0714 - Kinder der SOL
Ende!"
Auf dem Bildschirm des Interkoms wurde das Gesicht des Cheforters sichtbar, eines Mannes in mittlerem Alter, mit schmalem Gesicht, hoher Stirn und fast haarlosem Schädel.
„Sir!" sagte der Mann. „Ortungssysteme des Schiffes zeigen keine Werte an. Wir sind dabei, die Geräte zu überprüfen, aber sie scheinen einwandfrei zu arbeiten."
Galbraith Deighton hatte das Gefühl, als hätte ihm jemand einen Kübel Eiswasser über den Rücken geschüttet.
„Ermitteln Sie die Fehlerquelle!" befahl er, dann schaltete er den Interkom ab.
Minutenlang saß er wie gelähmt in seinem Kontursessel. Ohne funktionierende Ortungssysteme war es innerhalb dieser völlig fremden Galaxis unmöglich, sich zu orientieren. Es gab keine Sternkarten von dieser kugelförmigen Ballung aus Sonnen und Planeten. Dadurch wäre eine Umkehr ebenso riskant gewesen wie ein Weiterflug.
Deightons Blick wanderte über die Gesichter der Männer, die sich mit ihm in der Hauptzentrale der BRESCIA befanden. Sie zeigten Unruhe, aber noch keine Panik. Diese Leute waren das Ungewöhnliche gewohnt. Sie verloren nicht so leicht die Nerven.
Aber irgendwann würden auch sie in Panik geraten oder resignieren - je nach Temperament -, wenn die BRESCIA erst einige Wochen lang ziellos durch das Sternengewimmel von Balayndagar geirrt war.
Er seufzte und stellte eine Interkomverbindung zu Joscan Hellmut her. Als der Kybernetiker sich meldete, berichtete er ihm von dem Vorfall.
„Diesmal ist die Erfüllung unserer Mission in Frage gestellt. Mr.
Hellmut", schloß er. „Ich bin gezwungen, harte Maßnahmen zu ergreifen, falls sich herausstellen sollte, daß Romeo und Julia die Ortungssysteme lahmgelegt haben. In dem Fall würde ich sie aus dem Schiff entfernen lassen."
Hellmuts Gesicht bewies, daß der Kybernetiker diesmal betroffen war.
„Ich werde die Roboter zur Rede stellen, Sir", erklärte er. „Bitte, warten Sie meine Rückmeldung ab."
„Ich werde warten, aber nicht mehr lange", erwiderte Deighton.
*
Joscan Hellmut begab sich sofort zu den beiden Robotern.
Diesmal zweifelte er nicht daran, daß Romeo und Julia Sabotage getrieben hatten. Er wußte nur noch nicht, wie sie es fertiggebracht hatten, die Geräte der Ortungszentrale weiterhin scheinbar einwandfrei arbeiten zu lassen, ohne daß die Ortungssysteme des Schiffes irgendwelche Werte anzeigten.
Eigentlich waren die beiden Roboter allein dazu nicht in der Lage. Sie konnten derart komplizierte Operationen nur dann erfolgreich durchführen, wenn sie nach Anweisungen arbeiteten, die von SENECA kamen.
Folglich mußten Romeo und Julia noch immer Kontakt zur Hyperinpotronik haben. Ihr Schmerz über die Trennung von SENECA war demnach nur gespielt gewesen.
Das erbitterte den Kybernetiker. Er fühlte sich von zwei Wesen betrogen, die er stets als seine Freunde betrachtet hatte.
Dementsprechend heftig waren die Vorwürfe, die er den beiden Robotern machte.
Aber Romeo und Julia stritten alles rundweg ab.
„Unser Ziel ist identisch mit dem unserer Schöpfer, Joscan", erklärte Romeo. „Wir wollen euch dabei helfen, die SOL von Last Stop wegzubringen. Da das nur mit Hilfe der Kelosker erreicht werden kann, werden wir versuchen, die BRESCIA zu den Beherrschern von Balayndagar zu bringen."
„Wie wollt ihr das, wenn die Ortungssysteme versagen?"
erkundigte sich Hellmut. „Könnt ihr sie reparieren?"
„Das können wir nicht, denn wir wissen nicht, wo die Fehlerquelle liegt", erwiderte Julia. „Aber wir verfügen über die Daten, mit deren Hilfe der Bordcomputer in der Lage ist, das Schiff auch dann ans Ziel zu bringen, wenn alle Ortungssysteme versagen."
Joscan Hellmut runzelte mißtrauisch die Stirn.
„Das könnt ihr nur, wenn ihr mit einem solchen Zwischenfall gerechnet habt", erklärte er.
„Wir haben mit allen nur denkbaren Zwischenfällen gerechnet und uns entsprechend darauf vorbereitet", erwiderte Romeo.
„Zwar konnten auch wir nicht ahnen, daß die Ortungssysteme der BRESCIA ausfallen würden, aber wir rechneten - unter anderem - mit der Fremdbeeinflussung der Ortungssysteme."
„Das klingt logisch", gab Hellmut zurück. „Gehen wir zum Kommandanten!"
Er begab sich mit den beiden Robotern zur Hauptzentrale und erklärte Deighton: „Es sieht so aus, als ob nur Romeo und Julia uns helfen und die BRESCIA ans Ziel führen könnten, Sir", erklärte er. „Sie haben versichert, daß sie auf alle nur denkbaren Zwischenfälle vorbereitet sind und über Daten verfügen,
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