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0714 - Kinder der SOL

Titel: 0714 - Kinder der SOL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Deighton. „Hellblaue Haut. Ich erinnere mich, daß Dr. Hershan von einer hellblauen Hand sprach, die aus dem Großen Katarakt gekommen sein soll. Und Captain Lahore, der Romeo und Julia im Saal der Ballettschule entdeckte, berichtete von einer kleinen hellblauen Hand, die ganz kurz aus der Wand des Saales gekommen sein soll. Eine kleine hellblaue Hand, das hätte durchaus die Hand eines Kindes sein können."
    „Aber welches Menschenkind hat schon hellblaue Haut!"
    wandte der Erste Offizier ein.
    „Vielleicht war es gar kein menschliches Kind", gab Joscan Hellmut zu bedenken. „Vielleicht war es nicht einmal ein Kind, sondern ein Extraterrestrier, der nur einem terranischen Kind ähnelte."
    „Schon möglich", gab Deighton zu.
    „Aber das erklärt noch lange nicht, wie ein Unbefugter an Bord der BRESCIA gekommen sein soll!" protestierte der Erste Offizier.
    „Natürlich nicht", meinte Galbraith Deighton besänftigend. „Es sei denn, es handelt sich um einen Teleporter."
    Er wollte noch mehr sagen, doch in diesem Augenblick stimmten Romeo und Julia einen merkwürdigen Gesang an, der wegen ihrer plärrenden Stimmen und seines Textes grotesk und unheimlich zugleich wirkte.
    Der Text lautete: „Sieben, neun, acht, im Hyperkom hat es gekracht. Zwei, drei, vier, der Sternenwolf steht vor der Tür. Der Strahlensturm summt an der Wand, SENECA hat ihn nicht erkannt."
    So plötzlich, wie sie ihr Lied angestimmt hatten, brachen die beiden Roboter ihren Gesang wieder ab. Ihre zahlreichen Lampen flackerten hektisch.
    Galbraith Deighton blickte den Kybernetiker fragend an.
    „Was war das, Mr. Hellmut?"
     
    *
     
    Joscan Hellmut war blaß geworden.
    „Das kann ich mir auch nicht erklären, Sir", antwortete er.
    „Romeo und Julia!"
    Die beiden Roboter wandten die würfelförmigen Köpfe langsam in Hellmuts Richtung. Ihre Münder klappten auf, und sie fragten wie aus einem Mund: „Warum störst du uns, Joscan?"
    „Was habt ihr da eben gesungen?" fragte Hellmut. „Und vor allem: Warum habt ihr das gesungen?"
    „Wir haben nicht gesungen, sondern gearbeitet", erwiderte Romeo. Galbraith Deighton holte tief Luft.
    „Wir alle haben gehört, daß ihr gesungen habt und was ihr gesungen habt, Romeo und Julia. Es ist zwecklos, eine allgemein bekannte Tatsache abstreiten zu wollen."
    „Richtig, Sir", sagte Julia. „Aber wir streiten nichts ab. Wir stellen nur fest, daß wir nicht gesungen haben. Wäre es anders, müßten wir es doch wissen."
    „Was sollen wir denn gesungen haben?" warf Romeo ein.
    Deighton wiederholte den Text, dann blickte er die beiden Roboter fragend an.
    „Es handelt sich um ein altes Kinderlied, das vor ungefähr dreiundzwanzig Jahren von Catryn Hratec gedichtet wurde", erklärte Julia. „Seitdem singen es die Kinder an Bord der SOL.
    Die Behauptung, SENECA würde einen Strahlensturm nicht erkennen, ist natürlich unsinnig. SENECA weiß alles. Schon allein deshalb würden Romeo und ich diesen Text niemals vortragen."
    „Das ist doch...!" fuhr der Erste Offizier auf.
    „Immer mit der Ruhe, Sir!" sagte Joscan Hellmut. „Wenn die beiden Roboter behaupten, sie hätten das Lied nicht gesungen, so sagen sie zweifellos die Wahrheit - die Wahrheit nämlich, die sie kennen. Folglich wissen sie nicht, daß sie das Lied gesungen haben. Warum sollten sie es sonst abstreiten?"
    „Ich weiß es nicht, Mr. Hellmut?" erwiderte der Erste Offizier.
    „Ich weiß nur, daß Positroniken nichts vergessen können, wenn es nicht gelöscht wird. Demnach müssen die Positronengehirne von Romeo und Julia fehlerhaft arbeiten."
    Er wandte sich an Deighton.
    „Sir, ich beantrage, daß die beiden Roboter sofort von der Hauptpositronik gelöst werden. Da ihre Speichersektoren nicht einwandfrei arbeiten, dürfen wir uns ihnen nicht länger anvertrauen."
    Galbraith Deighton zögerte.
    „Was meinen Sie dazu, Mr. Hellmut?" fragte er nach einer Weile.
    Joscan Hellmut dachte daran, daß Romeo und Julia sehr wahrscheinlich noch immer in ständigem Hyperfunkkontakt mit SENECA standen. Da die Speichersektoren der Hyperinpotronik absolut nichts vergessen konnten, konnten auch Romeo und Julia nichts vergessen. Es sei denn, sie waren irgendwie beeinflußt worden. Dann mußte aber gleichzeitig die Verbindung mit SENECA für kurze Zeit unterbrochen gewesen sein.
    „Ich bin sicher, daß Romeo und Julia einwandfrei arbeiten", erklärte der Kybernetiker. „Meiner Meinung nach unterlagen sie vorübergehend einer von außen kommenden

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