0712 - Der Mumienfluch
Kind zu machen.
Ja, Suko war ein Kind geworden!
Er konnte unsere Sprache nicht mehr sprechen, denn die Magie hatte ihn in die Zeit zurückversetzt, wo er noch in einem Kloster lebte, um von den Mönchen erzogen zu werden.
Nur wenn er einen direkten Kontakt mit seinem Stab hatte, reagierte er normal. Dann sprach er wieder mit derselben Stimme, dann erinnerte er sich an alles, dann handelte er auch so. Nur leider nicht als Erwachsener, sondern als Kind.
Ich hatte Abe Douglas davon erzählt und in seinen Augen das Grauen gesehen. Er konnte sicherlich genau nachfühlen, was in meinem Innern vorging, hatte aber wenig Fragen gestellt, sondern nur gesagt, daß er mir die Daumen drückte.
»Und wenn du über das Thema reden willst, ich habe immer ein offenes Ohr für dich, John.«
»Danke, das kann ich brauchen.«
Ich hätte ihm weiter berichten können, über Cigam, dieses magische Kunstgeschöpf, das ebenfalls versucht hatte, Suko an sich zu ziehen, um ihn zu einer Psycho-Bombe zu machen.
Es war ihm nicht gelungen, und ich hatte lange darüber nachgegrübelt, weshalb er nicht mit einem härteren Geschütz aufgefahren war, die Macht dazu besaß er schließlich. Er hatte seine Kräfte überhaupt nicht voll ausgespielt, sich fast naiv benommen, doch über diesen Grund hatte ich nichts mehr in Erfahrung bringen können.
Es lief nicht gut. In mir hatte sich der Eindruck festgesetzt, daß der Teufel mit uns spielen wollte, um das Feld für einen großen Schlag vorzubereiten.
Abe ging vor.
Gesichter von Männern und Frauen huschten an mir vorbei. Schwitzende Körper, grelle Schminke, Lachen, wilde Begeisterung, überdreht, hitzig, ein Kessel angefüllt mit Emotionen, den wir zum Glück bald hinter uns ließen, als Abe Douglas neben einer Eisentür stehenblieb, die von zwei Männern flankiert wurde.
Sie gehörten einer privaten Wachmannschaft an, trugen Revolver und Gummiknüppel. Die Schirme der Mützen hatten sie in die Stirnen gezogen. Aus den kurzen Ärmeln schauten mächtige, muskelbepackte Arme hervor.
Abe Douglas zeigte seinen Ausweis. »Sherman erwartet uns«, sagte er knapp.
»Wir wissen Bescheid.« Einer der beiden öffnete uns die Tür. Dahinter lag ein schmaler Gang, dessen Wände hell gestrichen waren. An ihnen klebten bunte Filmplakate alter Streifen aus den vierziger und fünfziger Jahren. Das Gesicht eines Humphrey Bogart tauchte des öfteren auf.
Hinter uns war die Tür wieder zugefallen. Wir konnten endlich durchatmen, auch wenn die kühle Luft aus einer Klimaanlage gepustet wurde und mir in den Nacken blies. Die Rillen sah ich unter der Decke, als kleine Gitter waren sie zusammengefaßt worden.
Ich wischte mir den Schweiß aus dem Gesicht. Abe Douglas schaute mir grinsend zu. »Manchmal ist New York eine Hölle«, erklärte er.
»Besonders im August.«
»Da hast du recht.«
»Aber keine Sorge, das schaffen wir auch noch. Wenn Sherman wirklich mehr weiß, haben wir eine echte Chance, den achtfachen Killer zu stellen.«
»Das will ich nicht abstreiten, Abe, doch ich möchte nur wissen, weshalb sich ein Mann wie dieser Sherman damit beschäftigt hat. Es kann ihm doch egal sein, daß…«
»Ist es ihm nicht. Eines der Opfer hat ihm sehr nahe gestanden. Es war seine Schwester.«
»Oh.«
»Ja, John. Sie ist den falschen Weg gegangen, wie mir Sherman mal sagte. Sie hat sich von allem losgesagt, um die große Kraft zu tanken, die ihr weiteres Leben bestimmen soll.«
»Und was sagst du dazu?«
»Nichts, John. Ich kann dazu einfach nichts sagen, weil ich eben nicht weiß, was hinter dieser großen Kraft steckt. Sie ist für mich nach wie vor ein Phänomen.«
»Ja, möglich.«
»Und ich finde auch, daß diese Kraft etwas mit dem Mörder zu tun hat. Daß der Killer von ihr geleitet wurde. Es gibt für mich keine andere Erklärung. Nur müssen wir die Kraft eben finden und sie ausschalten.«
Er lächelte über sich selbst. »Ich bin sonst nicht so theoretisierend, aber in diesem Fall komme ich einfach nicht weiter.«
»Immerhin wissen wir, daß der Killer eine Mumie sein soll. Oder sogar eine Mumie ist.«
»Ja, das sagt man.«
»Wer hat sie denn genau gesehen?«
»Zumindest nicht die Reporter der Blätter, die über sie geschrieben haben. Ich weiß nicht einmal genau, wie alles zustande gekommen ist. Aber das ist eine andere Sache. Für uns zählt doch nur, daß Sherman mehr weiß. Er hat sehr an seiner Schwester gehangen, konnte ihren Tod nicht überwinden und hat selbst Nachforschungen
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