0712 - Der Mumienfluch
herumgesprochen.«
»Das nehme ich Ihnen nicht ab. Es war eher eine junge Frau namens Sarah Wingate.«
»Möglich, aber wen interessiert das schon? Lassen Sie uns lieber über andere Dinge reden.«
»Gern.«
»Was wollen Sie?« fragte James Corall und legte sich auf seinem Stuhl so weit wie möglich zurück.
Abe Douglas schaute den Mann an. Corral machte auf ihn einen sehr selbstsicheren Eindruck. Der Stuhl paßte zu ihm. Da konnte er sich ausbreiten wie ein König.
James Corall besaß Übergewicht, was sich auch auf seinem Gesicht abzeichnete. Es mochte Menschen geben, die seine dicken Wangen mit einem gütigen Ausdruck belegten, für Abe waren sie einfach nur fett.
Klein dagegen die Augen, die in dem bleichen Gesicht kaum auffielen.
Wer aber genauer hinschaute und sich länger mit ihm befaßte, dem mußte der fanatische Ausdruck darin auffallen.
Seine dunklen Haare waren glatt und nach hinten gekämmt. Sie glänzten, als würde sich eine Schicht aus dünnem Fett darüber hinwegziehen.
So dick wie das Gesicht mußte auch der Körper sein. Schließlich standen beide in einem gewissen Verhältnis zueinander. Nur konnte Abe ihn nicht erkennen, weil er unter dem hellen Gewand verborgen lag. Aus den Kuttenärmeln schauten die Hände hervor. Kleine Finger sahen aus wie helle Würste und waren vorn gekrümmt.
Er lächelte, und Abe hatte den Eindruck, ihm würde die Galle allmählich überlaufen. Wenn er an die Morde dachte und diesen Kerl so sah, hätte er ihm am liebsten die Faust in das fette Gesicht gedroschen, aber das konnte er sich als G-man nicht erlauben.
»Sie haben mich also erwartet«, sagte er.
»Ja, man berichtete mir davon.«
»Dann wissen Sie, was ich suche.«
»Nein.« Corall tat harmlos. »Möglicherweise die Erleuchtung, denn die könnte ich Ihnen geben, Mr. Sinclair.«
»Das glaube ich gern. Nur kommt es ganz darauf an, was Sie unter Erleuchtung verstehen. Ich für meinen Teil hätte gern einen mehrfachen Mörder gestellt.«
»Ach.«
»Ja, Mr. Corall, und diesen Killer suche ich bei Ihnen. Ich bin davon überzeugt, daß Sie ihn kennen, ihn möglicherweise sogar geschickt haben. Er ist kein Mensch, sondern eine Mumie!«
Corall beugte sich vor. Er preßte seine Hand gegen den Mund, weil Abe das Lachen nicht hören sollte. »Was sagen Sie da, Mr. Sinclair? Ich soll einen Mörder geschickt haben?«
»Die Spuren weisen auf Sie hin.«
»Aber wieso?«
»Das werde ich herausfinden.«
»Nur weil ich anders lebe?« höhnte der Fette, »und meine Freunde davon überzeugen konnte, denselben Weg zu gehen wie ich?«
»Es bleibt jedem überlassen, wie er lebt. Vorausgesetzt, er achtet die Gesetze. Wir sind ein sehr freies Land.«
»Ja, das weiß ich.« Er senkte den Kopf und schaute dabei auf eine kleine Pyramide aus türkisfarbenem Glas, die er vor sich auf dem Schreibtisch stehen hatte. »Ist sie nicht wunderbar?« fragte er mit leiser, beinahe singender Stimme.
»Man kann sich darüber streiten.«
Corall ließ sich nicht unterbrechen. »Wissen Sie, Sinclair, diese Pyramide ist das Leben. Sie enthält alles, was man braucht, um in einer bestimmten Ebene existieren zu können.«
»Sorry, aber da kann ich Ihnen nicht folgen.«
»Ich könnte es Ihnen erklären, Mr. Sinclair.«
»Wenn es Ihnen Spaß macht, dann bitte.«
Corall lächelte süffisant und drohte mit dem Zeigefinger. »Geben Sie nur acht. Vielleicht bleiben Sie hier und streifen das Gewand des Lichts über.«
»Ich fühle mich in meiner Kleidung ganz wohl.«
»Das haben die anderen auch gesagt.«
»Okay, aber kommen Sie endlich zur Sache, Mr. Corall. Ich habe meine Zeit nicht gestohlen.«
»Haben Sie sich schon mit dem Rätsel der Pyramiden beschäftigt, Mr. Sinclair?«
»Kaum«, gab Abe zu.
»Dann muß ich ausholen…«
»Aber nicht zu weit, Corall. Ich bin es gewohnt, daß sich Experten präzise fassen.«
»Keine Sorge.« Er machte einen zufriedenen Eindruck. Seine Schweinsäuglein beobachteten den G-man, und dann strömte es aus ihm hervor wie aus einem Wasserfall. »Die Faszination der Pyramiden ist ungebrochen. Es gibt Geheimnisse und verborgene Schätze, Mysterien, Schwingungen, auch Wissen. Denken Sie an die ewig lächelnde Sphinx. Auch sie hat ihre Geheimnisse noch nicht preisgegeben. Das gleiche gilt für viele Pyramiden. Trotz modernster angewandter Technik ist es noch nicht gelungen, die Pyramiden ganz zu entdecken. Okay, man kann sie genau vermessen, aber ihre eigentlichen Geheimnisse sind nicht erforscht
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