konzentrieren. Er wollte sich diesen Ausdruck einprägen, weil er sich davon eine positive Botschaft erhoffte.
    Das war es nicht. Die zweite Seite der Seele schien keine Chance gegen die erste zu haben, denn er konnte keinen Hinweis darauf erkennen, daß sie Anstalten traf, sich dem negativen Ich zu stellen.
    Im Gegenteil, sie fürchtete sich davor, was dem Teufel wohl Spaß machte, denn er freute sich diebisch.
    »Gib nur acht, was jetzt folgt!« sagte er kichernd. »Gib genau acht, mein Freund.«
    Tommy erwiderte nichts. Er hatte das Grauen durch den Schlag mit dem Schwert heraufbeschworen, er würde sich den Tatsachen stellen müssen, er würde zusehen, wie…
    Und er sah zu.
    Er sah, wie sich das Monstrum in Bewegung setzte. Er lief auf zwei stämmigen, haarigen Beinen auf die positive Seite der Seele zu, und er hatte dabei sein Maul weit aufgerissen. Aus ihm drang ein widerlicher Gestank, eine Wolke aus Pestilenz oder verfaultem Abfall, die Tommy Li den Atem raubte.
    Er trat hastig zurück, um nicht in die Nähe dieses schrecklichen Wesens zu geraten, und dann sah er den Angriff.
    Das Monstrum stieß sich ab. Es war kaum eine Entfernung, die es zu überspringen hatte, und der positive Körper konnte auch nicht mehr ausweichen.
    Das Monstrum schnappte mit den krallenartigen Händen zu. Die andere Gestalt zitterte noch einen Moment in dem Griff, bevor das Monstrum sie so weit anhob, daß es den positiven Teil der Seele in sein Maul stopfen konnte.
    Das Böse fraß das Gute!
    Und Tommy Li schaute zu, was er angerichtet hatte. Es war einfach nicht zu fassen, er konnte sich nicht darüber freuen, doch es gab einen, dem dies Spaß machte.
    Asmodis lachte und freute sich diebisch.
    Er hätte sein Zeichen gesetzt, und nach den neuen Gesetzen würde man allein ihm gehorchen.
    Das Monstrum schüttelte sich. Es schluckte sogar noch, wie Tommy Li erkennen konnte. Es war satt und zufrieden, denn nun gab es nur mehr den negativen Teil der Seele.
    Bei Li Choung hatte er überwogen. Schon als Mensch war er ein Verbrecher gewesen, hatte andere Menschen unterdrückt, hatte sie ermorden lassen und war eigentlich nicht besser gewesen, als der negative, sichtbare Teil seiner Seele.
    Sie hätte gar nicht anders sein können, so wie Li Choung gelebt und gewirkt hatte.
    »Zufrieden?« fragte der Teufel seinen neuen Diener.
    Tommy Li kam damit nicht zurecht. »Wie… wie soll ich denn zufrieden sein?«
    Asmodis näherte sich ihm. Er stellte sich zwischen Tommy Li und das Monstrum. »Immerhin hast du jetzt zwei Dinge, mein Freund. Du besitzt das Seelenschwert und hast einen neuen Freund gewonnen. Die böse Seite deines Vaters.«
    Tommy Li hatte lachen wollen, das aber schaffte er nicht. Er kam mit den Worten nicht zurück und hakte noch einmal nach. »Hattest du wirklich Freund gesagt?«
    »Ja, was sonst?«
    »Aber er ist nicht mein Freund. Nein, er kann mein Freund nicht sein. Er ist ein…«
    »Er ist nicht besser und nicht schlechter als du. Durch den Hieb mit dem Seelenschwert hast du ihn befreit, Tommy Li. Du bist für das verantwortlich, was hier geschehen ist und noch geschehen wird. Daran mußt du dich gewöhnen.«
    »Nein«, sagte er heiser. »Nein, das stimmt nicht. Ich bin dafür nicht verantwortlich. So etwas kannst du nicht behaupten, denn du hast mir das Schwert überlassen. Es ist dein Werk, nicht meines. Es gehört dir, du hast es mir…«
    »Ja, ich habe es dir großzügigerweise überlassen. Und ich würde sagen, daß du froh darüber sein kannst.«
    Der junge Mann sah so aus, als hätte er die Worte nicht begriffen und schnitt ein völlig anderes Thema an. »Ich habe getötet«, flüsterte er, als würde ihm erst jetzt klar, was er getan hatte. »Ja, ich habe getötet. Ich habe meinen eigenen Vater umgebracht. Ich habe seine Seele vernichtet und gleichzeitig verändert, so daß sie nie mehr Ruhe und Frieden finden kann. Die Herrscher in den Totenreichen werden sie nicht annehmen. Sie wird auch niemals wieder geboren werden

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