0710 - Raumschiff in Fesseln
nicht zum Verrat überreden. Ich bin entschlossen, mit der CINDY zu starten. Irgendwohin! Ich will auch nicht noch ein Jahrzehnt in der SOL bleiben und das Sonnensystem suchen. Ich bitte euch abzustimmen. Geht ihr mit mir oder nicht?"
Er wollte noch hinzufügen, daß dies eine Sache wäre, die ganze Männer erforderte, aber er schwieg.
„Was ist?" knurrte er.
„Ich schwanke!" sagte einer der drei Männer. „Ich werde niemanden von uns melden, aber ich bin nur per Mehrheitsbeschluß zu überzeugen. Wir brauchen mindestens vierzig Mann. Und ein paar Frauen würden auch nicht schaden, denn vermutlich kommen wir aus dem Kugelsternhaufen nicht heraus und müssen eine eigene Kultur gründen. Das geht nun mal nicht ohne Mädchen. Ich stelle dies zur Debatte."
Der Erste sagte hart: „Ich mache mit, Tontro. Wir sind schon zwei."
„Drei!" warf der dritte Mann ein ein vierschrötiger Raummatrose mit gewaltigen Muskeln. Auch er wirkte unsicher und verstört.
Aber alle im Schiff waren verstört und unsicher.
„Gut. Dann gehen wir zu den besten und mutigsten Leuten unserer Crew und fragen sie. Je eher wir aus der SOL sind, desto besser für uns. Wir treffen uns in einer Stunde wieder hier.
Ich gehe natürlich auch!" sagte Tontro.
Sie sahen sich an und schwiegen. Dann griffen sie zu den Gläsern, die Tontro füllte. In diesem Augenblick glichen sie flüsternden Verschwörern, aber jeder von ihnen wußte, daß sie aus Daseinsangst handelten und aus Verzweiflung.
Nacheinander verließen sie die Kabine.
*
Kishin Mandruga begegnete dem Blick Rhodans mit ruhigen Augen. Sie waren gerötet und verschwollen; eben hatte man ihn geweckt und gebeten, in Rhodans Kabine zu kommen.
Rhodan deutete auf den Becher und die Kanne, dann öffnete er ein Fach und nahm eine Flasche heraus.
„Noch verschlafen, ja?" fragte er. Merkwürdig, dachte Kishin, wenn man mit ihm allein ist, wirkt er wie ein normaler Terraner, nicht wie ein uralter und überaus erfahrener Unsterblicher.
„Ziemlich. Sie haben mich rufen lassen, und ich kann mir denken, daß es dringend ist. Vermutlich kann ich in den nächsten Jähren noch lange genug schlafen. Was liegt an, Sir?"
„Probleme!" murmelte Rhodan und goß den Alkohol in den Kaffee. „Wachen Sie erst einmal auf, Kishin."
„Geschieht gerade. Probleme? Wer hat in diesem Schiff keine?"
„SENECA", sagte Rhodan zur Verblüffung Kishins. „Ich glaube, wir brauchen Sie wieder. Aber diesmal für eine... delikate Mission.
Kishin trank den heißen, pechschwarzen Kaffee mit dem belebenden Alkohol und schaute hoch.
„Ich bin bereit. Was bezeichnen Sie als ,delikat'?"
„Sie haben die letzte Mitteilung SENECAS gelesen. Ich erwarte panikauslösende Reaktionen, vereinzelte Aktionen aus Angst, und Ausbrüche einiger weniger stabiler Besatzungsmitglieder.
Eine ganze Menge wird versuchen, das Schiff zu verlassen und auf dem Planeten zu leben."
„Und wenn das Schiff gesperrt wird? Sämtliche Luken bewacht, und erst recht die Schleusen und Rampen?"
„Das würde diejenigen, die noch nicht entschlossen sind, erst recht auf einschlägige Ideen bringen. Hören Sie, Kishin", Rhodans Stimme war drängender geworden, er beugte sich vor und sprach leiser, „ich kann nicht nach vier Jahrzehnten Irrfahrt plötzlich sagen, wir warten gemeinsam, niemand verläßt das Schiff, wir starten in wenigen Stunden. Ersteres ist unklug, letzteres wäre eine beleidigende Lüge. Und bei allen Appellen an die Vernunft - nun, Sie wissen selbst, wie hoch die Erfolgsquote ist."Kishin nickte langsam und durchdachte die Argumente.
„Ich verstehe genau, was Sie meinen. Was brauchen Sie?"
„Ein paar zuverlässige, schnelle und weitestgehend unsichtbare Teams, die sich um die Flüchtenden kümmern. Ich bin sicher, daß wir in absehbarer Zeit starten können. Wann das ist, weiß ich nicht. Achten Sie darauf, wo die Leute hingehen, daß sie sich nicht gerade bewußt selbst umbringen, und wenn wir unser Problem geklärt haben, dann müssen Sie mir helfen, die Leute wieder an Bord zu bringen.
„Geht in Ordnung. Wieviel Teams zu wieviel Leuten?"
„Das überlasse ich Ihnen, Kishin!"
Mandruga goß sich noch einen der dickwandigen Becher voll, schüttete Zucker und Alkohol nach und trank langsam. Er rechnete. Nach einigen Minuten sagte er leise: „Fünfundzwanzig Teams zu je drei Leuten. Gemischte Teams.
Für diese fünfundsiebzig Leute kann ich garantieren. Nicht für mehr, denn was Sie für das Schiff ausgeführt haben,
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