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0711 - Die Nacht der Wölfe

0711 - Die Nacht der Wölfe

Titel: 0711 - Die Nacht der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Stimme antwortete, dann eine dritte.
    Miguel richtete sich auf. Die Tränen in seinen Augen ließen die Umgebung verschwimmen.
    Ich will nicht sterben.
    Dieser erste klare Gedanke fuhr wie ein Ruck durch seinen Körper. Taumelnd kam er auf die Beine, stolperte auf die Stallungen zu und öffnete mit zitternden Fingern das Tor. Warmer Pferdegeruch schlug ihm entgegen. Die Tiere wieherten verängstigt und schlugen mit den Hufen gegen ihre Boxen.
    Miguel beachtete sie nicht. Sein Blick war starr auf den hinteren Teil des Stalls gerichtet, dort, wo die alten Maschinen standen und das Benzin für die Generatoren gelagert wurde. Diesen Bereich hatten die Mc-Dermonds zuerst gebaut, damals als sie aus Schottland nach New Mexico gekommen waren. Aus Angst vor Indianerüberfällen hatten sie einen Tunnel angelegt, der vom Stall bis in die Hügel führte. Der Tunnel selbst war längst verschüttet, aber die Einstiegsluke existierte immer noch, gut versteckt hinter Strohballen und Kanistern.
    Miguel bahnte sich seinen Weg daran vorbei und öffnete die Luke. Draußen vor der Scheune wurde das Heulen lauter. Hastig ließ er sich in das kaum ein Meter tiefe Lehmloch fallen und zog die Luke über sich zu.
    Nur Sekunden später steigerte sich das Wiehern der Pferde zu panischen Schreien. Miguel presste die Hände auf seine Ohren, hörte aber trotzdem gedämpftes Knurren, Poltern, das Reißen von Fleisch und wildes Gelächter.
    Irgendwann wurde es still.
    Reglos blieb Miguel sitzen, während das Blut durch die Ritzen des Holzbodens warm und klebrig auf ihn herabtropfte.
    Trotzdem bewegte er sich nicht.
    Bis er das Geräusch hörte…
    »Ich geh nicht noch mal dort rein«, sagte Winston Pligh mit zitternder Stimme.
    Sheriff Washington Yellowfeather nickte. »Das hätte ich auch nicht von Ihnen verlangt.«
    Er öffnete die Tür des Polizeiwagens und stieg aus. Lange Staubfahnen zogen an ihm vorbei, als er auf das Haupthaus der McDermond-Ranch zuging. Der Wind hatte aufgefrischt und wehte den Wüstensand über die leeren Weiden.
    Vor rund einer Stunde war Winston Pligh, der Manager der örtlichen Bank, völlig verstört in seinem Büro aufgetaucht und hatte etwas von einem Blutbad erzählt. Anscheinend war Richard McDermond nicht zu einem verabredeten Termin erschienen und hatte sich auch am Telefon nicht gemeldet. Daraufhin war Pligh zur Ranch gefahren.
    Yellowfeather zog einen Kugelschreiber aus seiner Hemdtasche und benutzte ihn, um die angelehnte Haustür aufzustoßen. Der Flur dahinter lag im Halbdunkel.
    Es roch nach Blut.
    Vorsichtig ging Yellowfeather tiefer in den Flur hinein. Er sah dunkelrote, fast schwarze Spritzer an den Wänden und auf dem Fußboden. Die Tür zur Küche stand einen Spalt offen. Erneut kam der Kugelschreiber zum Einsatz, dann schwang die Tür langsam auf, als wolle sie Yellowfeather Gelegenheit geben, das Innere des Raumes Stück für Stück zu erkennen. Zuerst einige Schränke an der rechten Wand, feucht glänzend und dunkel. Dann die Tapeten und die Fenster mit ihren bizarren rostroten Mustern. Ein schwerer Eichentisch und umgeworfene Stühle, eine zerschmetterte Auflaufform auf dem Boden, weiße Porzellanscherben in dunklen Pfützen. Mitten auf dem Tisch stand eine Karaffe mit Eistee, die wie durch ein Wunder unbeschädigt geblieben war. Der Eistee war rot mit schwarzen Flocken, die sich am Boden abgesetzt hatten.
    Alles voller Blut , dachte Yellowfeather schaudernd, aber wo sind clie Leichen?
    Er verließ die Küche und richtete den Blick auf den Teppich, der die Holzdielen bedeckte. Jetzt, wo sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, fiel es ihm leicht, die dunklen Flecken darauf zu erkennen.
    Fußspuren.
    Yellowfeather war ein passabler Fährtenleser und bemerkte auf Anhieb, dass es vier oder fünf Personen gewesen sein mussten, die mit blutigen Schuhen aus der Küche bis zur Haustür gegangen waren. Er folgte ihnen nach draußen, aber im staubigen Hof der Ranch konnte er sie nicht mehr erkennen.
    Pligh hatte ebenfalls den Wagen verlassen und stand nervös rauchend neben der offenen Beifahrertür.
    »Haben Sie sie gefunden?«, fragte er.
    »Nein, nur das Blut.«
    Nachdenklich sah Yellowfeather sich um. Er hatte die McDermonds nur flüchtig gekannt und wusste wenig über ihr Leben. Wie die meisten im Lincoln County verdienten sie ihren Lebensunterhalt mit der Landwirtschaft, waren jedoch in den letzten Jahren auch recht erfolgreiche Pferdezüchter geworden.
    Sein Blick fiel auf den Stall. Lag

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