0711 - Die Psycho-Bombe
möchte gern wissen, ob ich dir helfen kann. Auch Jane wartet darauf. Wir stehen wie auf dem Sprung.«
Ich räusperte mich. »Das weiß ich doch. Ich finde es auch toll, aber ich muß dir gestehen, daß ich diesen Weg allein gehen will. Ich habe wohl einiges gutzumachen.«
»Hast du auch an eine Falle gedacht?«
»Selbstverständlich, Sarah. Ich will dir nur sagen, daß ich mich so leicht nicht reinlegen lasse.«
»Da habe ich auch nichts anderes von dir erwartet, John. Bitte, gib uns Bescheid.«
»Versprochen.«
Ich legte kurz auf und wählte dann die Nummer meines Chefs. Er war überrascht, als er erfuhr, welchen Erfolg ich bereits errungen hatte. »Wir sind noch nicht soweit«, gab er zu. »Wollen Sie unsere Ermittlungen erst abwarten oder sofort losfahren?«
»Ich mache mich jetzt auf den Weg.«
»Keine Einwände, John. Sollte es aber mehrere Orte dieses Namens geben, sage ich Ihnen Bescheid.«
»Das wäre gut.«
»Bis später…« Sir James hatte den letzten Satz mit einer bedrückt klingenden Stimme gesprochen, denn auch ihm war der Fall mächtig an die Nieren gegangen.
Auch wenn er stets so unnahbar wirkte, das war er nicht. Sir James konnte sehr sensibel sein und auch handeln. Und für seine Leute ging er durchs Feuer.
Bevor ich ging, schloß ich das Fenster und gab auch ein Versprechen ab. »Ich hole dich zurück, Suko. Mag kommen, was will…«
Nur den Begriff tot oder lebendig ließ ich aus. Daran wollte ich erst gar nicht denken…
***
Wälder und Hügel bildeten eine dichte Landschaft. Dazwischen sahen die helleren Weiden und Wiesen aus wie radierte Flächen. Kleinere Orte gruppierten sich an den Rändern der Straßen und wurden von ihnen in zwei Hälften geteilt.
Viele alte Stadtkerne hatten überlebt. Dort standen auch die schmalen, windschiefen Häusern, da gab es die Bäche, die als breite Glitzerfäden die Landschaft durchschnitten, und auch die helleren Flecken der Teiche oder kleinen Seen.
Das alles hatte Suko aus der Höhe her erkennen können, doch es interessierte ihn nicht.
Er hoffte darauf, endlich diesen Nico kennenzulernen.
Wie ein Vogel, so sanft, schwebte der Wagen schließlich dem Erdboden entgegen.
Zuerst befürchtete Suko, in einem Wald zu landen, dann tauchte eine breite Wiese auf, die gegen den starken Wind an der einen Seite durch einen Steinwall und an der anderen Seite durch eine dichte Hecke geschützt worden war.
Auf die Wiesen senkte sich der Wagen nieder. Seine dunklen Slicks verschwanden fast zur Hälfte im Gras.
Suko atmete auf. Er hatte die Finger seiner rechten Hand um den Stab geklammert. Auf ihn mußte er sich verlassen. Er war das einzige Bindeglied zu seinem normalen Leben, von dem er hoffte, es wieder zurückzubekommen.
Klein, geduckt, fast zwergenhaft wirkend hockte er hinter dem nicht gerade großem Lenkrad. Während der ungewöhnlichen Reise hatte er sich einige Male daran festgehalten, aber er wußte noch immer nicht, wo sich dieser Nico befand.
Auch jetzt sah er ihn nicht. Vor ihm lag der glatte Grasteppich im Schein der Sonne und wurde nur an einer Stelle vom Schatten des Waldes begrenzt.
Die Reise hatte dem Jungen nicht gefallen. Ihm paßte niemals etwas, das er nicht freiwillig tat, und er wollte auch so schnell wie möglich den Rennwagen verlassen.
»Hallo Suko…«
Der Junge erschauderte. Diese Stimme, Himmel, diese Stimme. Sie gehörte Nico. Auch wenn sie am Telefon undeutlicher geklungen hatte, gab es doch keinen Zweifel, daß sich Nico direkt hinter ihm aufhielt. Er mußte sich sogar auf dem Wagen befinden und gab ein leises Lachen von sich.
»Wo kommst du her?« fragte Suko.
»Ich war eigentlich immer bei dir.«
»Du bist mitgeflogen?«
»Ja, ich stieg auf, als wir mal an Höhe verloren, aber das hast du nicht gemerkt.«
»In der Tat.«
»Außerdem kann ich dich beruhigen, wir sind nicht verfolgt worden, denn einen fliegenden Rennwagen haben wohl die meisten Menschen für eine Einbildung gehalten.«
»Das ist ihnen nicht zu verdenken.«
»Meine ich auch.«
»Und wie geht es weiter?«
»Jetzt darfst du aussteigen.«
Das ließ sich Suko nicht zweimal sagen. Er kroch aus dem Cockpit hervor und hörte, daß sich Nico hinter ihm ebenfalls bewegte. Dann drehte sich Suko um.
Nico lächelte ihn an. Er stand da und gab sich völlig harmlos. Er sah auch nicht anders aus als jeder Junge in seinem Alter. Vielleicht trug er das blauschwarze, glänzende Haar um eine Idee zu lang, ansonsten machte er nicht den Eindruck eines
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