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0714 - Die Totenfrau ist da

0714 - Die Totenfrau ist da

Titel: 0714 - Die Totenfrau ist da Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Deckung hervor den Abmarsch der Trauergäste beobachtet. Ihr war nicht die Unterhaltung der Selma Scott mit diesem Fremden entgangen, und sie hatte auch die Katzen gesehen, die sich an das Grab herangeschlichen hatten.
    Katzen, dazu pechschwarz - sie haßte diese Tiere. Sie mochte keine Katzen, deren Fell so haarte, die sanft schnurrten und im nächsten Augenblick zuschlagen konnten.
    Diese Tiere paßten zu dem Weib. Die Katzen und der Teufel, das war für sie eine Soße.
    Sie war allein in ihr Haus gegangen und hatte sich umgezogen. Eine schwarze Hose, einen dunkelblauen Pullover, eine ebenfalls dunkle Strickmütze auf dem Kopf sollte ihr die nötige Tarnung verleihen. Hinzu kam die Stableuchte, die sie ebenfalls mitnehmen wollte, denn zu lange würde es nicht mehr hell sein.
    Sie verließ ihr Haus durch die schmale Hintertür, als sich allmählich der Himmel verdunkelte, es aber noch Zeit war, bis die Dämmerung einsetzte. Das Reueessen mußte jetzt längst vorbei sein, die Trauergäste hatten den Ort verlassen.
    Als sie die Tür hinter sich zuschob, gackerten die Hühner im nahen Stall aufgeregt, weil sie damit rechneten, gefüttert zu werden. Darauf würden sie noch warten müssen.
    Harriet Slade schlug einen kleinen Bogen, bis sie einen bestimmten Feldweg erreicht hatte, der sich zwischen den Wiesen hindurchschlängelte und auch über einen schmalen Bach hinwegführte, der kein Wasser mehr hatte, weil es zu trocken gewesen war.
    Harriet Slade war hier aufgewachsen. Ihre Eltern hatten sie auch nur selten nach London fahren lassen und ihr stets eingetrichtert, daß diese Stadt nicht anders war als ein gewaltiges Sündenbabel, das den Aufrechten fressen würde.
    Sie wollte natürlich nicht gesehen werden und ging ziemlich geduckt. Manchmal blickte sie hoch zum Himmel. Er kam ihr vor wie eine große Kinoleinwand, auf der sich nur ein einziges Motiv abzeichnete, eben der Mond, der voll, noch sehr blaß und kreisrund hinter den dünnen Wolkendecken stand und auf die Erde glotzte.
    Sie bewegte sich an den Rückseiten der Häuser entlang. Genau dort, wo sich zumeist die Gärten befanden, die alle eingezäunt waren.
    Da sie geduckt weiterschlich, war auch ihr Kopf nicht zu sehen. Zudem entfernte sie sich vom eigentlichen Ort, erreichte die wilde Natur, wo die Bauern früher ihre Felder besessen hatten, sie dann aufgeben mußten, weil sich der Anbau nicht mehr lohnte. Jetzt war das Unkraut gewuchert und bildete an einigen Stellen schon einen fast undurchdringlichen Tunnel.
    Sie blieb stehen.
    Das Ziel lag in Sichtweite. Sie konnte auf die Rückfront des Hauses schauen, und plötzlich schlug ihr Herz schneller. Dieser Anblick flößte ihr eine starke Furcht ein, obwohl alles normal aussah, denn hinter einem Fenster, es gehörte zum Wohnraum der Frau, leuchtete Licht.
    Sie konzentrierte sich darauf und glaubte auch, einen Schatten zu sehen, der sich hinter dem Fenster bewegte. Diese Teufelin schien in ihrem Wohnraum von einer Seite zur anderen zu gehen. Harriets Gesicht verzog sich, sie knirschte mit den Zähnen. Sie glaubte nicht daran, daß diese Person Reue empfand. Nein, dazu war sie nicht der Typ. Sie ging möglicherweise deshalb hin und her, weil sie einfach zu aufgeregt war. Falls sie ein Gewissen hatte, würde dies verdammt schlecht sein. Doch ein Gewissen traute ihr Harriet nicht zu.
    Ein Herz hatte sie bestimmt auch nicht. Statt dessen lag in ihrer Brust ein Stein.
    Verdacht hatte sie wohl nicht geschöpft. Dieses Biest war einfach zu abgebrüht, aber wer mit dem Teufel paktierte, der bekam ja eine relative Sicherheit.
    Sie wartete noch.
    Stille umgab sie. Ein leichter Frühabendwind strich über das Gelände und spielte mit zahlreichen Gräsern, Halmen und Zweigen. Er ließ sie zittern, als würden sie unter einem Kälteschauer leiden.
    Minuten vergingen.
    Immer öfter schaute sie hoch zum Himmel, denn der Vollmond irritierte sie nicht nur, sie wußte auch, daß dieser Erdtrabant für die Killerin so etwas wie ein Motor war.
    Alle Morde in den letzten Jahren waren bei Vollmond geschehen. Selma Scott mußte einfach eine besondere Beziehung zu diesem Himmelskörper haben. Etwas anderes konnte sich Harriet nicht vorstellen.
    Sie hatte sich geduckt. Der Duft des Grases umwehte sie. Die Halme zitterten nahe vor ihrem Gesicht. Die Frau hatte das Gefühl, den Geruch trinken zu können, und unter dem Licht des Mondes nahm die Dämmerung des Abends allmählich Leben an.
    Die Tiere erwachten. Sie sah sie nicht, sie hörte

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