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0714 - Kinder der SOL

Titel: 0714 - Kinder der SOL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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mit deren Hilfe unser Bordcomputer das Schiff doch noch ans Ziel steuern kann."
    „Das gefällt mir nicht", erwiderte Galbraith Deighton. „Sehen Sie doch auf die Bildschirme der Panoramagalerie, Mr. Hellmut! Eine Masse von Sternen im Dunkel des Alls, das ist alles, was wir sehen. Nirgends können wir einen Bezugspunkt erkennen, weil wir keinen haben. Wenn wir uns den beiden Robotern anvertrauen, fliegen wir praktisch blind - und zwar im Sinne des Wortes."
    „Sie müssen uns und dem Bordcomputer vertrauen, Sir", warf Julia ein. „Anders kommen Sie nicht aus dem Dilemma heraus."
    Deighton lachte bitter.
    „Ich soll mich ausgerechnet den beiden Wesen anvertrauen, denen ich am meisten mißtraue, Julia. Findest du nicht, daß das eine Zumutung ist?"
    „Nein, Sir, denn Ihr Mißtrauen ist unberechtigt", antwortete Julia. „Sie können uns glauben, daß wir nur das Beste wollen."
    Galbraith Deighton dachte lange nach, dann holte er tief Luft und sagte: „Mir bleibt wohl weiter nichts übrig, als in den sauren Apfel zu beißen, da es der einzige erreichbare Apfel ist."
    „In welchen sauren Apfel, Sir?" erkundigte sich Joscan Hellmut.
    „Ich weiß zwar, daß Äpfel eßbare Früchte sind, die auf Terra an Bäumen wachsen. Aber auf der SOL habe ich noch nie welche gesehen."
    „Es war symbolisch gemeint, Mr. Hellmut", erwiderte Deighton mit einem Anflug komischer Verzweiflung in der Stimme. „Ich wollte ausdrücken, daß wir Romeo und Julias Hilfe annehmen müssen, da wir ohne ihre Hilfe überhaupt nicht wüßten, wohin wir uns wenden sollten."
    Er wandte sich an das Roboterpärchen und befahl: „Fangt an!"
     
    4.
     
    Die beiden Roboter boten einen beinahe komischen Anblick, wie sie reglos vor dem Hauptsteuerpult standen und sich an die Verbindungen zur Hauptpositronik angeschlossen hatten.
    Galbraith Deighton fand es allerdings nicht erheiternd. Sein Mißtrauen gegen Romeo und Julia war keineswegs abgebaut, dennoch hielt er es für besser, die BRESCIA von den beiden Robotern an irgendein Ziel bringen zu lassen, anstatt ziellos durch die Kleingalaxis zu irren und dabei vielleicht noch einem Schiff der Laren in die Quere zu kommen.
    Vor dreieinhalb Minuten war das Schiff in den Linearraum gegangen. Der Reliefschirm funktionierte und zeigte voraus einen leuchtenden Punkt: die von den Robotern angesteuerte Zielsonne.
    Allerdings: mehr als dieser Punkt war nicht auf den Reliefschirm zu bekommen, da dazu die Zuschaltung der hochwertigen Ortungspositronik notwendig gewesen wäre. Die aber war, wie das gesamte Ortungssystem der BRESCIA, ausgefallen.
    Das schlimmste für den Gefühlsmechaniker aber war die Untätigkeit zu der die Besatzung verurteilt war. Romeo und Julia hatten praktisch das Kommando über das gesamte Schiff übernommen, und niemand vermochte zu kontrollieren, welche Daten zwischen ihnen und der Hauptpositronik hin und her flössen.
    Deighton wandte sich um und sagte zu Hellmut, der schräg hinter ihm saß: „Warum beschleunigen sie die BRESCIA nicht schneller? Das Schiff könnte im Linearraum eine tausendmal höhere Geschwindigkeit erreichen."
    Joscan Hellmut zuckte mit den Schultern.
    „Ich weiß, Sir", gab er zurück.
    Mehr sagte er nicht.
    Er sagte auch nicht, daß er sicher war, daß die beiden Ableger mit SENECA in Hyperfunkverbindung standen. Wahrscheinlich kamen die Daten, die Romeo und Julia auf die Hauptpositronik der BRESCIA überspielten, nicht aus ihren Positronengehirnen, sondern von der Hyperinpotronik.
    Zum erstenmal war Joscan Hellmuts Glaube an die Unfehlbarkeit von SENECA erschüttert worden. Er war sich plötzlich nicht mehr sicher, daß SENECA auf jeden Fall das Beste für die Bewohner der SOL wollte.
    Vielleicht, so überlegte er, war die Hyperinpotronik der SOL doch hilflos den Befehlsimpulsen der keloskischen Instrumente ausgeliefert und konnte diejenigen Befehle, die eindeutig zum Schaden der SOL-Besatzung waren, nicht umgehen oder neutralisieren.
    Andererseits zweifelte Hellmut nicht daran, daß SENECA, falls er das wollte, die Entwicklung zugunsten der Kelosker erheblich hätte beschleunigen können. Wahrscheinlich wußte die Besatzung der SOL nicht einmal, wie hilflos sie im Grunde genommen diesem Riesengehirn gegenüber war, das praktisch alle Lebens- und Arbeitsbereiche an Bord der SOL beherrschte.
    Da SENECA dennoch darauf verzichtet hatte, den Widerstand der Terraner mit einem Schlag zu brechen und sie den Keloskern auszuliefern, blieb nach Hellmuts Meinung immer noch ein

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