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0714 - Die Totenfrau ist da

0714 - Die Totenfrau ist da

Titel: 0714 - Die Totenfrau ist da Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie nur. In ihrer Nähe raschelte es, da hörte sich manches an, als würden menschliche Stimmen sich gegenseitig etwas zuflüstern, da war die Welt angefüllt mit einer ungewöhnlichen, für sie fremden Musik, eine Melodie der Natur.
    Es bereitete ihr keine Furcht, ließ jedoch ein gewisses Unbehagen zurück.
    Und als der Wind die hohen Gräser so bewegte, daß sie Harriets Rücken streiften, schrak sie heftig zusammen.
    Sie drehte sich um - und spürte den eisigen Schauer auf ihrer Haut.
    Vor ihr saß eine Bestie!
    Schwarz, widerlich schwarz, mit Augen, die in einem kalten Grün glühten. So rund wie der Mond, aber viel gefährlicher.
    Es war eine Katze, die sich hinter ihrem Rücken angeschlichen hatte und nun von ihr angestarrt wurde.
    Sie haßte Katzen. Sie erinnerte sich daran, daß sie auch auf dem Friedhof gewesen waren, und jetzt hockte eine dieser kleinen haarigen Bestien genau vor ihr.
    Harriet schüttelte sich. Sie dachte daran, nach Haus zu rennen, nur traute sie sich nicht, sich zu bewegen, aus Furcht davor, daß ihr die Katze ins Gesicht springen und sie mit ihren scharfen Krallen verletzen könnte.
    Was tun?
    Einfach sitzenbleiben, bis die Katzen verschwunden waren? Das konnte dauern, denn ihr war bekannt, welch eine Geduld diese Tiere aufbringen konnten.
    Den Blick mochte sie nicht. Sie spürte die Kälte auf der Haut. Dann warf sie einen Blick auf ihr Ziel.
    Das Licht brannte noch hinter der Scheibe.
    Sie klatschte in die Hände, zischte dabei, und die Katze machte aus dem Stand einen Satz.
    Harriet lachte hinter ihr her. Es war ein scharfes Lachen, das Lachen einer Siegerin. Sie hatte gewonnen, sie hatte die Katze besiegt, sie war über ihren eigenen Schatten gesprungen.
    In einer derartigen Lage wie an diesem Abend hatte sich Harriet Slade noch nie befunden. Hier galt es nicht, über andere Leute zu reden, hier mußte, sie selbst etwas tun. Aktiv werden, sich Dingen nähern, die gefährlich werden konnten.
    Und genau das hatte sie geschafft. Sie war doch besser, als sie sich zugestehen wollte.
    Mit genau ausgetüftelten Bewegungen drückte sich die Frau wieder in die Höhe.
    Die Haut in ihrem Gesicht sah aus, als wäre sie in die Länge gezogen worden und würde dann an den Enden von Klammern gehalten. So straff, so gespannt. Ihr Blick war ein einziges Lauern. Mit schwerfällig wirkenden Bewegungen durchschritt sie das unebene Gelände, die Augen stets auf das Haus gerichtet.
    Da wohnte die Witwe, da lebte der Feind! Sie würde Beweise dafür finden, daß diese Person mitschuldig am Tod ihres Mannes gewesen war. Nicht allein an dessen Tod, auch am Ableben der anderen Menschen, die unter dem Schein des Vollmondes gestorben waren. Sie würde die große Heldin sein, und wieder sah sie sich in den Zeitungen abgedruckt, wo ihr Bild sogar auf der Titelseite prangte.
    Reißen würden sich die Medien um sie.
    Harriet atmete die würzige Luft ein. Sie drang tief in ihre Lungen, war für sie Balsam. Ihre Augen glänzten, und sie kam sich vor wie eines jener nächtlichen Wesen, von denen in Märchenbüchern geschrieben wurde. Diese Wesen waren eigentlich nicht sichtbar, aber immer vorhanden.
    Ihr fiel ein, daß sie keine Waffe bei sich trug. Schlagartig sank ihre Laune.
    Eine Mörderin war bewaffnet, bestimmt sogar. Wenn die Witwe nun einen Revolver oder ein Messer hatte, was tat sie dann?
    Für einen Moment dachte sie an die Rückkehr, dann wiederum sah sie die imaginären Zeitungen vor sich, sah ihr Bild, ihre Kommentare, und das gab ihr den nötigen Schub.
    Sie ging weiter.
    Der Wind streifte sie. Er brachte auch die Geräusche der Nacht mit, die sie umwehten.
    Sie klangen geheimnisvoll. Rascheln und Wispern, ein leises Knacken, möglicherweise auch ein Schnurren.
    Das alles begleitete sie auf dem Weg, und Harriet dachte auch an die Katzen.
    Lauerten sie in der Nähe?
    Es war einfach zu dunkel, als daß sie etwas hätte erkennen können. Besonders in der Nähe des dicht bewachsenen Bodens, wo das hohe Gras einen langen Schatten bildete.
    Daß Katzenaugen im Dunkeln leuchten, hatte sie schon gesehen. Jetzt überkam sie der Eindruck, von diesen funkelnden Augen verfolgt zu werden, ohne daß sie diese zu Gesicht bekam.
    Sie waren einfach da.
    Unsichtbar und gefährlich…
    War da nicht ein Schatten, der rechts von ihr durch das Unterholz huschte?
    Sie blieb stehen.
    Auf ihrer Brust spürte sie den Druck. Am Himmel glotzte der Mond wie ein sattgelbes Auge. Er hatte an Färbung zugenommen, er schaute auf die

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