0711 - Die Psycho-Bombe
gesessen. Ich merkte auf meinem Rücken den dicken Eisschauer und hatte das Gefühl, in einen Kasten gesperrt zu sein. Noch mehr Schweiß sickerte aus den Poren, und meine Stimme krächzte, als ich die nächste Frage stellte. »Wo hat der Hausmeister den Wagen denn gesehen, Glenda?«
»An der Seite, wo eure Apartments liegen.«
»Also auch bei Suko.«
»Ja.«
»Hat er etwas unternommen?«
»Nein, nur bei dir, das heißt bei mir angerufen.« Sie senkte ihre Stimme. »Ich habe Angst, John. Das ist doch alles nicht normal. Das ist der reine Irrsinn.«
»Da sagst du etwas. Ist denn was passiert? Sind Menschen zu Schaden gekommen?«
»Ich glaube nicht.«
»Okay, Glenda, ich fahre hin.«
»Rufst du mich dann an?«
»Ich werde es versuchen.« Als ich auflegte, löste sich auch der Stau auf. Wenn es bisher noch Zweifel gegeben hatte, so waren sie nach Glendas Anruf ausgeräumt worden.
Hier ging es tatsächlich um uns. Sonst wäre dieser verfluchte Rennwagen nicht dort erschienen, wo Suko und ich wohnten. Da mußte einfach Cigam und damit auch der Teufel dahinterstecken. Er wollte also seine Macht zeigen und hatte sich mit Suko die schwächste Person ausgesucht. Aber das war seine Art.
Ich klebte die Laterne auf das Roverdach. Sie wurde von einem starken Magneten gehalten, und ich schaltete auch die Sirene ein, die ihre schauerlichen Klänge über die Dächer der anderen Fahrzeuge hinwegschickte.
Zunächst tat sich nichts. Einige Autofahrer reagierten falsch, sie versperrten mir den Weg, dann aber hatte ich irgendwann freie Bahn und nutzte die auch aus.
Die Fahrt erforderte meine gesamte Konzentration. Ich konnte es mir nicht leisten, über meinen Fall nachzudenken und die Gedanken abschweifen zu lassen. Für mich allein zählte nur, so rasch wie möglich ans Ziel zu gelangen.
Vor dem Haus hatten sich zahlreiche Menschen versammelt. Sie standen da, starrten gegen den Himmel, obwohl sich dort nichts mehr zeigte. Ich wunderte mich darüber, wie viele Leute um diese Zeit zusammengekommen waren.
Unter ihnen befand sich auch der Hausmeister. Er löste sich aus der Gruppe, als ich den Rover anhielt und der Sirenenklang mit einem hellen Heulton verstummte.
Mit rudernden Armen und wehendem Kittel rannte mir der Mann entgegen. Er redete und haspelte, verschluckte sich einige Male, aber es gab nicht viel zu sagen.
Er und die anderen Zeugen hatten einen Rennwagen durch die Luft schweben sehen. Nicht mehr und nicht weniger. In einer unmittelbaren Gefahr hatte sich keiner von ihnen befunden.
»Wissen Sie denn, ob Suko noch oben in der Wohnung ist?« fragte ich ihn.
»Ja, bestimmt - oder…«, er brach ab, weil er keine genaue Antwort geben konnte.
Ich drängte mich durch die Tür, die Menschen machten mir nur widerwillig Platz. Jeder wollte etwas wissen, jeder hatte eine Frage, doch von mir bekam niemand eine Antwort.
Im Lift rauschte ich hoch, trat vor Nervosität von einem Fuß auf den anderen, und die an sich kurze Fahrt dauerte mir verdammt lange. Einen Schlüssel zu Sukos Wohnung besaß ich ebenfalls. Ich trug ihn auch jetzt bei mir und öffnete.
Mit gezogener Beretta übertrat ich die Schwelle. Mein Ruf echote durch die Wohnung.
»Suko…?«
Es blieb still.
Blitzschnell schaute ich im Bad nach, im Schlafraum und merkte schon nach dem Verlassen des ersten Zimmers, daß alles zu spät war, denn durch das offene Fenster drang mir der warme Wind ins Gesicht.
Mit weniger schnellen Schritten betrat ich das menschenleere Zimmer und steckte die Pistole weg.
Ich ging auf das Fenster zu, lehnte mich nur einmal kürz hinaus, ohne etwas Beunruhigendes entdecken zu können. Wie es aussah, hatte Suko die Wohnung durch dieses Fenster verlassen, und das in einer derartigen Höhe. So etwas war nur möglich, wenn er eine bestimmte Hilfe bekommen hatte.
Zum Beispiel durch einen schwebenden Rennwagen.
Er brauchte nur dicht an das Fenster heranzugleiten, dann war es auch für ein Kind ein Leichtes, durch das offene Fenster in den Wagen zu klettern.
Ich hatte verloren!
Mit schleppenden Schritten ging ich zurück, von Vorwürfen gequält, denn ich hätte bei Suko bleiben sollen, dann wäre dies nicht passiert. Wenigstens nicht in einer derartigen Form.
Ich atmete tief aus, ging einige Schritte zur Seite und ließ mich in einen Sessel fallen. Er stand im schrägen Winkel zum offenen Fenster, aber ich konnte von meinem Platz auch das Telefon sehen und dachte daran, was ich Glenda versprochen hatte.
Sie und Sir James mußten
Weitere Kostenlose Bücher