0710 - Raumschiff in Fesseln
gilt ebenso für meine Abteilung. Aber diese Anzahl ist sicher und wird obendrein durch die Arbeit abgelenkt."
„Einverstanden. Ich wünschte, es gäbe Arbeit, mit denen ich rund fünftausend Leute ablenken könnte."
Kishin stellte den Becher mit hartem Geräusch auf den Tisch und stand auf. Er warf einen kurzen Blick auf die Hochleistungsuhr an seinem Ringfinger und erklärte: „In vier Stunden wird es hell. Ich trommle meine Leute zusammen und verlasse noch im Dunkeln das Schiff. Gibt es jemanden, der die Schleusenmannschaften verständigt?"
„Ich."
Rhodan deutete auf sich und streckte dann Kishin die Hand entgegen und schüttelte ihm die Hand. Der Pionierchef nannte die Kodeziffern für zwei Schleusen, in deren Bereitstellungsräumen der Großteil der Ausrüstung stand.
„Außerdem steht uns noch ein dritter Versuch bevor", meinte Rhodan. „Aber das geschieht erst, wenn es Tag ist. Ich muß Gewißheit haben, und vermutlich wird das Resultat einige Kommandanten von Korvetten oder größeren Schiffen davon abschrecken, aus dem Schiff zu flüchten."
„Was uns betrifft, gibt es keine Pannen", erklärte Kishin selbstbewußt und ging hinaus.
Die Besatzung sah mehr oder weniger die lange Odyssee als beendet an. Es ging auch Kishin nicht anders. Und diese unfreiwillige und schockartig herbeigeführte Wartezeit, dazu die Drohung von ES und die Warnung SENECAS - es wurde eine Barriere aufgerichtet, die zu Panikreaktionen führen mußte. Sie alle wollten weg, sie waren auf das Sonnensystem und die Heimatgalaxis fixiert und betrachteten alles, was sich zwischen sie und das Ziel schob, als lebensbedrohende Katastrophe. Es wäre völlig ungefährlich gewesen, den Aufenthalt, vermischt mit Arbeit, auf Last Stop um einige Wochen auszudehnen. Aber jetzt waren die Weichen gestellt. Langsam ging Kishin zurück in sein Quartier, weckte Parsena auf und machte sich daran, leise und so unauffällig wie möglich seine Pioniere zu wecken und zu instruieren.
In einem anderen Teil der SOL erfolgten ähnliche Manöver...
*
Lautlos huschten die Männer der CINDERELLA durch die Gänge, betraten die Kammern und Schlafräume ihrer Kameraden und flüsterten lange und eindringlich. Hin und wieder kamen sie mit hoffnungslosen Gesichtern aus den Schotten, aber meistens grinsten sie verlegen und gespannt. Sie fürchteten sich, aber sie zwangen sich dazu, mutig zu sein.
Der Erste Offizier der CINDERELLA hatte zehn der besten Männer überreden können. Einige versprachen, Frauen mitzubringen, ihre Freundinnen oder jene, mit denen sie einen Heiratskontrakt geschlossen hatten.
Tontro Jegontmarten schaffte, angestrengt arbeitend und von niemandem bemerkt, fünfzehn Leute.
Niemand sah sie...
In den Stunden nach Mitternacht rannten sie hin und her, so leise wie nur gerade möglich. Sie kannten ihren Treffpunkt sehr genau; es war der Vorraum der großen Hangarschleuse, in der ihr Schiff stand. Die CINDERELLA war ebenfalls nicht mit Dingen des Planeten in Berührung gekommen. Die Männer trugen in einfachen Taschen die wichtigsten Stücke ihrer geringen Habe mit sich und verschwanden einer nach dem anderen im Schott.
Flüsternd wurden Zählungen durchgeführt. Es stellte sich heraus, daß es nicht mehr als dreiundvierzig Personen sein würden. Dann schloß sich das Personenschott und wurde verriegelt.
Tiefstrahler flammten auf. Sie beleuchteten eine kleine, im Augenblick noch entschlossene Gruppe von Raumfahrern.
Jenseits der Trennwand stand die Korvette. Tontro hob die Hand.
Seine Männer versammelten sich um ihn. Sie befanden sich in jedem Stadium der Entschlossenheit, in dem sie sich gegenseitig durch die bloße Anwesenheit Mut gemacht hatten.
„Ausgezeichnet!" sagte der Major. „Wir sind unbemerkt geblieben. Das Schiff ist in einer halben Stunde in der Luft!"
Die Mannschleusen öffneten sich. Die Männer strömten in den dunklen Hangar hinein und sahen sich der angeblockten Korvette gegenüber. Langsam rollte die Polschleuse auf.
„Hinein! Alles startfertig machen!" rief Tontro unterdrückt und rannte los. Sie schafften es, ungesehen und unbemerkt ins Schiff zu kommen und in die Zentrale hinaufzuschweben. Dann erwachte die Korvette Stück um Stück zu technischem Leben.
Noch liefen die Maschinen nicht. Eine kleine Gruppe beseitigte die Blockierungen der Landestützen und besetzte die halbautomatische Schaltzentrale, von der aus jeder Start gesteuert und erst ermöglicht wurde. Der Hauptschalter wurde herumgelegt und
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