0710 - Der Freund des Satans
einen breiten Mittelweg, der die Garage in zwei Hälften teilte, wo sich die einzelnen Parktaschen befanden in denen die Fahrzeuge ihre Plätze fanden.
Um diese Zeit herrschte kaum Betrieb. Da wirkte die Garage wie ein toter Platz.
Erst am späten Nachmittag kehrten die meisten zurück, fiel das Tor dann kaum zu und nicht so wie jetzt, wo es sich hinter uns senkte, was Suko regelrecht faszinierte, denn er hatte sich umgedreht und schaute zurück.
Ich lächelte sparsam und dachte bereits daran, welche Fragen ich dem Kind stellen würde. Jedenfalls würde ich den Kontakt mit dem Stab herstellen, damit das Kind Suko mit der Stimme des Erwachsenen sprechen konnte.
Unsere beiden Parkplätze lagen nebeneinander und nicht weit vom Lift entfernt.
Suko, der Autonarr, fuhr einen dunklen BMW 535. Eine Rakete, wie er selbst sagte. Er bewegte den Wagen nicht gern durch die Stadt, bei längeren Fahrten aber zeigte er immer, was dieses Fahrzeug zu leisten in der Lage war.
Er stand dort und füllte die Parktasche aus.
Ich war gespannt darauf, wie das Kind neben mir reagieren würde, wenn es den Wagen sah. Würde eventuell die Erinnerung aufblitzen? War die Freude über den Wagen so stark, das sie alles andere verdrängte.
Ich ließ den Rover rückwärts und sehr langsam in die Parklücke hineinrollen.
Neben dem Wagen erschien der Umriß des BMW. Suko sah ihn zwar, aber er nahm ihn teilnahmslos zur Kenntnis. Sein Blick glitt über die dunkle Karosse hinweg, ohne daß er sich erinnerte. So hatte er auch die anderen Fahrzeuge angeschaut.
Ich stoppte.
Sekunden später erstarb der Motor, und ich zog den Zündschlüssel ab. Dann löste ich den Gurt und drückte auch auf Sukos Gurtverschluß, damit das Band vor ihm in die Höhe schnellen konnte.
Aussteigen, zum Lift gehen, nach oben fahren - und…
Nein, das nicht, denn ich spürte plötzlich den Druck der kleinen Kinderhand auf meinem linken Schenkel.
Ich schaute Suko an.
Er schüttelte den Kopf, wobei sein Gesicht einen angespannten Ausdruck bekommen hatte.
Damit kam ich nicht zurecht. Ich sah auch keinen Grund für die Veränderung, aber dieser Gesichtsausdruck kam mir tatsächlich so vor, als wollte Suko mich warnen.
Hatte er eine Gefahr gespürt?
Ich wollte mit ihm reden und zuvor den Stab aus meine Innentasche holen, aber er schüttelte heftig den Kopf, flüsterte etwas, das ich nicht verstand, doch es reichte aus, um mich starr sitzen zu lassen.
Etwas stimmte nicht.
Ich schaute durch die Frontscheibe nach vorn in die Düsternis der Tiefgarage hinein.
Für mich hatte sich nichts geändert. Es war niemand da, der auf mich lauerte und mir an den Kragen wollte. Allerdings gab es hier unten genügend Möglichkeiten, um sich zu verstecken. Ich brauchte da nur an die Säulen zu denken.
Im Wagen staute sich die Hitze. Die Luft war kaum zu atmen. Ich kam mir vor wie festgeklebt, wartete einige Sekunden ab, schaute auch zur Lifttür, die in der Wand eingebaut war und als viereckiges Metallstück schimmerte wie ein Spiegel, der mal gründlich geputzt werden mußte.
Das war alles so normal, mir fiel da beim besten Willen nichts mehr auf.
Und doch spürte Suko etwas.
Er hatte sich auf dem Sitz nach vorn gebeugt und sah aus, als wollte er jeden Moment gegen die Scheibe springen, um den Wagen so zu verlassen. Ich erhaschte einen Blick auf seine Augen. Sie erinnerten mich an dunkle, gespannte, warnende Sensoren, die sich voll und ganz auf die Umgebung konzentrierten, ohne mich allerdings direkt warnen zu können.
Als ich den Stab jetzt hervorholte, reagierte Suko nicht. Er hatte es auch nicht gesehen. Erst als ich ihn antippte, drehte er sich herum und schaute mich an.
Ich berührte ihn mit der Spitze des Stabes und hatte es geschafft, die magische Brücke zu Suko zu schlagen, wie ich ihn kannte. Nur saß vor mir weiterhin ein Kind.
»Suko, was ist?«
Nach meiner Frage ging ein Ruck durch seinen Körper. Dann bewegte er seinen Mund. »Etwas stimmt hier nicht.«
Mich überkam eine Gänsehaut, als ich wieder die Stimme des Erwachsenen hörte, denn an seinem äußeren Zustand hatte sich nichts verändert. Er war und blieb das Kind.
Ich durfte um Himmels willen den Kontakt nicht unterbrechen, mußte ihn aufrechterhalten. Dieser Mensch neben mir war stark sensibilisiert, er spürte eher etwas als ich.
Ich empfand die Lage als beklemmend und kam mir vor, als wäre ich in einen Käfig gesteckt worden, dessen Gitter sich immer mehr verengten, um mir keinen Durchschlupf zu
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