0711 - Die Psycho-Bombe
erfassen. Für ihn war es ein Gefängnis, in dem er sich bewegte. Legte er den Stab zur Seite, erlebte er die andere Seite der Verwandlung. Da gab es bei ihm auch eine geistige Rückführung in das Kindesalter. Und da reagierte er so wie er damals, bei der Erziehung im Kloster, gehandelt hatte.
Es war für ihn schlimm, und natürlich suchte er nach einem Ausweg. Er hatte nicht vergessen, wie es zu der Verwandlung gekommen war. Daß der Teufel dabei seine Hände im Spiel gehabt hatte.
Sukos Freunde hatten alles versucht, um dies rückgängig zu machen. Aber selbst Suko und John konnten es nicht schaffen. Wenn ihn jemand erlösen konnte, dann der Teufel.
Asmodis aber würde sich davor hüten. Etwas Besseres hätte ihm nicht widerfahren können, denn so hielt er endlich John Sinclairs besten Freund unter Kontrolle.
Hoffnungen setzte Suko nach wie vor auf Shao. Mit Tränen in den Augen, aber auch voller Energie hatte sie sich von ihm verabschiedet und versprochen, daß sie alles in ihrer Macht stehende unternehmen würde, um das Schicksal wieder zu drehen.
Daß John ihn angerufen hatte, beunruhigte Suko ein wenig. Die Frage, ob es ihm gutging, war, nicht so einfach dahingesagt worden. Da hatte mehr dahintergesteckt, und Suko fragte sich, ob John Sinclair inzwischen einiges wußte.
Er blieb stehen, als er in die Nähe des Fensters geriet. Das Apartment seines Freundes lag direkt nebenan. Beide schauten sie in dieselbe Richtung.
Wie ein gräulicher Flickenteppich lag der Himmel über der Stadt. Durch die Lücken schimmerte hin und wieder das Licht der Sonne, die irgendwann im Laufe des Tages wieder erscheinen und die brütende Hitze verbreiten würde.
Der Sommer war lang, er war heiß und hart.
Wieder meldete sich das Telefon.
Suko brauchte sich nur einmal zu drehen, um den Apparat zu erreichen. Er rechnete wieder mit Johns Anruf und wollte schon dessen Namen aussprechen, als ihm eine andere, fremde junge Stimme zuvorkam. »Bist du es, Suko?«
»Möglich…«
»Okay, du bist es. Dich habe ich gesucht, dich habe ich gefunden. Finde ich toll.«
»Wer bist du?«
»Nenne mich einfach Nico.«
»Schön - und weiter?«
Nico lachte leise. »Denkst du eigentlich noch über dein Schicksal nach, Suko?« Er beantwortete sich die Frage gleich selbst. »Sicher wirst du es tun, denn das ist so einschneidend gewesen, daß dir gar nichts anderes übrigbleibt.«
»Und was soll das?«
»Zufrieden bist du nicht - oder?«
»Das werde ich dir ausgerechnet unter die Nase reiben. Komm zur Sache.«
»Gern, Suko, gern. Erst einmal soviel, mein Freund. Ich kann dir helfen. Ich kann dafür sorgen, daß du dich besser fühlst. Du verstehst schon, was ich meine.«
»Nein.«
»Ist auch nicht wichtig, Suko. Ich brauche einfach nur deine Zustimmung, mehr nicht.«
»Und weiter?«
»Willst du?«
Suko ahnte, daß es eine Falle war. Gleichzeitig sagte er sich, daß es einfach weitergehen mußte, daß sein persönlicher Status zwar unverändert blieb, er jedoch in den Fortgang des großen Kreislaufes mit eingeschlossen wurde.
»Es kommt darauf an, was du zu bieten hast, Nico.«
»Viel.«
»Das ist mir zu wenig. Was genau?«
Durch den Hörer schallte ein Geräusch zwischen Grunzen und Lachen. Dann war wieder seine Stimme zu hören. »Es ist am besten, wenn du dich umdrehst, Freund.«
»Wieso?«
»Tu es. Ich weiß genau, daß du dich nicht weit vom Fenster entfernt aufhältst.«
»Okay, du wartest, ja?«
»Bestimmt.«
Suko legte den Hörer neben den Apparat, bevor er sich drehte.. Er ging so weit vor, daß er direkt durch das Fenster und gegen den Himmel schauen konnte.
Vor wenigen Minuten war er noch völlig normal gewesen. Da hatte sich nichts abgezeichnet, nun aber sah er einen Gegenstand in Höhe des Fensters durch die Luft treiben, der überall hingehörte, nur nicht in die Luft.
Es war ein Auto!
Ein blau lackierter Rennwagen, in dem kein Fahrer saß. Ein leeres Cockpit, überbreite Slicks, die sich noch während des ungewöhnlichen und auch unheimlichen Flugs drehten.
So etwas hatte Suko noch nie am Himmel gesehen. Auf der Bahn schon, aber am Himmel?
Er merkte, wie seine Kehle allmählich zuwuchs. Er war nicht in der Lage, auch nur ein Wort zu sagen. Das Blut hämmerte hinter seinen Schläfen, und ob er wollte oder nicht, er hielt seinen Blick starr auf den schwebenden Rennwagen gerichtet.
Etwas Unmögliches war passiert. Ein Vorgang, der allen Kräften der Physik widersprach, der eigentlich nur mit Magie und
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